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Katholische Kirche: Prüfen statt wirksam beschließen

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Von: Martin Benninghoff

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Die gemeinsamen Beratungen von katholischen Bischöfen und Laien sollen auch in Zukunft trotz einer Ablehnung aus dem Vatikan fortgesetzt werden.
Die gemeinsamen Beratungen von katholischen Bischöfen und Laien sollen auch in Zukunft trotz einer Ablehnung aus dem Vatikan fortgesetzt werden. © Arne Dedert/dpa

Der „Synodale Weg“ will weitreichende Reformen, kommt in Frankfurt aber nur mühsam voran.

Die Katholische Kirche in Deutschland ringt in Frankfurt noch bis zu diesem Samstag um ihre Zukunft. Doch trotz aller existenziellen Sorgen in Zeiten von Vertrauensverlust und hohen Austrittszahlen: Die erwartete Konfrontation zwischen Reformwilligen und Konservativen blieb bei dieser Synodalversammlung, wo Bischöfe mit Laiinnen und Laien zusammenkommen, aus. Kritikerinnen und Kritiker aus den Reform-Reihen machen dafür einen mangelnden Veränderungs- und Streitwillen aus – statt echten Beschlüssen gebe es vor allem Prüfaufträge.

Aufhorchen ließ am Freitag die Mitteilung, dass sich 93 Prozent der Delegierten für die Einführung von offiziellen Segensfeiern für homosexuelle Paare aussprechen – inoffiziell existieren diese schon. Ursprünglich hatte der Beschlusstext die direkte Forderung enthalten, Segensfeiern einzuführen. Er enthält nun aber nur die Empfehlung, dies zu tun.

Zuvor hatte sich eine deutliche Mehrheit für mehr Kompetenzen von Laiinnen und Laien in der Kirche ausgesprochen, vor allem geht es um das Recht von Frauen, liturgische Dienste wie Predigten zu übernehmen. Der Beschluss reicht aber nicht weit, weil er nur einen Prüfauftrag erteilt mit ungewissem Ausgang: „Es ist zu prüfen, welche Qualifikationen für eine Predigtbeauftragung notwendig sind und welche weiteren Personengruppen dafür infrage kommen“, heißt es in dem Papier, das Bezug auf Fälle sexuellen Missbrauchs nimmt: „Menschen, die sexualisierte Gewalt durch Kleriker erfahren haben, äußern immer wieder das Bedürfnis, an liturgischen Feiern teilzunehmen, die nicht von Klerikern dominiert sind.“

Prüfen statt beschließen war am Donnerstag auch der Ausweg in einer besonders heiklen Frage, die die Kirche schon seit Jahrzehnten beschäftigt und die angesichts des Priestermangels immer bedeutsamer wird: die Ehelosigkeit katholischer Priester. „Etliche würden den Priesterberuf wählen, wäre er nicht mit dieser Lebensform verbunden“, heißt es in der Beschlussfassung. Die Synodalversammlung einigte sich darin in der Frage des Pflichtzölibats auf eine vage Formulierung: Die Mitglieder baten Papst Franziskus, eine Aufhebung der priesterlichen Verpflichtung zur Ehelosigkeit zu prüfen.

Eine Fassung mit der Forderung, die Pflicht aufzuheben, wurde verworfen. Die milden Formulierungen gewährleisteten, dass die mehr als 60 Bischöfe mit ihren notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheiten zugestimmt haben.

Für Reformer:innen sind das oft nur Beruhigungspillen. Der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, Gregor Podschun, sagte: „Der ‚Synodale Weg‘ ist doch ein Witz, wenn wir immer nur beschließen, etwas zu prüfen und weiter zu beraten. Bernhard Emunds vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) warf den Bischöfen vor, „immer wieder die Machtkarte“ zu spielen. Kritik kam auch von Ordensschwestern: „Ich empfinde das, was wir hier besprechen, als Zumutung“, sagte Katharina Ganz. Ihre Kollegin Katharina Kluitmann verwies auf die Grauzone, die Gemeinden längst geschaffen haben: „Natürlich predige ich. Natürlich höre ich Beichte.“

Scharfe Kritik kam vor allem von Laiinnen. „Die Geduld der Frauen in unseren Verbänden ist zu Ende. Sie möchten keine Prüfaufträge“, sagte Ulrike Göken-Huismann vom ZdK, während Katharina Norpoth als Vertreterin der jungen Katholikinnen und Katholiken von einer „Angst vor Machtverlust“ bei den Klerikern sprach. Die mischen sich auch vom Seitenrand ein: Papst Benedikts früherer Privatsekretär Georg Gänswein warnte in der „Augsburger Allgemeinen“ am Freitag vor einer Spaltung der Kirche. mit afp/epd

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