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CDU-Politiker Kuban hetzt gegen Kindertagesstätte - wegen Muttertag

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Von: Thomas Kaspar

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In Fulda gab CDU-Politiker Tilman Kuban im Jahr 2022 sein Amt als JU-Vorsitzender ab. Nun gibt er eine Kita im Bistum Fulda zum Abschuss in rechten Medien frei.
In Fulda gab CDU-Politiker Tilman Kuban im Jahr 2022 sein Amt als JU-Vorsitzender ab. Nun gibt er eine Kita im Bistum Fulda zum Abschuss in rechten Medien frei. © Gregor Fischer/dpa

Eine Kita im Bistum Fulda ist Zielscheibe rechter Medien und Hetze geworden. Ausgelöst wurde die Hasswelle vom CDU-Politiker Tilman Kuban.

Fulda - Opfer eines Sturms der Empörung in rechten Veröffentlichungen und sozialen Medien ist derzeit eine Kindertagesstätte im Bistum Fulda geworden. Die Hasswelle ausgelöst hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban mit mehreren Veröffentlichungen im Kurznachrichtendienst Twitter. Es ist ein Lehrstück über Hass und Hetze. Es zeigt wie ein prominenter CDU-Politiker alles und jeden zum Opfer machen kann. In diesem Fall pickt sich der ehemalige JU-Vorsitzende Tilman Kuban für seinen Kulturkampf das kleine Team einer katholischen Kindertagesstätte heraus und markiert es als Ziel für rechte Medien.

Muttertag-Geschenke: Ein Lehrstück über den konservativen Kulturkampf

Mit den Worten „Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt“ zeigte der ehemalige Vorsitzende der Jungen Union eine Fotografie eines Elternbriefes, in dem das „Kita-Team“ um Verständnis bittet, dass die Kinder in diesem Jahr keine Geschenke zu Mutter- und Vatertag basteln.

„Entgegen der letzten Jahren haben wir in unserer gemeinsamen Teamsitzung beschlossen, ab diesem Jahr keine Geschenke mehr mit ihren Kindern zu gestalten. In einer Zeit, in der Diversität einen immer höheren Stellenwert erhält, möchten wir diese vorleben und keinen Menschen ausschließen,“ heißt es im Brief der katholischen Einrichtung.

„Oft werden an Muttertag und Vatertag stereotype Geschenke angefertigt“, so begründet das Kita-Team, warum keine Geschenke gebastelt werden. „Dies ist für viele Mütter und Väter eine tolle Geste, schließt aber einen Teil der Gesellschaft aus“, erklärt das Kita-Team. Der Brief der katholischen Einrichtung endet mit „Mit dieser Entscheidung möchten wir keinesfalls die Bedeutung eines Mutter- oder Vatertags absprechen, sie leisten etwas Großes!“

Keine Geschenke zum Muttertag: Tilman Kuban stellt Kita an den digitalen Pranger

Der 35-jährige Jurist Kuban hatte das Schreiben zunächst so veröffentlicht, dass die Kindertagesstätte mit Telefonnummer, Adresse und E-Mal-Adresse ausfindig gemacht werden konnte.

Nach einigen Stunden und zahlreichen Protesten löschte der CDU-Politiker die Nachricht. Er legte aber nach und veröffentlichte den Brief erneut mit einer zu Empörung aufstachelnden emotionalen Meldung. In einer Erklärung schrieb Kuban „zum Schutz der Kinder und der Einrichtung“ habe er nun die Kontaktdaten geschwärzt. 

Zu diesem Zeitpunkt hatten einige große digitale Medien des ultrarechten Spektrums aber bereits den von Kuban veröffentlichten Brief und die Kontkaktdaten der Einrichtung im Internet auffindbar gemacht. In Kommentarspalten und sozialen Medien sammelten sich Hassbekundungen gegen die Kindertagesstätte.

Tilman Kuban reagiert nicht auf Bitten, das Hass-Posting zu löschen

Der Brief ist immer noch auf Twitter auffindbar und wurde zehntausendfach gelesen. In den Kommentaren darunter drücken Nutzerinnen und Nutzer ihr Unverständnis über den „digitalen Pranger“ aus und fordern, auch das zweiten „Wahnsinn“-Posting zu löschen. Eine Erzieherin schreibt „Wir basteln übrigens auch nicht, aus diesen und noch anderen Gründen. Brauchen Sie die Adresse meiner Kita?“

Die Kindertagesstätte war am Dienstag nicht mehr erreichbar. Während der Telefonzeiten, in denen etwa Eltern erkrankte Kinder melden könnten, meldete sich nur der Anrufbeantworter. Eine Anfrage der FR beantwortete die Leitung nicht. 

Tilman Kuban: „Die Debatte müssen wir führen“

„Um nicht einem Fake aufzusitzen habe ich mich vor Ort informiert, dass es sich um ein Original handelt“, sagte Tilman Kuban gegenüber der FR. Auch andere Medien hätten den Brief veröffentlicht. „Dass Kinder nicht mehr für ihre Eltern basteln sollen halte ich für eine unglaubliche Entwicklung. Die Mütter in Deutschland leisten Großartiges und ihnen sollte man am Muttertag auch Danke sagen“, so Kuban. „Es geht nicht darum jemanden persönlich anzugreifen, denn auch Erzieherinnen und Erzieher machen einen tollen Job“, so Kuban. „Wir sollten aber eine inhaltliche Debatte dazu führen, ob Kinder noch für Väter und Mütter basteln sollen.“

(Thomas Kaspar)

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