FT will jedoch Beweise geprüft haben, wonach Julian Reichelt während der laufenden Ermittlungen über die eigentlich streng geheimen Entwicklungen informiert worden sei. Diese hätten es ihm ermöglicht, viele der Zeug:innen zu identifizieren, die ihn hätten belasten können. Besonders brisant: Mathias Döpfner soll nach Abschluss der Freshfields-Untersuchung eine Gegenuntersuchung eingeleitet haben, um eine „Verschwörung“ aufzudecken.
„Es ist eine blinde Hass-Agenda“, wird Döpfner in der FT zitiert, wobei ein externer Anwalt eine Liste von Personen habe erstellen sollen, gegen die man habe ermitteln wollen. „Wenn es weitere Berichterstattung gibt, ... dann sollten wir sie [die Urheber der angeblichen Verschwörung] verfolgen. Wir sind nicht die Bösewichte ... Wir sind die letzten Bastionen der Unabhängigkeit und der Regierungskritik und werden deshalb von der linken Blase bestraft, die ihre Ansichten mit großer Intoleranz verfolgt“, soll Döpfner geäußert haben.
Abgesehen von Reichelts Ex-Freundin hatte der Springer-Vorstandsvorsitzende laut FT ehemalige Bild-Redakteure, zwei Satiriker und einen Schriftsteller im Blick: bei Letzterem handelt es sich wohl um Benjamin von Stuckrad-Barre. Wer hinter den zwei Satirikern und den Ex-Bild-Mitarbeitern steckt, geht aus dem Artikel nicht hervor. Allerdings sollen sich genannte Satiriker mehrfach über Julian Reichelts Missbrauchsskandal ausgelassen haben. Auch legt der FT-Artikel nahe, dass Döpfner kein Problem damit hätte, „wenn die Namen“ mutmaßlicher Opfer „herauskommen“.
Satiriker Jan Böhmermann hat auf Twitter bereits auf den Artikel reagiert. „Habe ich das in der FT richtig verstanden, @axelspringer
?!? Als Reaktion auf Euren Missbrauchsskandal ließ Euer Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner eine ‚Liste von Personen zusammenstellen“, die ‚ausgeforscht‘ werden sollten, weil er hinter den Vorwürfen über systematischen Machtmissbrauch und sexistische Unternehmenskultur in seinem eigenen Haus eine ‚Verschwörung‘ herbeihalluzinierte?!?“, schreibt Böhmermann. „Was geht ab bei Dir, Mathias?“ (ktho)