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Königlich-Bayerische Antifa: Warum sich Antifaschisten ausgerechnet zum Kini bekennen

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Von: Marcel Görmann

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Königstreue Antifaschisten? Offenbar gibt es auch die im Freistaat.
Königstreue Antifaschisten? Offenbar gibt es auch die im Freistaat. © picture alliance / dpa / Nicolas Armer

Königstreue Antifaschisten - was wie „veganer Metzgermeister“ klingt, scheint es zumindest im Internet wirklich zu geben.

München - Es wirkt ideologisch extrem schief: Ausgerechnet die Antifa bekennt sich zum legendären bayerischen Märchenkönig Ludwig II.? Auf Facebook ist die Seite „Königlich-Bayerische Antifa“ sehr aktiv. Die Linksradikalen erreichen über 14.000 Follower mit ihren politischen Aufrufen. Doch der monarchistische Name verwundert und scheint überhaupt nicht zur politischen Ausrichtung zu passen. Zumal er gar nicht mal so ironisch gemeint ist.

Zwar lehnen Antifaschisten mit linksextremer Ideologie laut dem Bayerischen Verfassungsschutz die bürgerliche Gesellschaftsordnung mit Kapitalismus und Parlamentarismus ab - zurück zur Monarchie wollen sie deshalb aber auch nicht. Auf Facebook erklärte die Gruppierung nun, wieso sie sich trotzdem so königstreu gibt. 

So behauptet die Antifa-Gruppierung, dass König Ludwig II. heute auch ein Antifaschist wäre. Er habe zu Lebzeiten Antisemitismus in seinem Reich bekämpft. „In Bayern sorgte Ludwig dafür, dass die jüdische Gemeinde durch strenge Gesetze vor antisemitischer Hetze oder gar Übergriffen geschützt wurde“, würdigen die Antifaschisten. Der Monarch sei schließlich ein „überzeugter Humanist“ gewesen. So habe er auch den Judenhass Richard Wagners verachtet.

Antifa ist überzeugt: Ludwig II. wäre ideologisch auf ihrer Seite

Zudem sei dem König jeder Kulturchauvinismus fremd geblieben, er sei besonders vom Orient fasziniert gewesen. Weiter vermutet die Antifa auf Facebook: „Völkisches Denken muss ihm absurd vorgekommen sein (...). Sein Volk waren die Bayern, und die wurden nicht nach Blut oder Religion bestimmt, sondern daran, dass sie unter seiner königlichen Herrschaft lebten. Der deutsche Nationalismus, der realpolitische Auswuchs des völkischen Denkens des 19. Jahrhunderts, war König Ludwig ein erklärter und wahrer Graus.“ Besonders sei für ihn 1871 die Ausrufung des deutschen Kaiserreichs unter preußischer Führung gewesen.  

Die Antifa ist auch davon überzeugt, dass Ludwig II. seinen Geheimbund „Königliche Coalition“ gegen Rechtsextremisten eingesetzt hätte: „Nazis wären im Königreich Bayern wohl polizeilich verfolgt und als antibayerische Verräter ausgewiesen bzw. inhaftiert worden.“

Antifa schwört sich ein: „Fia Kine, Ehr’ und Bayernland“

Nach einer Huldigung der politischen Werte des Monarchen endet das Bekenntnis gar mit dem Schwur: „In den Widerstand – Fia Kine, Ehr’ und Bayernland!“ Spätestens hier dürften wohl nicht nur überzeugte Mitglieder der Bayernpartei und Traditionalisten bei den Gebirgsschützen irritiert sein, sondern auch der „preißische“ Autor dieses Artikels. 

Ludwig II. verlor sein Leben 1886 im Starnberger See. Immerhin lebt dort nun ein neuer „Kini“, der sogar bald gekrönt wird, wie Merkur.de* berichtet. Allerdings wird er auch nach seiner Krönung auf bayerischem Boden politisch nichts zu sagen haben. 

Zum 173. Geburtstag erschien König Ludwig II. wiedergeboren und persönlich am Herzogstand. Wer dahinter steckt? Ein gewisser Bernhard Ludwig Rieger, wie Merkur.de* schreibt.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes

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