1. Startseite
  2. Politik

Hunderttausende fliehen vor Putin aus Russland

Erstellt:

Von: Helena Gries

Kommentare

Studien zeigen, dass seit Beginn des Krieges in der Ukraine mehr als 200.000 Menschen Russland verlassen haben. Doch der Trend ist nicht neu.

Moskau – Immer mehr Menschen aus Russland* verlassen infolge des Ukraine-Kriegs* aus Angst vor Unterdrückung, wirtschaftlichen Sanktionen und mangelnden Zukunftsaussichten ihr Heimatland. Die Flucht nach der Invasion ist zwar das jüngste, jedoch nicht das erste Kapitel eines Exodus. Zahlreiche Russinnen und Russen können es nicht ertragen, unter Putins Herrschaft zu leben.

Nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera haben mindestens 200.000 Russinnen und Russen ihre Heimat aufgegeben, aus Angst, als „Abschaum und Landesverräter“ verfolgt zu werden. Allein in den USA* wurden in den vergangenen Monaten rund 8600 russische Asylanträge gestellt. Doch nicht nur der ferne Westen ist für Menschen aus Russland ein Ziel für ihre Flucht vor Wladimir Putin*.

Flucht vor Putin: Menschen aus Russland wandern nach Armenien oder Georgien aus

Für Exil-Russinnen und -Russen sind Armenien, Georgien und die Türkei* zu beliebten Ländern geworden. Die Menschen hätten ihre Heimat nicht nur wegen der schlechten wirtschaftlichen Aussichten angesichts der harten Sanktionen des Westens verlassen. Vor allem junge Männer haben Berichten der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge Angst, zum Wehrdienst eingezogen zu werden.

In Armenien seien nach offiziellen Angaben mittlerweile 75.000 Menschen aus Russland angekommen. Wie ein dpa-Reporter berichtet, sind Hotels, Pensionen und Mietwohnungen in der Hauptstadt Eriwan voll belegt. Auch Georgien gilt als ein beliebter Zufluchtsort für Menschen aus Russland. Dort wird, ebenso wie in Armenien, Russisch gesprochen. Bis Mitte März 2022 registrierten die Behörden mehr als 30.000 Einreisen aus dem Nachbarland. Mehr als 17.000 Russinnen und Russen haben das Land laut georgischem Innenministerium aber wieder verlassen.

Tausende Menschen sind seit Beginn des Ukraine-Krieges aus Russland geflohen. Sie können es nicht ertragen, unter der Herrschaft Wladimir Putins zu leben. (Archivbild)
Tausende Menschen sind seit Beginn des Ukraine-Krieges aus Russland geflohen. Sie können es nicht ertragen, unter der Herrschaft Wladimir Putins zu leben. (Archivbild) © Kay Nietfeld/dpa

Wegen Ukraine-Krieg: Menschen wollen Hysterie in Russland hinter sich lassen

Nana Grinstein hat mit ihrem Ehemann und ihrer 14-jährigen Tochter die Hysterie in Russland hinter sich gelassen, die durch den Ukraine-Konflikt* verursacht wurde. „Die Welt, die wir jahrelang aufgebaut haben und die unerschütterlich, wichtig und relevant schien, brach vor meinen Augen zusammen, als wäre sie aus Pappe“, sagte Grinstein gegenüber Al Jazeera. Als die Familie Anfang März in Armenien ankam, stellte sie fest, dass Zehntausende andere Menschen aus Russland vor ihnen die gleiche Reise angetreten hatten, und sie haben seitdem die Ankunft von vielen weiteren miterlebt, heißt es bei Al Jazeera.

Mindestens 200.000 Menschen aus Russland haben ihre Häuser und Arbeitsplätze aufgegeben und der Heimat den Rücken gekehrt. Sie seien „angewidert vom Angriff des Kremls auf die Ukraine und der weitgehend enthusiastischen Reaktion ihrer Landsleute auf den Krieg“, schreibt der arabische Nachrichtensender.

Russland: Seit der Wahl Wladimir Putins seien rund fünf Millionen Menschen ausgewandert

Doch der Trend zur Flucht vor Putin ist nicht neu. Die unabhängige und unpolitische russische Onlinezeitschrift „Takie Dela“ hat kürzlich eine Studie veröffentlicht. Demzufolge seien rund vier bis fünf Millionen Menschen zwischen den Jahren 2000, als Putin zum ersten Mal gewählt wurde, und 2020 aus Russland ausgewandert. Die Zahlen basierten auf Umfragen, offiziellen nationalen Daten aus zahlreichen Ländern sowie russischen Statistiken über die Zahl der Personen, die ihre Wohnsitzanmeldung abgemeldet hatten.

Wie das Levada Center, ein unabhängiges Meinungsforschungsinstitut in Russland, in Umfragen vom 4. März herausfand, empfinden zwei Drittel der Russen „Stolz, Inspiration oder Freude“ über den Krieg in der Ukraine. Nur 18 Prozent verspürten „Wut, Scham oder Depression“ über den Krieg. (Helena Gries)*fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Auch interessant

Kommentare