Institut analysiert: Putins Sonnenkönig-Stil führt Russland im Ukraine-Krieg in den Untergang
Russland beißt sich an der Ukraine die Zähne aus. Ein US-Insitut analysiert, dass ein großer Fehler Putins dafür mit verantwortlich ist.
München – Russland wollte die Ukraine schnell und entschieden erobern, doch daraus wurde nichts. Die Verteidiger kämpfen seit über einem Jahr entschlossen gegen die Invasoren und nichts deutet selbst nach so langer Zeit auf ein baldiges Kriegsende hin. Wie eine Denkfabrik aus den USA nun analysierte, gibt es dafür wohl einen Hauptschuldigen: Niemand anderes als Russlands Machthaber Wladimir Putin selbst soll mit seinen katastrophalen Entscheidungen im Krieg dafür verantwortlich sein, dass dieser für die Großmacht denkbar schlecht läuft.
US-Experten sicher: Putins Führungsstil stürzt Armee in Ukraine ins Chaos
Die Analysten vom Institute for the Study of War (ISW) postulieren, dass der Präsident die ukrainische Gegenwehr massiv unterschätzte und es von russischer Seite geplant war, dass der Krieg nur ein paar Tage dauert. Moskaus Vorstellung zufolge sollte er mit einem Sturm auf Kiew enden. Daraus aber wurde bekanntlich nichts. Putins größtes Versäumnis im Ukraine-Krieg soll eine fehlende Ernennung gewesen sein, mit der er sich selbst allerhand unlösbare Probleme geschaffen hat - es geht um den Posten des Oberbefehlshabers.
Anfangs gab es gar keinen Oberbefehlshaber Russlands für den Ukraine-Krieg. Das ist womöglich sogar ein Stück weit nachvollziehbar. Schließlich hatte Moskau eine Kriegsdauer von wenigen Tagen erwartet. Doch nach über einem Jahr ist laut dem ISW klar - dieser Fehler rächte sich. Das Fehlen eines Oberbefehlshabers zieht sich seitdem durch den gesamten Kriegsverlauf. Zwar ernannte der Kreml-Chef dann doch jemanden. Doch er wechselt ständig Kommandeure. Bisher habe es noch keine dauerhafte Kompetenz auf der Position gegeben. Ein weiterer von Putins größten Fehlern holt ihn ebenfalls wieder ein.

Eitelkeit Putins und sein Führungsstil als Grund für russisches Versagen
Wie die Analysten schreiben, ist persönliche Eitelkeit Putins womöglich der Hauptgrund dafür, warum er sich gegen die Ernennung eines Oberbefehlshabers sperrte und wenn er jemanden ernannte, diesen schnell wieder beseitigte. Putin fürchtet, dass der siegreiche Kommandeur zu populär wird und ihm den Ruhm stiehlt, wie das ISW schreibt. Genau deswegen startete die Operation auch ohne Oberbefehlshaber - Putin wollte sich als Mastermind inszenieren.
Doch die Folgen waren weiträumig: Im Militär habe die fehlende Führungsfigur zu einer Fraktionsbildung geführt und außerdem zu „desorganisierten Kommandostrukturen und unerfüllbaren Erwartungen“. Putin selbst kommt aus dem ehemaligen sowjetischen Geheimdienst KGB, doch ausreichend militärische Erfahrung für eine zentrale Position dieser Art kann er nicht vorweisen. Das ISW vergleicht die Situation mit dem Zweiten Weltkrieg, als auch Josef Stalin eifersüchtig auf Marschall Georgi Schukow war.
Putins erste Ernennung fand nach der Niederlage in der Schlacht um Kiew im April 2022 statt: Armeegeneral Wladimirowitsch Dwornikow. Doch nachdem bis zum „Tag des Sieges“ am 9. Mai nicht der gesamte Donbass erobert war, setzte Putin stattdessen Gennadi Schidko ein. Beide kommandierten gleichzeitig russische Militärbezirke, was laut ISW Kalkül Putins war: So wirkte ihre Rolle weniger als Sonderstatus. Erst nach weiteren Rückschlägen setzte Putin einen Oberbefehlshaber ein, der keine weitere Rolle hatte.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin tritt ins Rampenlicht
Nach weiteren Personalrochaden an der Spitze des russischen Militärs trat schließlich ein Mann ins Rampenlicht: Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Als im September 2022 eine empfindliche russische Niederlage in der Region Charkiw folgte, entzog Putin seinem Generalstabsschef Waleri Gerassimov das Vetrauen und setzte auf den Prigoschin-nahen Sergei Surowikin als neuen Oberbefehlshaber. Er hielt sich aber auch nur bis Januar. Seitdem ist Gerassimow wieder Oberbefehlshaber.
Das Urteil des ISW gegenüber Putin fällt vernichtend aus: Seine „Vorliebe für Personalwechsel“ ist laut den US-Analysten „bezeichnend für seinen innenpolitischen Führungsstil“. Bei diesem gehe es darum, interne Rivalen nicht zu mächtig werden zu lassen und gegeneinander auszuspielen. „Für die Führung eines Militärs, das sich in einem kostspieligen Krieg befindet“ sei dieser Stil aber ungeeignet. Das ISW erwartet dennoch nicht, dass sich Putin ändert. Neue Personalrochaden dürften also nicht allzu lange auf sich warten lassen. (cgsc)
Eine kremlnahe Rockergang ist auf dem Weg und will von Moskau bis Berlin fahren. In der deutschen Hauptstadt soll die Gruppe spätestens am 9. Mai eintreffen. Ob das klappt, ist höchst fraglich.