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Kritik an NRW-Innenminister Herbert Reul: „Inszenierte Kampagne“

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Von: Barbara Schnell

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Der Ort Kuckum sollte ursprünglich dem Braunkohletagebau Garzweiler II weichen, bleibt aber nun stehen.
Der Ort Kuckum sollte ursprünglich dem Braunkohletagebau Garzweiler II weichen, bleibt aber nun stehen. © imago

Nach der Räumung von Lützerath widerspricht die Initiative „Alle Dörfer bleiben“ dem NRW-Innenminister. Dieser hatte in dieser Woche von „Umsturzplänen“ der Aktivistinnen und Aktivisten gesprochen

Von „harten“ und „weichen“ Taktiken zur Prävention und Bekämpfung von Widerstand gegen Kohlekonzerne spricht die Polit-Ökonomin Andrea Brock, die im Rheinischen Braunkohlerevier aufwuchs und an der University of Sussex zu diesem Thema forscht und lehrt. Anfang Januar demonstrierte RWE bei der Räumung von Lützerath mit Unterstützung der Staatsgewalt die harte Taktik, doch gleichzeitig gehen in den „geretteten“ Erkelenzer Ortsteilen die Machtspiele der weichen Taktik weiter.

Als die Initiative „Alle Dörfer bleiben“ 2018 ihren Kampf um die Rettung der Dörfer begann, war das Klima in Keyenberg, Kuckum und Co. von Misstrauen geprägt. Die, die sich aufs Mitmachen einließen, waren beinahe überrascht von dem Erlebnis, endlich wieder Gemeinschaftserfahrungen zu machen. „Wenn so wie heute tausende Menschen zu uns kommen und mit uns gemeinsam gegen die Braunkohle kämpfen, gibt uns das Hoffnung“, sagte die Keyenbergerin Barbara Ziemann-Oberherr 2019 als Sprecherin von „Alle Dörfer bleiben“ auf einer Demo-Bühne, und später immer wieder: „Ich habe hier gelernt, dass auch ich kleines Licht etwas bewirken kann.“

Dörfer am Tagebau Garzweiler: RWE übt weiter Druck aus

Nun steht fest, dass die Dörfer bleiben werden – und RWE übt weiter Druck auf die Anwohner:innen aus, ihre Häuser zu verkaufen und zu gehen. Barbara Ziemann-Oberherr macht inzwischen wortgewaltig und pressewirksam Stimmung gegen dieselben Menschen, die ihre Heimat vor der Zerstörung bewahrt haben. Anfang Februar bekam sie Besuch des NRW-Innenministers Herbert Reul, der den Aktivist:innen am Tagebau in dieser Woche in der „Aachener Zeitung“ „Umsturzpläne“ unterstellte.

Diese erneute Unruhe in ihrer Nachbarschaft bestürzt Marita Dresen. Die Kuckumerin ist ebenfalls seit Jahren bei „Alle Dörfer bleiben“ aktiv und würde lieber konstruktiv die Zukunft ihres Dorfes gestalten als sich mit energieraubenden Grabenkämpfen zu befassen, die sie längst für überwunden gehalten hatte. „Was Innenminister Reul dazu bewegt von einem geplanten Umsturz zu fantasieren, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Wir haben hier die einmalige Chance, eine alte Kulturlandschaft fit für die Zukunft zu machen. Das müsste doch im Interesse aller sein. Inszenierte Schmutzkampagnen sind dabei wirklich keine Hilfe.“

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