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Wegen Tanzvideo: Paar im Iran muss mehr als zehn Jahre in Haft

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Von: Katja Thorwarth

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Wegen eines Tanzvideos muss ein junges Paar im Iran in Haft. Derweil werden weitere Foltervorwürfe im Zuge der Proteste gehen das Regime öffentlich.
Wegen eines Tanzvideos muss ein junges Paar im Iran in Haft. © Twitter/@hdagres

Wegen eines Tanzvideos muss ein junges Paar im Iran in Haft. Derweil werden weitere Foltervorwürfe im Zuge der Proteste gehen das Regime öffentlich.

Teheran – Ein iranisches Gericht hat ein junges Paar zu jeweils mehr als zehn Jahren Haft verurteilt. Die beiden hatten ein Tanzvideo gedreht und im Internet veröffentlicht. Wie die Human Rights Activists News Agency (HRANA) bereits am Dienstag mitteilte, waren Astijash Haghighi und ihr Verlobter Amir Mohammad Ahmadi Anfang November im Iran festgenommen und wegen „Förderung von Korruption und öffentlicher Prostitution“ sowie „Versammlung mit dem Ziel, die nationale Sicherheit zu stören“ zu jeweils zehn Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden.

HRANA berichtete, dass eine Verteidigung bei dem Prozess nicht zugelassen worden war, und berief sich auf den Familien der Verurteilten nahestehende Quellen. Die 21-jährige Haghighi, die rund eine Million Follower auf Instagram hat, soll ins berüchtigte Frauengefängnis Kartschak nahe Teheran gebracht worden sein. Die dortigen Haftbedingungen werden regelmäßig verurteilt.

Iran: Paar tanzt und soll „Korruption und öffentliche Prostitution“ gefördert haben

In dem Video sieht man Haghighi ohne Kopftuch und Ahmadi bei einem Paartanz zu romantischer Musik vor dem Freiheitsturm. Das Video ging als Symbol für die geforderten Freiheiten der Protestbewegung im Iran viral. Frauen ist es im Iran verboten, sich ohne Kopftuch zu zeigen und in der Öffentlichkeit zu tanzen.

Der Freiheitsturm oder Asadi-Turm gilt als Wahrzeichen Teherans und war vor der islamischen Revolution 1979 als „Denkmal der Schahs“ bekannt. Sein Architekt lebt heute im Exil.

Foltervorwürfe gegen den Iran: Psychisch gefoltert und Knochen gebrochen

Derweil wurden durch einen Medienbericht die praktizierten Foltermethoden im Iran bekannt. Demnach seien seit Beginn der Proteste im Herbst 2022 Demonstrant:innen systematisch psychisch und körperlich in der Haft gefoltert worden. Das recherchierte der Verbund aus NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, wobei sich die Recherche auf übereinstimmende Aussagen von mehr als einem Dutzend Betroffener im Iran sowie auf Berichte eines nach Deutschland geflüchteten Gefängniswärters stützt.

Die Betroffenen erzählten, iranische Sicherheitskräfte hätten sie schon bei Verhören und der Verhaftung mit Knüppeln oder Fäusten geschlagen und sogar teilweise ihre Knochen gebrochen. In Haft habe man sie über Tage und Wochen körperlich und psychisch gefoltert. So hätten sie 24 Stunden mit verbundenen Augen knien müssen. Andere berichten, sie hätten gesehen, wie Menschen mit Wasserschläuchen ausgepeitscht und mit Elektroschockern gefoltert wurden.

Menschen in Gefängnissen im Iran sexuell missbraucht

In drei Fällen sollen die Betroffenen an Möbelstücken festgebunden und mit Gummiknüppeln oder Elektroschockern sexuell missbraucht worden sein. Die teils massiven Verletzungen seien tagelang nicht behandelt worden. Mehrere Betroffene seien mit der Todesstrafe bedroht worden. Der ehemalige Gefängniswärter bestätige laut dem Rechercheverbund die gängige Folterpraxis. Über zehn Jahre hätten er und seine Kollegen in verschiedenen Haftanstalten im Iran Gefangene gequält und keine Gnade zeigen sollen.

Ein dem Rechercheverbund vorliegender vertraulicher Lagebericht des Auswärtigen Amts (AA) bestätigt „zahlreiche Berichte über durch Folter und psychischen Druck erzwungene Geständnisse“. Zudem seien „seelische und körperliche Folter sowie unmenschliche Behandlung bei Verhören und in Haft“ bei politischen Häftlingen üblich.

Bislang 14.000 Protestierende im Iran festgenommen

Seit dem Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini im September wird landesweit gegen die Regierung protestiert. Amini war nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei gestorben, Aktivist:innen zufolge wurde sie misshandelt. Bislang wurden im Iran im Zuge der Proteste mehrere Todesurteile vollstreckt und rund 14.000 Menschen festgenommen. (ktho/AFP)

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