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Attentat im Iran: Revolutionsgarden sinnen auf Vergeltung - Nuklearwissenschaftler wird zum „Märtyrer“

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Von: Marvin Ziegele

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Im Iran wird ein hochrangiger Atomphysiker ermordet. Dabei soll eine israelische Waffe zum Einsatz gekommen sein.

+++ 13.11 Uhr: In Teheran ist am Montag der bei einem Anschlag getötete iranische Atomforscher Mohsen Fachrisadeh beigesetzt worden. Mehrere hochrangige iranische Behördenvertreter, darunter Verteidigungsminister Amir Hatami und der Chef der Revolutionsgarden, Hossein Salami, nahmen an der Beerdigung teil, wie Live-Bilder staatlicher Fernsehsender zeigten. Hatami würdigte Fachrisadeh als „Märtyrer“. Die Beisetzung fand nach Angaben des Verteidigungsministeriums wegen der Corona-Beschränkungen nur mit einer begrenzten Zahl von Trauergästen statt.

In der Nacht zum Sonntag war der Leichnam des Wissenschaftlers bereits zum Mausoleum des schiitischen Imams Reza in die heilige Stadt Maschhad gebracht worden. In einer religiösen Zeremonie wurde Fachrisadehs Sarg um den Schrein getragen - ein Tribut, den sich der Iran für seine bedeutendsten „Märtyrer“ vorbehält.

Iran: Getöteter Nuklearwissenschaftler zum „Märtyrer“ erklärt

+++ 11.17 Uhr: Nach dem Anschlag auf den führenden Atomwissenschaftler Mohsen Fachrisadeh werden aus dem Iran neue Vorwürfe gegen Israel laut. Einem iranischen Fernsehbericht zufolge soll die bei dem Attentat eingesetzte Waffe aus Israel stammen. Das Logo und die Leistungsmerkmale der israelischen Rüstungsindustrie seien auf dem Gewehr erkennbar, wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet. Vor der Ausstrahlung des Berichts beteuerte der israelische Geheimdienstminister Eli Cohen, er wisse nicht, wer für die Tötung des Wissenschaftlers verantwortlich sei.

Der 63-jährige Kernphysiker Fachrisadeh war Mitglied der iranischen Revolutionsgarden gewesen und war ein Experte für die Herstellung von Raketen im Iran. Er galt als Kopf des iranischen Atomprogramms. Er spielte auch eine wichtige Rolle im Urananreicherungsprogramm des Iran.

Attentat im Iran: Erkenntnisse zur verwendeten Waffe

Update vom Montag, 30.11.2020, 10:32 Uhr: Der iranische Atomphysiker Mohsen Fachrisadeh soll laut Informationen der iranischen Nachrichtenagentur Fars mit einem ferngesteuerten Maschinengewehr erschossen worden sein. Die Waffe soll aus einem stehenden Auto auf den Nuklearwissenschaftler abgefeuert worden sein. Die Schuld für den Mord an Fachrisadeh sieht der Iran weiterhin bei Israel.

Laut Informationen der iranischen Nachrichtenagentur Fars soll Fachrisadeh am Freitag zusammen mit seiner Frau in einem kugelsicheren Wagen und drei Wägen mit Sicherheitspersonal unterwegs gewesen sein. Als er ein Geräusch hörte, das Kugeln klang, die in ein Auto einschlugen, soll er das Fahrzeug verlassen haben, um nachzusehen, was vor sich ging.

Iran: Nuklearwissenschaftler soll mit ferngesteuerter Waffe getötet worden sein

Als er ausstieg, soll die ferngesteuerte Waffe aus einem parkenden Nissan aus einer Entfernung von 150 Metern abgefeuert worden sein. Fachrisadeh soll mindestens dreimal getroffen worden sein, auch ein Leibwächter erlitt Schussverletzungen. Der Nissan, aus dem das Maschinengewehr feuerte, soll daraufhin explodiert sein. Der Schütze des Maschinengewehrs könnte sich demzufolge weit entfernt vom Tatort aufgehalten haben. Die Informationen zum genauen Verlauf des Attentats stützen sich bisher ausschließlich auf Informationen der iranischen Medien. Andere Berichte sprechen hingegen von einem Wagen mit Attentätern, die zuerst das Feuer auf Fachrisadehs Leibwächter eröffneten und anschließend auf Fachrisadeh selbst schossen.

Der Sarg des getöteten iranischen Nuklearwissenschaftlers Mohsen Fachrisadeh während der Trauerfeier. 
Der Sarg des getöteten iranischen Nuklearwissenschaftlers Mohsen Fachrisadeh während der Trauerfeier.  © IRANIAN DEFENCE MINISTRY/AFP

Irans Präsident Hassan Ruhani bezeichnete Israel zudem am Samstag als „Söldner“ der USA. Das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei rief dazu auf, „die Täter und Verantwortlichen zu bestrafen“. Ex-CIA-Chef John Brennan verurteilte die Tötung des prominenten Wissenschaftlers Mohsen Fachrisadeh als „kriminellen Akt“.

Iran droht mit Vergeltung für Mord an Fachrisadeh

+++ 10:05 Uhr: Die Stimmen, nach denen Israel verantwortlich für den Mordanschlag auf den iranischen Atomwissenschaftler Mohsen Fachrisadeh sein soll, mehren sich. Die „New York Times“ berichtet von einer Pressekonferenz aus dem Jahr 2018, wo der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu aus einem Dossier zum iranischen Atomprogramm berichtete. Besondere Erwähnung fand Atomphysiker Fachrisadeh, über den Netanjahu sagte: „Erinnern Sie sich an diesem Namen!“

Das Bild zeigt den iranischen Atomphysiker Mohsen Fachrisadeh (rechts) während einer Konferenz in Teheran.
Das Bild zeigt den iranischen Atomphysiker Mohsen Fachrisadeh (rechts) während einer Konferenz in Teheran. © KHAMENEI.IR / AFP

Der iranische Präsidentschaftskandidat Hossein Dehghan, Oberbefehlshaber der Revolutionsgarden und Verteidigungsberater von „Revolutionsführer“ Ajatollah Ali Chamenei, kündigte nun Vergeltung an: „Die Nacht ist lang, und wir sind wach. Wir werden wie ein Donner auf die Häupter derjenigen niedergehen, die für den Mord an Märtyrer Fachrisadeh verantwortlich sind, und werden es sie bereuen lassen.“ Präsident Hassan Ruhani hingegen mahnte zur Geduld: „Wir werden zur richtigen Zeit antworten. Alle unserer Feinde sollen wissen, dass das große iranische Volk zu mutig und ehrlich ist, um nicht auf diese Straftat zu reagieren.“

Ehemaliger CIA-Chef O. Brennan verurteilt Mord an Fachrisadeh als „kriminelle Handlung“

John O. Brennan, Antiterror-Berater und Direktor des CIA unter Barack Obama, spricht auf Twitter von einer „rücksichtslosen und hoch kriminellen“ Handlung. Er befürchtet „tödliche Vergeltungsmaßnahmen und eine neue Runde regionaler Konflikte“ und warnt den Iran vor übereiltem Handeln: „Die iranischen Führer wären weise, auf die Rückkehr der verantwortungsvollen amerikanischen Führung auf der globalen Bühne zu warten und sich dem Drang zu widersetzen, gegen vermeintliche Schuldige zu reagieren.“

Mit Bezug auf den Verdacht, dass Israel oder die USA den Mord in Auftrag gegeben haben sollen, schreibt O. Brennan: „Ich weiß nicht, ob eine ausländische Regierung den Mord an Fakhrizadeh genehmigt oder durchgeführt hat. Ein solcher Akt des staatlich geförderten Terrorismus wäre eine offensichtliche Verletzung des Völkerrechts und würde mehr Regierungen ermutigen, tödliche Angriffe gegen ausländische Beamte durchzuführen.“

Iranischer Raketenspezialist ermordet – Türkei spricht von „abscheulichem Mord“

Update vom Sonntag, 29.11.2020, 08:50 Uhr: Die Türkei hat den tödlichen Angriff auf einen iranischen Atomwissenschaftler als „abscheulichen Mord“ verurteilt. Man hoffe, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden und appelliere an alle Parteien mit gesundem Menschenverstand und Maß zu handeln und Unternehmungen zu vermeiden, die zu einer Eskalation in der Region führen, teilte das Außenministerium in Ankara am späten Samstagabend mit. „Wir verurteilen diesen abscheulichen Mord und drücken der iranischen Regierung und der Familie des Verstorbenen unser Beileid aus.“
 

Iranischer Raketenspezialist ermordet – Iran macht USA und Israel verantwortlich

Update vom Samstag, 28.11.2020, 10.30 Uhr: Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat den USA und Israel vorgeworfen, hinter dem Mordanschlag auf den Kernphysiker Mohsen Fachrisadeh zu stehen. „Erneut sorgten der Imperialismus und sein zionistischer Söldner für ein Blutvergießen und den Tod eines iranischen Wissenschaftlers“, sagte Ruhani am Samstag im Staatsfernsehen. 

Dieser „Terroranschlag“ beweise lediglich die Angst der Feinde Teherans vor dem technologischen Fortschritt der Islamischen Republik. Der Mord werde das Land jedoch nicht davon abhalten, den Weg Fachrisadehs noch konsequenter fortzusetzen, sagte der Präsident. 

Iranischer Raketenspezialist ermordet – Iran macht Israel verantwortlich

Teheran - Ein hochrangiger iranischer Atomphysiker und Raketenspezialist ist im Iran einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. „Wir geben hiermit den Märtyrertod von Doktor Mohsen Fachrisadeh bekannt“, erklärte das Teheraner Verteidigungsministerium am Freitag im Staatsfernsehen. Es bestätigte damit Angaben des iranischen Staatssenders IRIB und mehrerer Nachrichtenagenturen.

Iranischer Atomphysiker nahe Teheran ermordet

Dem Ministerium zufolge wurde Fachrisadeh am Freitag „von Terroristen“ in seinem Wagen angeschossen und schwer verletzt. Er sei später im Krankenhaus im Iran seinen Verletzungen erlegen. Medienberichten zufolge soll Fachrisadeh in Ab-Sard, einem Vorort östlich der Hauptstadt Teheran, erschossen worden sein. Örtliche Behörden bestätigten den Tod des Physikers und auch einiger Angreifer.

Das Foto der iranischen Staatsmedien soll den Ort des Anschlags auf den Atomphysiker Mohsen Fachrisadeh im Iran zeigen.
Das Foto der iranischen Staatsmedien soll den Ort des Anschlags auf den Atomphysiker Mohsen Fachrisadeh im Iran zeigen. © AFP PHOTO / HO / IRIB NEWS

Der 63-jährige Kernphysiker Fachrisadeh war Mitglied der iranischen Revolutionsgarden gewesen und war ein Experte für die Herstellung von Raketen im Iran. Er galt als Kopf des iranischen Atomprogramms. Daher sollen nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars israelische Geheimdienste jahrelang bemüht gewesen sein, ihn auszuschalten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte ihn im Frühjahr 2018 im Zusammenhang mit einer Präsentation über das iranische Atomprogramm hervorgehoben. „Merken Sie sich diesen Namen: Fachrisadeh“, sagte Netanjahu damals. Zuletzt leitete Fachrisadeh die Abteilung für Forschung und technologische Erneuerung im Verteidigungsministerium.

Atomphysiker ermordet: Iran macht Israel verantwortlich

Für Verwirrung sorgte kurzfristig der Sprecher der iranischen Atomorganisation AEOI, der die Berichte dementierte. „Unsere Atomwissenschaftler sind alle gesund“, sagte Behrus Kamalwandi der Nachrichtenagentur Isna. Angeblich war Fachrisadeh nicht mehr Teil der AEOI gewesen, was das Dementi erklären würde.

Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif hat Israel für einen tödlichen Anschlag auf einen hochrangigen iranischen Atomwissenschaftler mitverantwortlich gemacht. Es gebe „ernsthafte Hinweise“ auf eine Beteiligung Israels an dem Anschlag durch „Terroristen“, schrieb Sarif im Onlinedienst Twitter.

Im Sommer hatte es eine mysteriöse Brand- und Explosionsserie im Iran gegeben. Sie betraf unter anderem eine Atomanlage. Die Ursachen blieben meist unklar. Dies bot Raum für Spekulationen - auch über Israel als möglichen Urheber.

Israel und Iran sind Erzfeinde. Der Zerfall Israels und die „Befreiung Palästinas“ gehören zur außenpolitischen Doktrin der Islamischen Republik. Der jüdische Staat sieht sich durch den schiitischen Iran und sein Atomprogramm in seiner Existenz bedroht. Jüngst hatte Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei Israel als „Geschwulst“ bezeichnet, das mit einem Dschihad (Heiliger Krieg) der Palästinenser entwurzelt und entfernt werden müsse. (Marvin Ziegele mit Agenturen)

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