Auf Twitter veröffentlichte die israelische Polizei eine Erklärung zu dem Vorfall: „Die israelische Polizei bereitete sich gestern darauf vor, der Journalistin Shireen Abu Akleh eine ruhige und würdevolle Beerdigung zu ermöglichen, und hatte die Bestattungsarrangements mit ihrer Familie koordiniert. Leider versuchten Hunderte von Randalierern, die Zeremonie zu sabotieren und der Polizei Schaden zuzufügen“, heißt es. „Die israelische Polizei unterstützt ihre Polizeibeamten, aber als professionelle Organisation, die lernen und sich verbessern will, wird sie auch Lehren aus dem Vorfall ziehen.“
Bei dem Trauermarsch am Freitag trugen zahlreiche Menschen Abu Aklehs Sarg aus dem St. Joseph-Krankenhaus in Ost-Jerusalem, wo ihr Leichnam bis zur Beerdigung verblieb. Dabei kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei. Unter anderem wurde von den Beamten Tränengas eingesetzt. Laut dem CNN-Bericht kam auch eine Blitzbombe zum Einsatz.
Erstmeldung vom Freitag, 13. Mai, 15:45 Uhr: Jerusalem - Schirin Ab Akleh ist in Jerusalem beigesetzt worden. Die Journalistin des Nachrichtenportals Al Jazeera war vor drei Tagen von Soldaten aus Israel bei einem Militäreinsatz im besetzten Westjordanland getötet worden. Laut Al Jazeera wurde die Journalistin von israelischen Soldaten erschossen. Bei ihrer Beerdigung in Jerusalem kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen radikalen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften.
Vor allem in Ostjerusalem soll nach Informationen von Al Jazeera die Situation eskaliert sein. Tausende Palästinenser hatten sich zuvor dem Trauerzug angeschlossen. Es kam zu zahlreichen Festnahmen, als Teilnehmer des Trauerzugs sich Zugang zu der Kirche verschaffen wollten, in der der Trauergottesdienst für Schirin Abu Akleh abgehalten wurde.
Im Vorfeld hatte die israelische Armee angekündigt, die Geschehnisse rund um den Tod von Schirin Ab Akleh zu untersuchen. Dabei werde auch die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass die 51-jährige Journalistin von bewaffneten Palästinensern getötet wurde, erklärten die Streitkräfte auf Twitter.
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurde die Journalistin von einer Kugel in den Kopf getroffen. Während des Vorfalls saß ein anderer Journalist, Ali Samoudi, der für die in Jerusalem erscheinende Zeitung Quds arbeitet, neben ihr. Er wurde in den Rücken getroffen. Zusammen mit Abu Akleh wollte er über einen Militäreinsatz der IDF vor Ort berichten.
„Plötzlich eröffneten sie das Feuer auf uns“, berichtete er Reportern von seinem Krankenhausbett aus. Smoudi, der bei dem Vorfall verletzt wurde, behauptete, niemand habe ihn und seinen Kollegen vor den Schüssen gewarnt. „Sie haben sie kaltblütig getötet“, sagte er. „Eine Kugel traf mich, die zweite traf Schirin.“
Der Tod von Schirin Ab Akleh hatte international für Bestürzung gesorgt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen forderte eine unabhängige Aufklärung der Todesumstände. „Es muss so schnell wie möglich eine unabhängige internationale Untersuchung eingeleitet werden“, sagte Geschäftsführer Christian Mihr am Donnerstag in Berlin. Die Ankündigung von Israels Außenministers Yair Lapid, sein Land werde an einer gemeinsamen Untersuchung teilnehmen, reiche nicht aus, kritisierte Mihr. Auch die deutsche Bundesregierung forderte die schnelle Aufklärung. (dil/epd)