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Kampf gegen globale Erwärmung: Kredite für Klimaprojekte treiben Schulden Afrikas in die Höhe

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Ein Mann ist mit Gießkann und Eimer auf dem Weg zum nächsten Brunnen
Klima-Binnenflüchtlinge in Bentiu, Südsudan: Seit vier Jahren leiden zwei Drittel des Landes unter Überschwemmungen, verursacht durch die globale Erwärmung  © SIMON MAINA/AFP

Der Westen will Afrika in den Kampf gegen den Klimawandel einspannen. Doch die nötigen Kredite würden dort die Verschuldung in die Höhe treiben.

Dieser Text liegt IPPEN.MEDIA im Zuge einer Kooperation mit dem Africa.Table Professional Briefing vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn Africa.Table am 18. April 2023.

Frankfurt – Selten herrschte auf einer Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington so wenig Einigkeit wie dieses Mal. Der IWF erwartet in seiner jüngsten globalen Prognose, dass die Wirtschaft in Subsahara-Afrika in diesem Jahr voraussichtlich nur um 3,6 Prozent wachsen wird. Damit dürfe sich die Schuldensituation auf dem Kontinent weiter verschärfen. Vor einem „großen Finanzierungsengpass“, warnte Abebe Aemro Selassie, Leiter Afrika beim IWF, auf einer Pressekonferenz Mitte April. „Wir engagieren uns wie nie zuvor für die Region“, sagte er weiter.

Doch das finanzielle Afrika-Engagement internationaler Finanzinstitutionen wie IWF und Weltbank beschränkt sich zunehmend auf Darlehen und Anleihen. Eigenkapital gibt es für Investitionsprojekte in Afrika bei den diversen Förderinstitutionen immer schwerer. Gleichzeitig aber wollen die entwickelten Länder den afrikanischen Kontinent stärker in den Kampf gegen den Klimawandel einspannen. Werden diese Projekte weiterhin über Anleihen und Darlehen finanziert, droht vielen Ländern in Afrika eine fatale Schuldenfalle – zumal die wirtschaftlich schwächsten Länder auf dem Kontinent zugleich diejenigen sind, die von der Klimakrise am stärksten betroffen sind.

Klimakrise: Afrika soll für fremde Versäumnisse haften – neue Konflikte zwischen dem Westen und Afrika

Das führt zu neuen Konflikten zwischen dem Westen und Afrika. „Wie vergangene Finanzierungstrends zeigen, ist es alarmierend, dass der Großteil der Klimafinanzierung über Kredite geleitet wird – was die ohnehin schon hohen Schulden weiter erhöht“, befürchtet James Gathii, Jura-Professor an der Loyola University in Chicago und Mitglied des African Sovereign Debt Justice Network (AfSDJN).

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Das Netzwerk kritisiert auch, dass Afrika die Hauptlast im Kampf gegen den Klimawandel schultern soll, obwohl der Kontinent weniger als vier Prozent der globalen Kohlenstoffemissionen verursacht. Den größten Teil verursacht der globale Norden. „Afrika trägt die Hauptlast des Klimawandels, obwohl dieser nicht das drängendste Problem des Kontinents ist.“ Für Afrika gehe es darum, sich über Wasser zu halten und gleichzeitig die Schulden zu bedienen.

Finanzierung von Klimaprojekten: DEG-Zahlen unter der Lupe

Ist der Vorwurf aus Afrika gerechtfertigt, dass sich der Westen vor allem über Darlehen in Afrika engagiert und weniger über Eigenkapital? Wir haben uns den Jahresbericht 2022 der DEG Invest der KfW-Bankengruppe angeschaut. Ihr Auftrag ist es, den Ausbau der privaten Wirtschaft in Entwicklungs- und Schuldenländern zu fördern.

Laut dem Geschäftsbericht hat die DEG im vergangenen Jahr den Posten „Investitionen in Partnerländern“ von 6,4 auf 6,9 Milliarden Euro erhöht. Doch das, was die DEG im Finanzüberblick „Investitionen“ nennt, können nicht ausschließlich Eigenmittel sein. Das zeigt ein Blick in die Bilanz: Auf der Aktivseite hat sie den Bestand an Beteiligungen von 1,9 Milliarden auf 2,1 Milliarden Euro erhöht. Die Verbindlichkeiten zur Finanzierung des Investitionsgeschäfts sind mehr als doppelt so hoch und belaufen sich auf 4,5 Milliarden Euro. Die Summe liegt bei 6,6 Milliarden Euro und somit leicht unter den 6,9 Milliarden Euro.

Hilfe mit Eigenkapital unterstützt Afrika mehr als Darlehen

Auch die Erträge aus Ausleihungen liegen bei der DEG mit 260 Millionen Euro höher als die Erträge aus dem Verkauf von Beteiligungen (112 Millionen Euro) und den Gewinnausschüttungen der Beteiligungen (74 Millionen Euro). Die Erträge aus Darlehen betragen somit bei der DEG 58 Prozent der gesamten Erträge, die sie aus den Projekten bezieht, die sie unterstützt.

Insofern ist es irreführend, wenn alle Finanzierungen – Darlehen und Eigenmittel – als „Investitionen“ tituliert werden, da im betriebswirtschaftlichen Sinn nur Eigenmittelfinanzierungen Investitionen darstellen.

Für die afrikanischen Länder macht es einen großen Unterschied, ob sie Darlehen erhalten oder Eigenkapital. Bei Darlehen tragen sie allein das wirtschaftliche Risiko der Finanzierung. Können sie den Schuldendienst nicht pünktlich in voller Höhe leisten, droht ihnen der Kreditausfall, eine Herabstufung durch die Ratingagenturen und der Ausschluss von den internationalen Kreditmärkten. Von dieser Gefahr sind rund ein Viertel der Entwicklungsländer und etwa 60 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen betroffen. Das wurde auf der Frühlingstagung bekannt.

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