Israel attackiert Ziele im Gazastreifen: Zwölf Tote – darunter drei militante Palästinenser

Trotz Waffenruhe attackierten israelische Kampfjets überraschend den Gazastreifen. Die Angriffe richteten sich wohl gegen militante Gruppen.
Frankfurt – Israelische Kampfjets haben in der Nacht von Montag (8. Mai) auf Dienstag Ziele im Gazastreifen attackiert. Dabei wurden offenbar drei ranghohe Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad gezielt getötet. Allerdings hat es wohl nicht nur sie getroffen: Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums kamen bei den Luftangriffen in der Stadt Gaza und in Rafah insgesamt zwölf Menschen ums Leben, darunter auch Frauen und Kinder. Rund 20 weitere seien verletzt worden.
Israelische Jets greifen Gaza an: Zwölf Tote einschließlich Kinder und Frauen
Die israelische Armee begründete die Operation „Schild und Pfeil“ mit Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf das israelische Grenzgebiet in den vergangenen Wochen. Der massive Angriff kam allerdings überraschend, weil seit knapp einer Woche eine Waffenruhe herrschte. Die israelische Armee teilte mit, bei den drei Dschihad-Mitgliedern handele es sich um Chalil Bahitini, einen Kommandeur im nördlichen Teil des Gazastreifens, der für die jüngsten Raketenangriffe auf Israel verantwortlich gewesen sei, Dschahed Ahnam, Leiter des Militärrats sowie um Tarek Az Aldin, der Anschläge im Westjordanland koordiniert habe.
Außerdem seien Waffenfabriken zur Herstellung von Raketen in Chan Junis sowie weitere Einrichtungen des Dschihad angegriffen worden. In der vergangenen Woche hatten militante Palästinenser im Gazastreifen nach dem Tod eines palästinensischen Häftlings Dutzende Raketen und mehrere Mörsergranaten auf Israel abgefeuert. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt.
Chader Adnan, ranghohes Mitglied des Islamischen Dschihad, war nach fast drei Monaten Hungerstreik in israelischer Haft gestorben. Adnan war laut Gefängnisbehörde wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in einer Terrororganisation sowie Unterstützung von Terror und Hetze inhaftiert gewesen.
Tote unter Zivilisten in Gaza: Israel will Berichte „prüfen“
Der israelische Armeesprecher Richard Hecht sagte während eines Gesprächs mit Journalisten, insgesamt seien 40 Flugzeuge an den Angriffen beteiligt gewesen. Die Armee habe ihre Ziele erreicht. Das Verteidigungsministerium habe das Militär allerdings angewiesen, sich auf die mögliche Mobilisierung von Reservisten vorzubereiten. Zu dem Tod von Frauen und Kindern behauptete Hecht, man prüfe die Berichte.
„Wir zielten auf die Terroristen ab. Falls es einige tragische Todesfälle gab, werden wir das prüfen.“ Die Angriffe seien seit vergangener Woche geplant gewesen. Zu der Frage möglicher Vergeltungsangriffe aus dem Gazastreifen und vielleicht auch aus den nördlichen Nachbarländern Libanon und Syrien unterstrich der Sprecher, man sei „an allen Schauplätzen“ bereit. „Wir hoffen, dass dies so schnell wie möglich beendet ist.“
Palästinensische Militanten sprechen von „Verbrechen“ Israels und kündigen Reaktion an
Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete zudem, Israel habe der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas die Botschaft übermittelt, sie sei „nicht im Visier“. Ein Hamas-Sprecher sagte nach den Luftangriffen Israels, das palästinensische Volk wisse, wie es auf das „Verbrechen“ der gezielten Tötung der Dschihad-Mitglieder zu reagieren und „die Besatzungsmacht anzugreifen“ habe. Ein Dschihad-Sprecher sagte, Israel habe „alle Initiativen der Vermittler ignoriert“. Man werde den Tod der drei Führungsmitglieder rächen.
Der Islamische Dschihad, eine militante Gruppe mit engen Verbindungen zum Iran, ist im Gazastreifen stark vertreten. Die Gruppe bezieht ihre Waffen großteils aus dem Iran und nutzt das Gebiet regelmäßig für Raketenangriffe auf Israel. Auch in der syrischen Hauptstadt Damaskus stellen sie Raketen her und werden daher auch dort oft von israelischen Kampfflugzeugen ins Visier genommen. (bb/dpa)