Israel unterstützt die Türkei

Hilfskräfte arbeiten Seite an Seite mit verfeindeten Staaten
Israelische Militärflugzeuge neben Maschinen aus den erzverfeindeten Staaten Iran und Katar: Es braucht wohl eine Naturkatastrophe, um solche Szenarien im Nahen Osten auszulösen. Schon wenige Stunden nach dem verheerenden Erdbeben, das Tausenden Menschen in der Türkei und in Syrien das Leben kostete und auch im Norden Israels spürbar war, hatte die israelische Regierung ihre unbedingte Bereitschaft zur humanitären Hilfe erklärt.
Zusätzlich zu den Soldat:innen der Heimatfront, die bereits am Tag zuvor aufgebrochen waren, machten sich in der Nacht auf Dienstag auch 230 Bergungskräfte, Medizinerinnen und Mediziner, Pflegekräfte und Psycholog:innen auf den Weg in die Türkei. Sie sind dort im Rahmen der israelischen Hilfsoperation „Olivenzweige“ tätig, um Verschüttete zu lokalisieren, zu bergen und medizinisch zu versorgen. Dazu kommen Lieferungen mit humanitären Gütern, wie dringend benötigte Zelte, Decken, Medikamente und Hygienematerial.
Bei der medizinischen und psychologischen Erstversorgung nach der Tragödie kommt den Truppen eine israelische Innovation zu Hilfe, die schon in der Ukraine im Einsatz war: Ein umfassend ausgestattetes Feldkrankenhaus, das in kürzester Zeit in betroffenen Gebieten aufgebaut werden kann, wird nun auch in der Türkei errichtet. Das Krankenhaus ist in der Lage, Patient:innen intensivmedizinisch zu betreuen.
Syrien bleibt heikles Terrain
Die israelische Armee betont, dass sich die Hilfe auf die betroffenen Gebiete in der Türkei beschränkt. Anfangs hatte Premierminister Benjamin Netanjahu verkündet, dass Israel auch Syrien mit Hilfsgütern versorgen werde. Israel befindet sich offiziell im Krieg mit Syrien. Die Frage, ob Israel in Syrien humanitär tätig wird, ist in Israel, aber auch in Syrien heftig umstritten.
So kam aus Syrien auch umgehend ein Dementi, was mögliche israelische Hilfslieferungen betrifft. Solche Aussagen des israelischen Premierministers seien Fake News, heißt es. Zu keinem Zeitpunkt habe das syrische Regime Israel um eine Unterstützung in der Krise gebeten, berichtet die syrische Zeitung „Al-Watan“.
Zwar wäre es nicht das erste Mal, dass Israel in Syrien humanitäre Unterstützung leistet. Während des Bürgerkrieges versorgten israelische Ärztinnen und Ärzte syrische Kriegsopfer und lieferten Hilfspakete. Israelische Freiwillige unterstützen die Versorgung syrischer Flüchtlinge an der Grenze, auch das war mit der Armee koordiniert.
Syrien bleibt aber heikles Terrain. Immer wieder greift Israel Stellungen pro-iranischer Kräfte in Syrien an. Nachdem Netanjahu am Montag mit der Ankündigung einer geplanten Syrien-Hilfe vorgeprescht war, wurde es ruhig um die mutmaßliche humanitäre Aktion. Die israelische Armee ging auf Distanz und verwies auf das Büro des Ministerpräsidenten.
Gerüchteweise soll ein Hilfsansuchen für syrische Opfer von Russland übermittelt worden sein, Bestätigungen dafür gibt es nicht. Sollten israelische Lieferungen nicht nur in die Türkei, sondern auch nach Syrien gehen, wird das unter dem Radar vonstatten gehen: Denkbar ist beispielsweise, dass Lieferungen über Koordination mit dem Außenministerium mittels Freiwilligenorganisationen abgewickelt werden.