Biden nennt Putin „Diktator“ und „Schlächter“ – Macron distanziert sich überraschend
Angesichts des Ukraine-Krieges reist Joe Biden zu Nato-Partner Polen. Nach einem Auftritt des US-Präsidenten hagelt es Kritik vom Kreml. Die USA rudern zurück.
- Polen, Nachbarland der Ukraine*, befindet sich an der vordersten Linie im Ukraine-Krieg*. Nach Wladimir Putins* Angriffskrieg sind knapp 2,24 Millionen Menschen nach Polen geflüchtet.
- US-Präsident Joe Biden* besucht angesichts Russlands* andauernden Invasion am Wochenende die Nato-Ostflanke*.
- Alle Ereignisse rund um den Ukraine-Konflikt* lesen Sie im aktuellen News-Ticker.
Update vom Sonntag, 27.03.2022, 14.15 Uhr: US-Präsident Joe Biden fand zuletzt klare Worte für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Während seines zweitägigen Besuchs in Polen hatte Biden den Kremlchef als „Schlächter“, „Kriegsverbrecher“ und „mörderischen Diktator“ bezeichnet. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron* hat sich nun von den Worten des US-Präsidenten überraschend distanziert. Er würde den Begriff „Schlächter“ nicht verwenden, sagte Macron am Sonntag. Es gelte, „eine Eskalation der Worte wie der Handlungen“ im Ukraine-Krieg zu verhindern.
Das weiße Haus versuchte später klarzustellen (s. Update v. 27.03.2022, 11.30 Uhr), dass die USA keinen Regimewechsel anstrebe. Stattdessen habe der US-Präsident gemeint, Putin dürfe keine Macht über die Ukraine oder andere Regionen ausüben. Bidens Äußerungen sorgten vor allem im Kreml für Empörung. CDU-Chef Friedrich Merz hingegen würdigte die Rede des US-amerikanischen Präsidenten. „‘Be not afraid – seid nicht ängstlich‘ – dieses Wort des polnischen Papstes Johannes Paul II. war die wichtigste Botschaft der Rede von Joe Biden in Warschau“, sagte Merz den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Sonntag. „Wir sind nicht ängstlich. Wir alle wissen, was auf dem Spiel steht: Frieden und Freiheit in Europa“, so der CDU-Politiker weiter.

Der französische Präsident Emmanuel Macron plant unterdessen in den kommenden Tagen mit Putin zu sprechen. Dabei soll es Macron zufolge vor allem um eine Evakuierungsaktion für die Menschen in der von russischen Truppen eingekesselten Hafenstadt Mariupol gehen.
Ukraine-Krieg: Biden nennt Putin in Polen einen „Schlächter“ und „Diktator“ – Kreml empört
Update vom Sonntag, 27.03.2022, 11.30 Uhr: US-Präsident Joe Biden hatte während seines Besuchs am Samstag (26.03.2022) in Warschau den Kreml-Chef Wladimir Putin scharf kritisiert. Der russische Präsident dürfe nicht länger an der Macht bleiben, so Biden (s. Update v. 26.03.2022, 20.00 Uhr). Am Sonntag folgte schließlich die Einordnung: Die US-Regierung verwies darauf, keinen Machtwechsel in Russland anzustreben. „Wie Sie wissen, und wie Sie uns wiederholt sagen hören, haben wir keine Strategie für einen Regimewechsel in Russland oder sonst wo“, betonte Antony Blinken, US-Außenminister, bei einem Besuch in Jerusalem.
Mit Blick auf Bidens Äußerung sagte Blinken: „Ich denke, der Präsident, das Weiße Haus, hat gestern Abend darauf hingewiesen, dass Präsident Putin ganz einfach nicht ermächtigt werden kann, Krieg zu führen oder sich an Aggressionen gegen die Ukraine oder irgendjemanden zu beteiligen.“ Zuvor hatten Biden den Kremlchef unter anderem als „Schlächter“, „Kriegsverbrecher“ und „mörderischen Diktator“ bezeichnet. Dafür wurde Biden von russischer Seite scharf kritisiert. Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin warf dem US-Präsidenten „undiplomatische Äußerungen“ und „Hysterie“ vor. „Die US-Bürger sollten sich schämen für ihren Präsidenten“, sagte Wolodin. Putin dagegen verdiene aufgrund seiner „Zurückhaltung“ Anerkennung. Biden mache mit „erschreckender Regelmäßigkeit“ Äußerungen und Fehler, die schlimmer seien als Verbrechen, äußerte sich der russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow laut Angaben der dpa.

Biden in Polen: Putin soll „nicht mal dran denken, einen Zentimeter auf Nato-Gebiet“ vorzudringen
+++ 20.00 Uhr: Zum Abschluss seines zweitägigen Besuches in Polen hielt US-Präsident Joe Biden eine Rede im Warschauer Königsschloss, das als Symbol der im Zweiten Weltkrieg einst von Nazi-Deutschland größtenteils zerstörten und später wiederaufgebauten polnischen Hauptstadt gilt.
Biden warnte Russland vor einer Niederlage in seinem Krieg gegen die Ukraine. „Die Ukraine wird niemals ein Sieg für Russland sein, denn freie Menschen haben sich geweigert, in einer Welt von Hoffnungslosigkeit und Dunkelheit zu leben“, sagte Biden. Die mutigen Ukrainer hätten gezeigt, dass die Kraft von vielen größer sei als die eines einzigen „Diktators.“ „Gebt die Hoffnung niemals auf, werdet nicht müde, lasst euch nicht entmutigen und habt keine Angst.“
Joe Biden hält Rede in Warschau: „Dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben“
„Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben“, sagte Biden außerdem, ohne den russischen Präsidenten an dieser Stelle explizit namentlich zu erwähnen. Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine habe Putin einen strategischen Fehler gemacht. „Ein Diktator, der ein Reich wieder aufbauen will, kann nie die Liebe der Menschen für die Freiheit auslöschen“, sagte Biden. In der Ukraine werde Putin „nie“ einen Sieg erzielen, betonte er.
Joe Biden in Polen: US-Präsident spricht Warnung gegen Wladimir Putin aus
Der US-Präsident sprach auch eindringliche Warnungen vor einem weiteren Vorrücken Russlands aus. Russland solle „nicht einmal daran denken, einen Zentimeter auf Nato-Gebiet“ vorzudringen. Russland habe bereits „die Demokratie stranguliert“ und versuche dies auch anderswo. Die russische Bevölkerung sei aber „nicht unser Feind“, so Biden.
Die Darstellung von Kremlchef Wladimir Putin, wonach Russland in der Ukraine eine „Denazifizierung“ vornehme, verurteilte der Demokrat. „Das ist eine Lüge, das ist einfach nur zynisch und außerdem obszön“, so Biden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei Jude, die Familie seines Vater sei Opfer des Holocausts geworden, sagte Biden. „Und Putin, wie alle Autokraten, hat die Frechheit zu glauben, dass Macht Recht gibt.“
Besuch in Polen: Biden nennt Putin einen „Schlächter“
+++ 16.26 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat den russischen Staatschef Wladimir Putin einen „Schlächter“ genannt. Bei einem Treffen mit ukrainischen Flüchtlingen wurde Biden am Samstag in Warschau gefragt, was er über den russischen Präsidenten angesichts des Leids in der Ukraine denke. „Er ist ein Schlächter“, antwortete Biden.
Das Treffen des US-Präsidenten mit den Flüchtlingen im Nationalstadion von Warschau wurde von mehreren Fernsehsendern live übertragen.
Biden war am Freitag zu einem zweitägigen Besuch in Polen eingetroffen, nachdem er zuvor wegen des Ukraine-Kriegs an mehreren Gipfeltreffen der westlichen Verbündeten in Brüssel teilgenommen hatte. Zu Beginn seines Besuchs hatte er Putin erneut als „Kriegsverbrecher“ bezeichnet.
Biden besucht Polen: Bündnisfall-Artikel der Nato ist für die USA „eine heilige Verpflichtung“
+++ Update, 15.01 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat bei seinem Polen-Besuch die Entschlossenheit seines Landes betont, den Nato-Partnern im Falle eines Angriffs militärisch zur Seite zu stehen. Artikel 5 des Nato-Vertrages über den Bündnisfall sei für die USA „eine heilige Verpflichtung“, sagte Biden am Samstag bei einem Treffen mit dem polnischen Staatschef Andrzej Duda in Warschau. „Sie können sich darauf verlassen ... für Ihre Freiheit und die unsrige.“

Biden zu Besuch in Polen - Treffen mit ukrainischen Ministern
Update vom Samstag, 26.03.2022, 11.45 Uhr: Gemeinsam mit Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin trifft sich US-Präsident Joe Biden in Polen ebenfalls mit den ukrainischen Ministern Dmytro Kuleba und Oleksij Resnikow. Das teilte das Weiße Haus mit. Es ist Bidens erstes persönliches Treffen mit hochrangigen Vertretern der Regierung in Kiew* seit Beginn des Ukraine-Krieges. Beobachter werten Kulebas und Resnikows Reise nach Polen als Zeichen der Zuversicht, dass der Widerstand der Ukraine gegen die russische Armee Erfolge zeige.
Biden besucht Nato-Ostflanke in Polen: Weißes Haus kündigt besondere Rede an
Update vom Samstag, 26.03.2022, 06.00 Uhr: US-Präsident Joe Biden wird laut Angaben des Weißen Hauses am Samstag des polnischen Präsidenten Andrzej Duda in Warschau treffen, um über den Ukraine-Krieg zu beraten. Bidens Rede wurde mit Vermerk auf mehrere Aussagen angekündigt. In seiner Rede gehe es Biden um die „gemeinsamen Bemühungen der freien Welt, den „brutalen Krieg“ in der Ukraine zu beenden. Zudem gehe es darum, Russland zur Rechenschaft zu ziehen – und wie das gelingen könnte.
Am Freitag war Biden in die polnische Stadt Rzeszow an der Nato-Ostflanke gereist. Dort traf er US-Soldaten und ließ sich beim gemeinsamen Pizza-Essen ablichten.
Erstmeldung vom Freitag, 25.03.2022, 14.00 Uhr: Warschau – Polen und die Ukraine verbindet eine mehr als 500 Kilometer lange Staatsgrenze. Damit befindet sich die parlamentarische Republik an der vordersten Linie im Ukraine-Krieg. Neben der Grenze der Nato-Staaten und dem russischen Einflussbereich von Wladimir Putin, ist da auch noch Belarus, das ebenfalls an Polen grenzt. Auch von dort aus überschritten russische Truppen die ukrainische Grenze.
Im Gegensatz zur Ukraine hat Polen aber Anschluss im Westen gefunden. Das Land ist nicht nur Mitglied der Nato, sondern auch der Europäischen Union (EU*). Bereits vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine stellten die USA* Soldaten bereit, um die Nato-Ostflanke zu stärken.
Ukraine-Krieg: Joe Biden besucht Nato-Partnerstaat Polen
US-Präsident Joe Biden ist angesichts des Ukraine-Krieges am Freitag (25.03.2022) zu einer zweitägigen Reise nach Polen aufgebrochen. Im Nachbarland der Ukraine will sich Biden zunächst ein Bild über den humanitären Einsatz zur Versorgung Geflüchteter machen. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes haben sich seit Beginn der russischen Invasion knapp 2,24 Millionen Menschen in Polen in Sicherheit gebracht. Danach will sich der US-Präsident mit in Polen stationierten US-Truppen treffen. Auf dem Programm stehen außerdem Gespräche mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda und ein Auftritt am Warschauer Königsschloss am Samstag (26.03.2022). Die Rede ist für den Nachmittag zwischen 17 und 18 Uhr angesetzt, sagte ein Sprecher der US-Botschaft gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

„Der Präsident wird sich zu den gemeinsamen Bemühungen der freien Welt äußern, das ukrainische Volk zu unterstützen, Russland für seinen brutalen Krieg zur Verantwortung zu ziehen und eine Zukunft zu verteidigen, die auf demokratischen Grundsätzen beruht“, kündigte das Weiße Haus nach dpa-Informationen an. Zuletzt hatte Biden die Zahl der in Polen stationierten US-Soldaten aufgestockt, um die Nato-Ostflanke weiter zu stärken.
Krieg in der Ukraine: Bidens Besuch in Polen kurzfristig arrangiert
Die Planung von Bidens Besuch in Polen sei nicht von langer Hand vorbereitet worden, wie es normalerweise bei Besuchen von US-Präsidenten der Fall sei, sagte Pawel Soloch, Chef von Dudas Büro für Nationale Sicherheit, der Nachrichtenagentur PAP. Deshalb werde vieles kurzfristig arrangiert.
Zuvor war der US-Präsident in Brüssel und nahm am Donnerstag (24.03.2022) an mehreren Gipfel-Treffen teil. Darunter war auch der Nato-Sondergipfel, bei dem die Staats- und Regierungschefs des Bündnisses über weitere Maßnahmen zum Ukraine-Krieg beratschlagten. Unter anderem wurden neue Sanktionen gegen Russland beschlossen.
Wegen Angst vor dem Ukraine-Krieg: Zahl an den Schießständen in Polen verdreifacht
Währenddessen bereiten sich polnische Zivilistinnen und Zivilisten an Schießständen auf einen möglichen Angriff Russlands vor – gesteuert von der Angst, der Kreml könnte den Krieg weiter in Richtung Polen ausweiten. Demnach habe sich seit Beginn des Ukraine-Krieges die Zahl an den Schießständen in der polnischen Hauptstadt Warschau verdreifacht, erklärte ein Ausbilder der Schießschule Strzelnica Warszawianka gegenüber dem Online-Magazin Vice.
„Aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine gibt es immer mehr Menschen, die lernen wollen, wie man mit Waffen umgeht und schießt“, sagte Marcin Chewiński gegenüber dem Magazin. „Sie haben Angst um ihre eigene Familie und sich selbst. Sie wollen lernen, wie man mit Waffen umgeht, weil sie nicht wissen, was in Polen passieren wird.“ Die meisten Interessierten wollen lernen, wie man mit AK-47-Gewehren umgeht, erklärte Chewiński weiter. Aber auch kleinere Pistolen wie Glocks und Makarows seien beliebt. Vor allem Frauen seien in der Überzahl am Schießstand. „Frauen, die neu anfangen und zu uns kommen, schießen anfangs präziser als Männer. Sie sind ruhiger und gelassener“, sagte Chewiński.
Ukraine-Krieg: Zivilisten und Zivilistinnen bereiten sich auf russischen Angriff vor
Auch in anderen Teilen Polens ist ein ähnlicher Trend zu erkennen. In Wloclawek, 150 Kilometer nordwestlich von Warschau, wurde ein Selbstverteidigungs-Programm für Zivilistinnen und Zivilisten eingerichtet. Das berichtete nach Angaben von Vice der Fernsehsender TVN.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* dagegen ist sich sicher, dass Russland nicht beabsichtige, den Krieg in der Ukraine zu beenden, wie er in einer Videoansprache an die Staats- und Regierungschef der Nato sagte. Gleichzeitig forderte Selenskyj weitere, militärische Unterstützung für die Ukraine. (kas/ms mit dpa/afp) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.