Republikaner Santos: Auch privat ein Hochstapler und Wichtigtuer

Der neugewählte Abgeordnete George Santos steht bereits mit etlichen Lebenslauf-Lügen in der Kritik. Jetzt kommt heraus, dass er schon vor Jahren unehrlich war.
New York City/Washington, D.C. – Am Dienstag (3. Dezember) tritt nach den Midterm-Wahlen der neue 118. US-Kongress zusammen. Unter den neuen Mitgliedern, die ihren Amtseid ablegen, wird wohl auch George Santos sein, der künftige republikanische Angeordnete, der weite Teile seines Lebenslaufs frei erfunden hat. Trotz des öffentlichen Drucks seitens der oppositionellen Demokraten und der US-Medien, denkt der Hochstapler und Anhänger von Ex-US-Präsident Donald Trump bisher nicht daran, auf sein Amt zu verzichten. Inzwischen hat die New York Times weitere persönliche Verfehlungen von Santos enthüllt.
George Santos hat bereits zugegeben, dass er entscheidende Stationen seiner schulischen und beruflichen Laufbahn erfunden hat, nachdem New York Times dies und mehr aufgedeckt hatte. Bundes- und lokale Staatsanwaltschaften prüfen bereits, ob er Finanzdelikte begangen oder irreführende Aussagen gemacht hat. Jetzt zeigen neue Enthüllungen, dass Santos schon vor seinem Eintritt in die Politik zur Hochstapelei neigte.
George Santos: Hat über den Tod seiner Mutter gelogen und seinen Ex-Freund bestohlen
- Santos‘ brasilianische Mutter, Fatima Devolder, ist nicht „ein paar“ Jahre nach den Terroranschlägen auf das Word Trade Center am 11. September 2001 gestorben, sondern 2016.
- Anders als George Santos behauptete, hat sich seine Mutter nicht zur „ersten weiblichen Führungskraft in einem großen Finanzinstitut“ hochgearbeitet, sondern war nach Angaben von Freund:innen und ehemaligen Mitbewohner:innen des 34-Jährigen eine fleißige, freundliche Frau, die nur Portugiesisch sprach und ihren Lebensunterhalt damit verdiente, Häuser zu putzen und Lebensmittel zu verkaufen.
- Es stimmt offenbar nicht, dass Santos jemals die Horace Mann School besucht hat, eine angesehene Privatschule in der New Yorker Bronx.
- Santos arbeitete in New York in einem Callcenter von Dish Network und fiel im Freundes- und Kollegenkreis durch die Tendenz zur Übertreibung und Wichtigtuerei auf, sodass diese an seinen angeblichen Errungenschaften zweifelten.
- Er hatte einigen von ihnen erzählt, dass er Journalist bei einer berühmten Nachrichtenorganisation in Brasilien gewesen sei, doch niemand konnte seinen Namen auf deren Website finden.
- Santos prahlte mit dem Ruhm der Wall Street, schien aber oft knapp bei Kasse zu sein und borgte sich manchmal bei Freund:innen Geld, das er nicht immer zurückzahlte.
- Während seiner Beziehung mit dem damals 18-jährigen Pedro Vilarva in New York sei der damals 26-jährige Santos „nie wirklich zur Arbeit gegangen“. Vilarva habe meistens die Rechnungen bezahlt und gibt an, Santos habe sein Handy gestohlen und verpfändet.
- Daraufhin fand Vilarva durch eine Internetsuche heraus, dass Santos von der brasilianischen Polizei gesucht wurde und verließ ihn.
Demokraten wollen künftig Fälle, wie den von Santos, gesetzlich verhindern
Die Demokraten im Repräsentantenhaus wollen gegen George Santos vorgehen. Der neue Fraktionsvorsitzende der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, der Nachfolger von Nancy Pelosi, bezeichnete Santos als „dienstunfähig“. Ritchie Torres, ein demokratischer Abgeordneter aus New York, plant die Einführung des Stop Another Non-Truthful Office Seeker Act – kurz SANTOS Act –, der für Abgeordnetenkandidat:innen vorsehen würde, Details zu ihrem Lebenslauf unter Eid anzugeben. (Johanna Soll)