Kilometerlange Schlange im Flughafen

Nach dem Computerausfall bei Lufthansa schwankt die Stimmung am Frankfurter Airport zwischen resigniert und wütend
Das Ende der kilometerlangen Lufthansa-Schlange in Terminal 1 am Frankfurter Flughafen sieht man aus deren Mitte nicht einmal. Auf roten Bildschirmen steht an diesem Mittwochmittag in weißer Schrift: „Aufgrund eines massiven IT-Ausfalls kommt es zu massiven Beeinträchtigungen in der Abfertigung. Wir bitten dies zu entschuldigen.“
Eine 20-Jährige, die gerade eigentlich mit ihrer Familie im Flieger nach Malta sitzen würde, sagt: „Meine Eltern stehen am Ende der Schlange, da muss man an all den Geschäften vorbei, um die Ecke durch die Halle. Also sehr weit laufen.“ Es sind zu diesem Zeitpunkt allein 15 Minuten, bis man das Ende der Schlange erreicht hat. Die junge US-Amerikanerin Hannah steht mit ihrer Schwester seit über zwei Stunden irgendwo in der Mitte der Warteschlange „Erst nach zwei Stunden haben wir jetzt Wasser bekommen“, erzählt sie. In dem Moment werden Schokoriegel, Gummibärchen und Getränke durchgereicht.
Die beiden wollen eigentlich ihren Bruder in Slowenien besuchen, Frankfurt sollte nur ihr Umstiegsort sein. „Als wir um 8 Uhr hier aus Atlanta gelandet sind, sagten sie uns, dass unser Flug nach Slowenien storniert wurde. Und dann waren ganz schnell alle Mitarbeiter an den Gates verschwunden. Ich glaube sie wussten einfach nicht , was sie den Passagieren sagen sollten.“
Reisende sind übermüdet
Die Schwestern lachen. Sie hätten keine Energie mehr, wütend zu sein. „Wir sind am Vorabend losgeflogen, sind einfach müde und fertig und wissen gar nichts mehr: Ob wir heute noch weiterfliegen können, Lufthansa uns umbucht oder wir hier übernachten müssen.“ In gelben Westen stehen unweit der Endlosschlange Mitarbeiter:innen der Lufthansa und versuchen, Menschen zu beruhigen und Auskunft zu geben.
Eine junge Frau fragt eine Mitarbeiterin, ob sie an ihren Koffer komme. Die Mitarbeiterin schüttelt den Kopf, die junge Frau ruft leicht verzweifelt ihre Mutter an.
Eine indische Touristin und ihr Mann auf der Durchreise aus den USA sind richtig geladen: „Wir sind heute morgen aus den USA hier gelandet und wollten mit Lufthansa weiter nach Indien. Als wir uns in die Schlange anstellten waren da erst zirka 100 Leute. Aber dann sagte uns eine Mitarbeiterin, dass wir heute nicht mehr wegkommen. Alle Flüge seien storniert. Nichts fliegt mehr heute.“ Also hätten sie die Schlange verlassen. „Jetzt erfahren wir, dass unser Flug in 30 Minuten doch startet, aber, weil wir die Schlange verlassen hatten, stehen wir ganz hinten und verpassen unseren Flug.“ Ihr Mann sagt: „Lufthansa ist unfähig.“ Die Fluglinie sei total überfordert.
Ein Ehepaar aus dem Schwalm-Eder-Kreis steht entspannter in der Schlange. „Wir saßen schon im Flieger nach Mallorca, nachdem wir manuell eingecheckt wurden. Dann kam zuerst eine Durchsage vom Piloten, dass unsere Koffer ausgeladen würden und nachgeschickt werden. Dann mussten wir aber eine halbe Stunde später auch aus dem Flieger raus“, berichtet der Mann. Seine Frau sagt: „Wir haben eine Pauschalreise gebucht. Wir wissen nicht, ob unser Hotelzimmer freigehalten wird, wenn wir erst morgen ankommen.“
„Wenn wir überhaupt morgen fliegen können“, sagt dazu eine Ukrainerin, die mit ihrer Tochter in Lyon lebt und am Morgen aus Polen hier gelandet ist. „Ich habe kein Geld, um einen neuen Flug zu buchen, und wenn wir kein Hotel von Lufthansa bekommen, müssen wir heute auf dem Flughafenboden schlafen“, sagt sie. Und hofft, vor dem Flughafen-Streik am Freitag wegzukommen.