1. Startseite
  2. Politik

„Armutszeugnis der Demokratie“: Millionenerbin Marlene Engelhorn spricht bei Lanz Klartext

Erstellt:

Von: Tina Waldeck

Kommentare

Millionenerbin Marlene Engelhorn ist per Video zugeschaltet.
Millionenerbin Marlene Engelhorn ist per Video zugeschaltet. © Screenshot ZDF

Bei Markus Lanz ist im ZDF gibt es hitzige Diskussionen, als wäre „eine Naturkatastrophe am Werk“. Es fallen deutliche Worte.

Hamburg – Inflation, Energiekrise und höhere Mieten: Sarna Röser (Familienunternehmerin) sieht, wie in ihrem mittelständischen Betrieb die Beschäftigten jeden Tag zu kämpfen haben. Sie würde sich – wie viele andere auch – wünschen, dass am Ende des Monats mehr Netto vom Brutto übrig bleibt. Auch für Roman Pletter (Leiter des „Zeit“-Wirtschaftsressorts) ist es bei Markus Lanz nicht ersichtlich, warum „jemand, der jeden Tag arbeitet (…), mehr bezahlen soll als jemand, der etwas erbt.“ 

Johannes Vogel (stellvertretender FDP-Bundesvorsitzende) verspricht seit Jahren mit seiner Partei, dass „jemand, der sich anstrengt“ mehr haben sollte als „jemand, der sich nicht anstrengt“, – das sei aber nicht der Fall: Die Menschen, die „viel Geld und Ressourcen einsetzen“, können sich „dieses System untertan machen“, erklärt Roman Pletter. Denn die „Vermögensverteilung in Deutschland ist extrem ungleich“, – ja „fast wieder so wie im Feudalismus“, findet auch Christoph Trautvetter (Steuerexperte vom „Netzwerk Steuergerechtigkeit“) deutliche Worte.

Markus Lanz (ZDF): Die Gäste

Das eigene Vermögen mit möglichst wenigen Steuerausgaben verwalten zu können, das ist „ein Privileg, das sich (außer den Reichen) sonst kein Mensch leisten kann.“ Da kämpft die Millionenerbin Marlene Engelhorn dafür, mehr Steuern oder überhaupt Steuern zahlen zu dürfen: Denn in Österreich, wo sie lebt, gibt es mittlerweile überhaupt keine Erbschaftsteuer mehr, – was sie als ein „Armutszeugnis der Demokratie“ empfindet. In ihren Augen kann es nicht sein, dass „ein Mensch, der arbeiten geht, ganz normal Steuern bezahlt“ und da „auch nie gefragt wird“, wohingegen bei Menschen, die erben, lange diskutiert wird. „Das verletzt schon an und für sich den Gleichheitsgedanken, den wir immer so hochhalten.“

Millionenerbin Engelhorn kämpft um gerechtes Steuersystem

Gäbe es das Empfinden in der Bevölkerung, dass das „ein supergerechtes Steuersystem“ ist, dann „gäbe es die ganze Debatte nicht.“ Unter www.taxmenow.eu kämpft Marlene Engelhorn bereits die letzten Jahre für einen „demokratischen, transparenten, partizipativen und inklusiven Diskurs“ sowie dafür, dass „Gerechtigkeit nicht das Maß derer ist, die davon profitieren.“ Wieso ist es in Ordnung, führt sie bei Markus Lanz weiter aus, dass Menschen, die für einen Haushalt schuften müssen, die Pflegeeinrichtungen der Eltern bezahlen und ihre Kinder finanzieren, es schaffen, ihre Einkommenssteuer zu bezahlen, – aber ein Unternehmen in einer hochrangigen Größenordnung schafft es nicht, „so zu wirtschaften“, das sie angemessen Steuern abgeben können?

In den Gesellschaften kommen immer wieder dieselben Familien durch Vererbung in die Machtposition und entscheiden damit auch politisch „wie Geld und Vermögen verteilt wird, wie die Unternehmenslandschaft aussieht und welche Priorität bestimmte Krisen haben“, erklärt Marlene Engelhorn anschaulich weiter. Ist es „demokratisch legitim“, dass manche Menschen nur aufgrund ihrer Familie mehr „Macht im kleinen Finger“ haben als ganze Gesellschaftsgruppen „in großer Stimmenanzahl“? Auch Roman Pletter bestätigt, wie das Steuersystem „Machtinteressen“ widerspiegelt und damit die Basis einer Gesellschaft mit den Schwerpunkten in der Ausrichtung bestimmt. 

Markus Lanz am 14. März

Die Sendung in der Mediathek

Bei Markus Lanz (ZDF) läuft Diskussion als wäre „eine Naturkatastrophe am Werk“

Währenddessen läuft die Diskussion, als wäre „eine Naturkatastrophe am Werk, vor der man sich schützen muss.“ Dabei ist das Steuersystem eingebettet in das Rechtssystem: Somit können alle Menschen mitentscheiden, wie sich dieses System gestaltet. Marlene Engelhorn sieht bei Markus Lanz (ZDF) die „Steuerpolitik als das Herz der Demokratie.“ Da müssten viel mehr Menschen darüber nachdenken, „wie Macht verteilt wird“ und wie dafür gesorgt werden kann, „dass soziale Herkunft nicht darüber bestimmt, ob man es gut im Leben hat oder nicht.“ (Tina Waldeck)

Auch interessant

Kommentare