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Lukaschenko krank? Belarus fehlt bei Putin-Dinner – Rätselraten über Gründe

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Von: Florian Naumann

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Alexander Lukaschenko zählte zu Putins Parade-Gästen – später am Tag fehlte der belarussische Diktator. Gerüchten zufolge wegen gesundheitlicher Probleme.

Moskau/Minsk – Der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko gehörte zu den wenigen internationalen Staatsgästen bei den 9.-Mai-Feierlichkeiten in Moskau. Beim folgenden „Frühstück“ in Wladimir Putins engstem Kreis war der Präsident des Nachbarlandes aber offenbar nicht mehr dabei: Fotos der Runde zeigen Lukaschenko nicht. Auch auf Videoaufnahmen fehlte der 68-Jährige – im Gegensatz zu seinen Amtskollegen aus Armenien, Kasachstan oder Tadschikistan.

Über die Gründe für die Absenz wird noch spekuliert. Lukaschenko verließ die Feiern in Moskau aus „gesundheitlichen Gründen“ nach der Parade vorzeitig, schrieb aber die Nachrichtenagentur dpa. Ähnliches war aus der Ukraine zu hören: Lukaschenko habe russischen Telegram-Kanälen zufolge Moskau bereits verlassen, er sei von einem Krankenwagen zum Flughafen begleitet worden, schrieb Präsidentenberater Anton Geraschtschenko auf Twitter.

Lukaschenko krank? Belarusse fehlt bei Putins Frühstück - Spekulationen über Hintergründe

Die belarussische Staatsagentur Belta verzichtete zunächst auf Berichterstattung über die mutmaßĺiche vorzeitige Abreise. Sie veröffentlichte dafür ein Foto, das Lukaschenko auf der Tribüne der Militärparade zeigte – zwischen hochdekorierten Kriegsveteranen und Militärangehörigen. Putin war einige Sitzplätze entfernt positioniert.

Alexander Lukaschenko
Zwischen Veteranen - der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko (M). © Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Das unabhängige belarussische Recherche-Projekt Hajun twitterte, Lukaschenko habe einen Verband an der Hand getragen und sei in einem Golfkart zur Niederlegung von Blumen am Grab des Unbekannten Soldaten gebracht worden. Diese Thesen ließen sich allerdings nicht anhand von Fotos verifizieren. Eine Aufnahme der Staatschefs auf dem Weg zur Gedenkstätte zeigte Lukaschenko aber in der Tat nicht.

Lukaschenko verlässt Putins Feier offenbar vorzeigt: Belarus sandte Ukraine zynische „Gratulation“

Ausführlich dokumentierte Belta auch „Gratulationen“ Lukaschenkos an die früheren Sowjetrepubliken anlässlich des Jahrestages des Sieges über Nazi-Deutschland. Pikanterweise adressierte der vom Westen nach offenkundigen Wahlfälschungen nicht mehr anerkannte belarussische Staatschef auch Georgien, Moldau und die Ukraine.

„Mit großem Bedauern und Sorge sehen wir, dass Ihr Land durch eine schwierige Periode und Leid geht.“

Alexander Lukaschenko, Verbündeter Wladimir Putins, „gratuliert“ der Ukraine zum 9. Mai.

Moldau erinnerte Lukaschenko daran, dass „Millionen Menschen“ ihre Leben im Kampf für Freiheit aufgegeben und später „das gemeinsame Vaterland aus Ruinen und Asche aufgebaut“ hätten. Der Ukraine schrieb er: „Mit großem Bedauern und Sorge sehen wir, dass Ihr Land durch eine schwierige Periode und Leid geht. Ich wünsche allen Einwohnern der Ukraine den lange ersehnten Frieden in ihrem Land, Glück und Wohlstand.“

Belarus dient Russland unter anderem als Basis für eine größere Zahl an Soldaten. Auch über einen möglichen Eintritt Minsks in den Ukraine-Krieg war im Winter wiederholt spekuliert worden. Moldau wiederum fürchtet – ebenso wie Georgien – „hybride“ Attacken aus Russland.

Putin-Parade in Moskau: Ukraine rügt „unfreundlichen Schritt“ - Lukaschenko findet keine Erwähnung

Die Ukraine reagierte am Dienstagnachmittag mit harscher Kritik an allen ausländischen Gästen der Parade in Moskau – erwähnte aber aus unbekannten Gründen Lukaschenko dabei nicht. „Wir betrachten die Beteiligung an der öffentlichen Veranstaltung neben einem Kriegsverbrecher als einen unmoralischen und unfreundlichen Schritt gegenüber der Ukraine und als Ausdruck der Verachtung für das ukrainische Volk“, teilte das Außenministerium mit.

„Die Völker Zentralasiens und des Kaukasus haben einen unschätzbaren Beitrag zum Sieg über den Nationalsozialismus vor 78 Jahren geleistet“, hieß es weiter. Sie hätten es nicht verdient, vom Kreml für eine „falsche Veranstaltung“ genutzt zu werden, die nichts mit dem Sieg über den Nationalsozialismus gemein habe. Auf der Tribüne saßen neben Putin und Lukaschenko auch der Regierungschef Armeniens und die Präsidenten Kasachstans, Kirgistans, Tadschikistans, Turkmenistans, Usbekistans.

In Russland und anderen Ex-Sowjetrepubliken wird am 9. Mai die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht 1945 in Berlin gefeiert. Die Ukraine plant künftig wie in westlichen Staaten am 8. Mai daran zu erinnern. (fn/dpa)

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