Anzeichen für ukrainische Gegenoffensive verdichten sich: Wo der erste Schlag erfolgen soll

Laut einem Bericht steht die ukrainische Gegenoffensive unmittelbar bevor. Die russische Armee soll demnach im Donbass attackiert werden.
Donezk/Luhansk – Steht die seit Langem erwartete Gegenoffensive der Verteidiger im Ukraine-Krieg kurz bevor? Diese These stellt nun das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek auf und beruft sich in seinem Bericht auf russische Medien.
Demnach soll der Gegenschlag der ukrainischen Streitkräfte gegen die russische Armee nicht im Süden des Landes erfolgen, sondern aus dem Nordosten kommend in Richtung Donbass und der Großstadt Luhansk entlang der russischen Grenze.
Das ukrainische Militär sammle „heimlich“ Kräfte in der nordöstlichen Region Charkiw für einen Vorstoß in den umkämpften Donbass, schreibt Newsweek unter Berufung auf russische Medien. Die ukrainische Gegenoffensive könnte sich in der Anfangsphase befinden, heißt es in dem Bericht.
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Die Anzeichen für eine solche Stoßrichtung der Gegenoffensive verdichten sich zunehmend, während Kiew absolute Geheimhaltung ausgelobt hatte. Wie das ZDF kürzlich berichtete, gebe es seit Längerem intensive Befestigungsarbeiten der russischen Armee in den Regionen Saporischschja und Luhansk. Satellitenbildern zufolge wurden Hunderte Kilometer Schützengräben ausgehoben, streckenweise kombiniert mit Reihen sogenannter „Drachenzähne“ aus Beton. Diese sollen das jeweilige Gelände für Panzer unbefahrbar machen.
Ukraine-Krieg: Russische Verteidigungslinien an der Grenze zu Sumy und Charkiw
Wie zudem die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) unter Berufung auf Kartenmaterial von Brady Africk von der Washingtoner Denkfabrik „American Enterprise Institute“ berichtete, haben die US-amerikanischen Analysten auf russischem Territorium in Grenznähe zu den ukrainischen Gebieten Sumy und Charkiw Verteidigungslinien entdeckt. Beide Städte liegen im äußersten Nordosten der Ukraine, was die These von einem Vorstoß aus dieser Richtung stützen würde.
Laut Newsweek erklärte nun der russische Oberst und Militärexperte Witali Kiselyov der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, dass ukrainische Streitkräfte ihre Einheiten rund um die Stadt Kupjansk südöstlich von Charkiw verstärken würden, „um einen Schlag durchzuführen“. Auch das würde zu der These passen, dass es von Charkiw aus die russische Grenze entlang nach Luhansk gehen soll. Somit könnte auch der Nachschub für die prorussischen Separatisten im Donbass aus Russland abgeschnitten werden.
Ferner schrieb das US-amerikanische „Institute for the Study of War“, eine viel zitierte Denkfabrik, anhand von russischen Quellen in einer Analyse vom 14. April, dass ukrainische Streitkräfte bereits „hintere Gebiete“ in Luhansk angreifen würden. Zur Vorbereitung einer größeren Attacke?
Ukraine-Krieg: Offenbar das schlechte Wetter verzögerte die Gegenoffensive
Zuletzt hatte das schlechte Wetter laut Washington Post die Gegenoffensive verzögert. Auch habe Kiew die Lieferung weiterer schwerer Waffen der westlichen Verbündeten abgewartet. Erst am Wochenende trafen zum Beispiel 30 Panzerhaubitzen M109 aus Italien in der Ukraine ein.
Die Regenzeit, in der Ukraine auch „Rasputiza“ genannt, machte die Böden vielerorts für die gelieferten Kampfpanzer aus dem Westen unbefahrbar. Exemplarisch: „Frühling bedeutet Matsch“, erklärte ein ukrainischer Kommandeur Ende Februar in der Oblast Donezk dem TV-Sender ntv.

Ukraine-Krieg: Gegenoffensive aus Charkiw in Richtung Luhansk?
Noch ein Indiz: Anfang April hatte die ukrainische Armee offenbar erstmals russisches Territorium bombardiert. Konkret soll es sich dabei um russische Stellungen in der Oblast Belgorod an der Grenze zur Region Charkiw gehandelt haben. Damit von dort aus Kämpfe im nördlichen Donbass nicht mittels Artillerie beeinflusst werden können? (pm)