„Bringt Polen nichts Gutes“: Warschau will Kaliningrad umbenennen – Putin-Sprecher tobt
Polen will Kaliningrad bei seinem alten polnischen Namen nennen. Moskau reagiert wütend auf die Empfehlung eines polnischen Gremiums.
Warschau/Moskau - Die Reaktion aus Moskau war deutlich. Die polnische Entscheidung grenze an „Wahnsinn“ und sei eine feindselige Tat. „Wir wissen, dass Polen im Laufe der Geschichte von Zeit zu Zeit in diesen Wahnsinn des Hasses gegen die Russen abgerutscht ist“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Es bringt Polen nichts Gutes. Das sind nicht nur unfreundliche Aktionen. Es sind feindselige Aktionen.“
Kaliningrad soll nun in Polen Krolewiec heißen
Grund für die Aufregung ist die Empfehlung einer polnischen Kommission, die Stadt Kaliningrad nur noch bei seinem früheren polnischen Namen zu nennen. Im offiziellen polnischen Sprachgebrauch und auf Karten soll das Gebiet demnach ab sofort nur noch Krolewiec heißen. Das teilte die Regierung in Warschau am Mittwoch (10. Mai) mit.
„Jedes Land hat das Recht, in seiner Sprache traditionelle Namen zu verwenden, die sein kulturelles Erbe darstellen, aber es kann nicht gezwungen werden, in seiner Sprache inakzeptable Namen zu verwenden“, hieß es. Die Entscheidung, keinen „auferlegten Namen“ mehr zu verwenden, sei teilweise auch auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine zurückzuführen. „Wir wollen keine Russifizierung in Polen, daher haben wir beschlossen, Kaliningrad und seine Region in unserer eigenen Sprache zu nennen“, sagte Entwicklungsminister Waldemar Buda.
Name | Kaliningrad |
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Früherer Name | Königsberg (1255 bis 1946), poln.: Krolewiec |
Land | Russland |
Einwohnerzahl | 431.902 |
Fläche | 223 km² |
Gründung | 1255 |
Kaliningrad erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Namen
Die im Jahr 1255 vom Deutschen Ritterorden gegründete Stadt Kaliningrad wurde Mitte des 15. Jahrhunderts die Hauptstadt des Ordens, dann nacheinander die des Herzogtums, des Königreichs und des Freistaats Preußen. Der ursprüngliche Name Conigsberg zu Ehren des böhmischen Königs Ottokar II. entwickelte sich zu Königsberg auf Deutsch. Krolewiec ist die polnische Übersetzung von Königsberg.
Nach der Einnahme der Stadt durch die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg erhielt sie 1946 den Namen Kaliningrad in Erinnerung an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Michail Kalinin. 1940 waren dort tausende polnische Offiziere der sowjetischen politischen Polizei hingerichtet worden.
„Die Benennung einer großen Stadt in der Nähe unserer Grenze nach Kalinin, einem Verbrecher, der für die Entscheidung über die Massenhinrichtung polnischer Beamter in Katyn im Jahr 1940 mitverantwortlich war, löst in Polen negative Emotionen aus“, sagte Buda. Russland wollte das Massaker noch bis in die 1990er Jahre nicht eingestehen.

Kaliningrad wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Exklave
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Kaliningrad Teil des Territoriums Russlands und wurde damit zu einer Exklave – einem Gebiet, das geografisch vom Hauptgebiet eines Landes getrennt ist – zwischen Polen und Litauen. Kaliningrad ist für Moskau von strategischer Bedeutung, da es im Hafen von Baltijsk die russische Ostseeflotte beherbergt und einer der einzigen eisfreien europäischen Häfen Russlands ist.
Polen hat nach Beginn des Ukraine-Krieges damit begonnen, seine Grenze zur Exklave zu befestigen. Das polnische Militär hat einen provisorischen 2,5 Meter hohen Stacheldrahtzaun errichtet und zuletzt mit der Installation von Kameras und Bewegungssensoren entlang der 232 Kilometer langen Grenze begonnen. An Grenzübergängen wurden zudem Panzerabwehrhindernisse aufgestellt. (cs/afp)