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52 Festnahmen bei Charles-Krönung – „Die Polizei hat ihr Versprechen gebrochen“

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Von: Andreas Apetz

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Am Rande der Krönung kam es in London zu zahlreichen Festnahmen. Die Polizei rechtfertigt sich nun für ihr kritisiertes Vorgehen.

London – Es war ein historisches Ereignis in London: Am Samstag (6. Mai) wurden Charles III. und Camilla zum neuen Königspaar von Großbritannien gekrönt. Zehntausende strömten am Morgen in die Prachtstraße der britischen Hauptstadt, um der Prozession zu folgen. Neben den Schaulustigen waren tausende Polizisten im Einsatz, um das royale Event zu sichern. Mit Ausnahme einiger Kleinigkeiten verliefen die Feierlichkeiten friedlich. Doch die vermeintlich unspektakuläre Festnahme mehrerer Protestierender am Rande der Krönung von König Charles III. sorgte nun für deutliche Kritik.

Festnahmen während Krönung: Polizei legt sich mit antimonarchischer Bewegung an

Insgesamt 52 Personen seien während der Krönung am Samstag festgenommen worden, teilte die Metropolitan Police mit. Als Gründe nannte die Polizei unter anderem Ausschreitungen, Erregung öffentlichen Ärgernisses und Landfriedensbruch. Unter den Festgenommenen befanden sich auch mehrere Demonstranten der politischen Kampagne „Republic“, welche die Abschaffung der britischen Monarchie und die Errichtung einer Republik mit demokratisch gewähltem Staatsoberhaupt zum Ziel hat. Laut der britischen Zeitung The Guardian, soll sich die Gruppe im Trafalgar Square versammelt haben. In einem Leihwagen hätten sich Hunderte von Protestbanner befunden, welche die Polizei später beschlagnahmt haben soll.

„Sie haben sechs unserer Organisatoren festgenommen und hunderte Plakate beschlagnahmt“, sagte ein Aktivist der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Festgenommenen befand sich auch der Führer von „Republic“, Graham Smith. Er und mehrere seiner Mitstreiter wurden festgenommen, bevor sie Plakate mit der Aufschrift „Not My King“ (Nicht mein König) hochhalten konnten. „Sie erklärten uns nicht, warum sie sie festgenommen haben oder wo sie festgehalten werden“, sagte ein weiterer „Republic“-Aktivist.

Demonstranten in London während der Prozession von König Charles III. und Königin Camilla
Demonstranten in London während der Prozession von König Charles III. und Königin Camilla. (Archivfoto) © Mosa'ab Elshamy/dpa

Die Gruppe hatte eine Woche zuvor angekündigt, die Prozession nicht zu stören. Zudem soll es im Vorfeld mehrere Absprachen mit den Beamten gegeben haben. In den britischen Medien spricht der Menschenrechtsaktivist Peter Tatchell nun von einem Vertrauensbruch zwischen der antimonarchistischen Bewegung und der Polizei. Die Polizei habe ihr „Versprechen gebrochen, indem sie das Oberhaupt von ‚Republic‘ verhaftet haben, ihre Plakate und Megaphone beschlagnahmt haben, […] damit der König den Protest nicht sehen kann, wenn er auf dem Weg zum Palast vorbeifährt.“

Beamte in London verhaften Mitglieder von freiwilligem Sicherheitsdienst

Neben den Demonstranten der anti-monarchischen Bewegung sollen in den frühen Morgenstunden drei weitere Personen im Londoner Stadtteil Soho festgenommen worden sein. Nach Angaben der Polizei stünden die Festgenommen unter Verdacht, den Krönungszug mit Sirenen zu stören. Bei den Festgenommenen handelte es sich um freiwillige Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes „Night Skys“, welcher schutzbedürftige Personen im Londoner Nachtleben helfen soll. Laut Medienberichten handelte es sich bei den Sirenen um manuell ausgelösbare Alarmgeräte, die in Notsituationen zur Aufmerksamkeitserregung dienen.

„Wir sind zutiefst besorgt über die Berichte, dass unsere Night Stars-Freiwilligen über Nacht verhaftet wurden. Dieser Dienst ist seit langem ein vertrauter und willkommener Anblick im West End. [Seine Mitarbeiter] sind umfassend geschult, damit sie den Schwächsten auf den Straßen spät in der Nacht helfen können“, zitiert The Guardian Aicha Less, Kabinettsmitglied für Gemeinden und öffentlichen Schutz im Stadtrat von Westminster.

Während der Krönung sollen zudem mindestens 19 Klimaaktivisten der Gruppe „Just Stop Oil“ im Zentrum Londons festgenommen worden sein. Dies teilte die Gruppe selbst mit. Ein AFP-Reporter berichtete zudem, mehrere Aktivisten seien von der Polizei in Handschellen auf der Prachtstraße The Mall zwischen Buckingham-Palast und Trafalgar Square abgeführt worden.

Krönung von Charles III.: Polizei verteidigt Festnahmen

Die Polizeieinsätze stoßen auf heftige Kritik. Amnesty International-Chef Sacha Deshmukh kritisiert öffentlich, die Rigorosität der Polizei und betonte: „Der bloße Besitz eines Megaphons oder das Mitführen von Plakaten sollte niemals ein Grund für eine polizeiliche Festnahme sein.“ Aufseiten der Demonstrierenden herrscht zudem Unverständnis, da die Verhaftungen trotz einer Reihe von Absprachen mit Scotland Yard stattgefunden haben.

Währenddessen beharrt die Metropolitan Police auf ihr Vorgehen: Sie verstehe die „öffentliche Besorgnis nach den Festnahmen“, habe aber die Pflicht, Proteste „in angemessener Weise im Einklang mit der einschlägigen Gesetzgebung“ zu überwachen. „Wir haben auch die Pflicht, einzugreifen, wenn der Protest kriminell wird und zu ernsthaften Störungen führen kann“, erklärte Polizeivertreterin Karen Findlay, die den groß angelegten Polizeieinsatz während der Krönung leitete. „Das hängt vom jeweiligen Kontext ab“, fügte sie hinzu. „Die Krönung ist ein Ereignis, das nur einmal in einer Generation stattfindet, und das ist eine wichtige Überlegung bei unserer Beurteilung.“ Nach Angaben der Polizei bleiben aller festgenommen Personen vorerst in Haft. (aa/afp)

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