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Konflikte im Nahen Osten
Iran: Ein Land zwischen persischer Tradition und Atommacht
- vonFriederike Meierschließen
Der Iran ist ein facettenreiches Land mit spannenden Städten, wie der Hauptstadt Teheran. Doch seit US-Präsident Donald Trump das Atomabkommen gekündigt hat, spitzt sich der Konflikt mit den USA zu.
- Der Iran, früher auch Persien, liegt in Vorderasien zwischen dem Kaspischen Meer und dem Persischen Golf.
- Der Iran mit der Hauptstadt Teheran bezeichnet sich selbst als Islamische Republik. Staatsoberhaupt ist ein Religionsführer, der gewählte Präsident und das Parlament sind nahezu machtlos.
- Seit Jahrzehnten gibt es Streit um das Atomprogramm des Landes. Seit US-Präsident Donald Trump für die USA das Atomabkommen gekündigt hat, hat sich der Konflikt verschärft.
Der Iran ist ein Land in Vorderasien. Es liegt in einer geostrategisch günstigen Lage zwischen dem Kaspischen Meer und dem Persischen Golf. Außerdem grenzt es an den Golf von Oman. Im Land gibt es große Öl- und Gasvorkommen. Die Ölquellen liegen vor allem im Südwesten des Landes nahe der Grenze zum Irak und am Persischen Golf. Schätzungen zufolge liegen etwa zehn Prozent der weltweiten Ölreserven im Iran.
Im Westen grenzt der Iran an den Irak, die Grenze bildet teilweise der Fluss Schatt al-Arab. Außer dem Irak grenzt der Iran noch an Turkmenistan, Afghanistan, Pakistan, Aserbaidschan, die Türkei und Armenien. Das Staatsgebiet ist gebirgig und trocken, Landwirtschaft ist vor allem in den beiden Küstenregionen möglich. Der höchste Berg des Landes, der Vulkan Damāvand liegt im Elburs-Gebirge.
Tourismus im Iran: Highlights Teheran, Isfahan und Persepolis
Die Hauptstadt Teheran hat für Tourist:innen viel zu bieten. Dort gibt es zahlreiche Moscheen, Theater und den Golestanpalast, von dem aus einst die Schahs regierten. Auch die Großstadt Isfahan mit knapp zwei Millionen Einwohner:innen ist eine Reise wert. Neben vielen Moscheen und Palästen, die das Stadtbild prägen, gibt es dort die malerische 33-Bogen-Brücke.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist Persepolis, eine der Hauptstädte des antiken persischen Reichs. Sie wurde 520 vor Christus gegründet. Heute sind nur noch die Ruinen zu besichtigen. Die alten Palaststrukturen gelten als einmalig und stehen auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe.
Vom Schah zu bis zu Ali Chamenei: Geschichte des Iran im 20. Jahrhundert
Nachdem der Iran im zweiten Weltkrieg von den Briten und der Sowjetunion besetzt worden war, musste der damalige Herrscher Reza Schah abdanken. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Mohammed Reza Schah. Seit Anfang der 1950er Jahre Mohammed Mossadegh zum Premierminister gewählt worden war, kam es zunehmend zu Konflikten. Im Jahr 1953 floh der Schah ins Ausland, nachdem er vergeblich versucht hatte, Mossadegh des Amtes zu entheben.
Es kam zum Staatsstreich von Teilen der iranischen Armee zusammen mit dem US-amerikanischen Geheimdienstes CIA und dem britischen Auslandsgeheimdienst M16. Die USA befürchteten, dass sich der Iran unter Mossadegh an der Sowjetunion orientieren könnte. Der Staatsstreich war erfolgreich und der Schah kehrte in den Iran zurück. In den folgenden Jahren bis zur Revolution 1979 regierte er als Alleinherrscher in einer Diktatur. In den folgenden Jahren kam es zu einigen Reformen, zum Beispiel bekamen Frauen das aktive und passive Wahlrecht.
Amtssprache | Persisch |
Hauptstadt | Teheran |
Staatsform | präsidentielle Republik (Islamische Republik) |
Staatsoberhaupt | Ali Chamenei |
Regierungschef | Hassan Ruhani |
Fläche | 1.648.195 km² |
Einwohnerzahl | 82,9 Millionen (2019) |
Währung | Iranischer Rial |
Doch es kam immer wieder zu Protesten, unter anderem aus Kritik an einer Landreform. Diese gipfelten im Jahr 1979 schließlich in einer Revolution. Obwohl die Identifikationsfigur der schiitische Führer Ajatollah Ruhollah Chomeini war, wurde die Revolution nicht nur von religiösen Gruppen, sondern auch von säkularen, Linken und Rechten getragen. Schließlich musste der Schah den Iran verlassen und Chomeini, der im Exil gelebt hatte, kam ins Land zurück und rief noch im selben Jahr die „Islamische Republik“ aus.
„Islamische Republik“ Iran: Ali Chamenei ist mächtiger Religionsführer
Diese ist laut ihrer Verfassung eine Theokratie, das heißt, Gott ist der alleinige Herrscher. Vertreten wird er auf der Erde durch den „Zwölften Imam“ als sein Repräsentant, auch „Herrschender Rechtsgelehrter“ oder „Revolutionsführer“ genannt. Dieses Amt des Staatsoberhaupts hatte Ajatollah Ruhollah Chomeini für sich geschaffen. Seit seinem Tod 1989 ist sein Nachfolger Ali Chamenei. Der Revolutionsführer steht über allen gewählten Verfassungsorganen wie etwa dem Präsidenten und dem Parlament. Bei den Wahlen werden zudem nur Kandidaten zugelassen, die systemloyal sind.
Die im Iran am meisten verbreitete Religion ist der schiitische Islam. Die Schiiten unterscheiden sich von der anderen großen Strömung des Islam, den Sunniten dadurch, dass sie nur direkte Nachkommen des Propheten Mohammed als rechtmäßige Führer anerkennen.
Die Gesellschaft im Iran: Zwischen Unterdrückung und Protesten
Die Meinungs- und Pressefreiheit im Iran wird stark unterdrückt. So wird das Internet zensiert und das Land gehört laut Reporter ohne Grenzen zu den repressivsten weltweit für Journalist:innen. Trotzdem begehrt die Bevölkerung immer wieder gegen die Regierung auf.
So gab es im Jahr 2009 Proteste gegen die Wiederwahl des Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad. Es gab Vorwürfe, die Wahlen seien manipuliert worden. Die Proteste wurden gewaltsam niedergeschlagen. Weitere Proteste gab es zum Jahreswechsel 2017/2018. Tausende Menschen im ganzen Land gingen auf die Straße und forderten Jobs und bezahlbare Lebensmittel. Auch zum Jahreswechsel 2019/2020 gab es wieder Proteste.
Iran und USA: Konflikt um das Atomprogramm
Das Atomprogramm des Iran reicht schon bis in die 1950er Jahre zurück. Forciert wurde es vor allem von Mahmoud Ahmadinedschad, der im Jahr 2005 zum Präsidenten gewählt wurde. Dies führte dazu, dass der Westen Sanktionen gegen den Iran verhängte, da befürchtet wurde, dieser würde an einer Atombombe bauen.
Nach über 12 Jahren Verhandlungen konnte schließlich im Jahr 2015 ein Atomabkommen zwischen dem Iran und den Vereinten Nationen (UN), der Europäischen Union (EU) und den USA geschlossen werden. Dafür, dass der Iran seine nuklearen Aktivitäten kontrolliert herunterfährt, würde der Westen schrittweise die Sanktionen aufheben, so der Deal.
US-Präsident Donald Trump sorgte im Jahr 2018 jedoch wieder für eine Verschärfung des Konflikts, indem er das Atomabkommen kündigte und erneut Sanktionen verhängte. Seitdem hat auch der Iran angekündigt, sein Atomprogramm weiterzuverfolgen. Die Feindschaft zwischen den USA und dem Iran begann allerdings nicht mit dem Atomprogramm, er zieht sich schon über Jahrzehnte hin. (Friederike Meier)