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Klimakrise: Die vergessene Forscherin

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Von: Friederike Meier

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Dadurch, dass Menschen fossile Rohstoffe in großen Mengen verbrennen, wird der natürliche Treibhauseffekt verstärkt und die Erde erhitzt sich - hier sind die Folgen der Dürre im Jahr 2018 zu sehen.
Dadurch, dass Menschen fossile Rohstoffe in großen Mengen verbrennen, wird der natürliche Treibhauseffekt verstärkt und die Erde erhitzt sich - hier sind die Folgen der Dürre im Jahr 2018 zu sehen. © AFP

Die Forscherin Eunice Foote lieferte bereits im 19. Jahrhundert einen wichtigen Beitrag zur Klimawissenschaft - das weiß man aber erst seit einigen Jahren.

Heute wissen wir: Die Energie, die durch die Sonne auf der Erde ankommt, wird nicht vollständig in Form von Infrarotstrahlung wieder abgestrahlt, sondern ein Teil bleibt als Wärmeenergie in der Atmosphäre. Der natürliche Treibhauseffekt sorgt dafür, dass die Erde überhaupt erst bewohnbar wird: Ohne ihn wäre es auf der Erdoberfläche im Mittel etwa minus 18 Grad Celsius kalt.

Der erste, der annahm, dass es einen solchen Treibhauseffekt geben muss, war der französische Mathematiker und Physiker Joseph Fourier. 1824 berechnete er, dass die Erde aufgrund ihrer Entfernung von der Sonne eigentlich nicht so warm sein dürfte wie sie ist. Er stellte daher die Hypothese auf, dass die Atmosphäre einen Teil der Sonnenwärme daran hindert, wieder zu entweichen.

Jahrzehntelang wäre in einer Aufzählung der Entdecker:innen des Treibhauseffekts nun John Tyndall gefolgt. Er wies im Jahr 1861 nach, dass langwellige Infrarotstrahlung in der oberen Atmosphäre absorbiert wird.

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2011 entdeckte der US-amerikanische Geologe Ray Sorenson jedoch zufällig einen Bericht über die Arbeit einer gewissen Eunice Foote in einer Ausgabe einer alten Fachzeitschrift: Im Jahr 1856, fünf Jahre bevor Tyndall seine Ergebnisse publizierte, hatte eine US-amerikanische Forscherin sich ebenfalls mit dem Treibhauseffekt beschäftigt.

Auf der Jahrestagung der „American Association for the advancement of science“ in Albany, New York, wurde die Arbeit von Eunice Foote vorgelesen. Ihre Arbeit wurde noch im selben Jahr im „American Journal of Science and Arts“ veröffentlicht. Foote hatte in ihren Experimenten untersucht, was passiert, wenn die Sonne auf Röhren mit verschiedenen Gasen scheint. Sie war die erste, die nachwies, dass Wärme aus der Sonnenstrahlung durch Kohlendioxid und Wasserdampf absorbiert wird.

Foote stellte schon 1856 Verbindung zum Klimawandel her

Außerdem stellte sie sogar eine Verbindung zum Klimawandel her: Sie schreibt in ihrer nur zwei Seiten langen Veröffentlichung, dass eine Atmosphäre, die mehr Kohlendioxid enthielte, zu höheren Temperaturen auf der Erde führen würde.

Was sie nicht herausfand: Welcher physikalische Mechanismus dahinter steckte. Der schon erwähnte Brite John Tyndall beschrieb dann 1861, dass Gase wie Kohlendioxid langwellige Strahlung absorbieren.

Seitdem haben Forschende viel über das Klima herausgefunden: Der Schwede Svante Arrhenius berechnete Ende des 19. Jahrhunderts, dass sich die Erde um fünf bis sechs Grad im globalen Mittel erwärmen würde, würde sich die Konzentration von Kohlendioxid verdoppeln.

Der Ingenieur Guy Callendar war 1938 der erste, der einen Temperaturanstieg im 20. Jahrhundert nachwies und daraus schloss, dass menschengemachtes CO2 dafür verantwortlich war. Im Jahr 1958 fand schließlich Charles D. Keeling durch Messungen heraus, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre gestiegen war und wies damit den menschengemachten Klimawandel direkt nach.

Von Footes Arbeit wusste Tyndall wohl nichts. „Aus heutiger Sicht könnte man erwarten, dass Tyndall von ihren Erkenntnissen wusste. Dies scheint jedoch nicht der Fall gewesen zu sein, was tiefere historische Fragen zu den Verbindungen und Beziehungen zwischen amerikanischen und europäischen Physikern in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts aufwirft“, schreibt der britische Tyndall-Biograf Roland Jackson in einer Publikation.

Foote war auch Frauenrechtlerin

Jackson und der Forscher Joseph Ortiz, die Eunice Footes Geschichte eingehend untersucht haben, schreiben, dass die Tatsache, dass ihre Publikation auf der Konferenz im Jahr 1856 von jemand anderem vorgelesen wurde, auf die ungleichen Gender-Normen der damaligen Zeit zurückgeführt werden kann. Zudem wird ihre Arbeit im Bericht über die Tagung nicht einmal erwähnt.

Dass Foote, die 1819 in einer Kleinstadt des Neu-England-Staats Connecticut als Eunice Newton geboren wurde, in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Frau überhaupt Forschung betreiben konnte, war eine Ausnahme. Sie hatte das Troy Female Seminary im US-Staat New York besucht sowie einige Wissenschaftskurse an einem nahegelegenen College für Männer, hatte aber keine tiefergehende Ausbildung in Experimentalphysik. 1841 heiratete sie Elisha Foote, der als Richter arbeitete. Beide meldeten Patente auf mehrere Erfindungen an.

Doch Foote war nicht nur Wissenschaftlerin und Erfinderin, sie engagierte sich auch für die Rechte von Frauen. Im Jahr 1848 nahm sie an der Seneca Falls Convention, der ersten Frauenrechtskonferenz in den USA, teil und war eine der Unterzeichnerinnen der Declaration of Sentiments der Convention. Darin werden der gleiche soziale Status und die gleichen Rechte für Frauen gefordert, darunter auch das Wahlrecht.

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