Putins Plan im Ukraine-Krieg - Neue „Weltordnung“ soll zementiert werden
Der russische Botschafter in den USA verteidigt den Krieg gegen die Ukraine. Er soll den wachsenden Einfluss der USA und des Westens in der Welt beenden.
Washington D.C./Moskau – Die Nato und die USA seien zu dominanten globalen Kräften geworden, sagte Anatoli Antonow, ehemaliger Vize-Verteidigungsminister Russlands und aktueller russischer Botschafter in den USA. Die russische Invasion der Ukraine solle daher die nach der Sowjetunion entstandene „Weltordnung“ verändern. Das sei auch die Zielsetzung von Russlands Präsidenten Wladimir Putin.
In einem am Montag (18.04.2022) von Politico veröffentlichten Artikel rechtfertigte Antonow die „militärische Spezialoperation“ seines Landes – den Begriff nutzt Putins Regierung im Kreml, um den Ukraine-Konflikt nicht Krieg nennen zu müssen. Die Begründung: Es ginge in der Ukraine auch darum, die wachsende weltweite Dominanz des Westens einzudämmen.
Russischer Botschafter über Ukraine-Krieg: „Sprechen über die Veränderung der Weltordnung“
„Es ist ein sehr eng gefasster Ansatz, von einer ‚russischen Invasion in der Ukraine‘ zu sprechen“, sagte der Botschafter, den Wladimir Putin 2017 in die USA geschickt hatte, dem Nachrichtenmagazin. „Wir sprechen über die Veränderung der Weltordnung, die von den Vereinigten Staaten und den Nato-Ländern nach der Auflösung der Sowjetunion geschaffen wurde.“

Antonows Äußerungen spiegeln die jüngsten Rechtfertigungen des Kremls zum Ukraine-Krieg wider, die vor fast zwei Monaten begannen. Letzte Woche sagte der russische Außenminister, die Aktion solle eine vom Westen auferlegte „regelbasierte“ globale Ordnung beenden.
„Unsere Spezialoperation soll der unverschämten Expansion (der Nato) und dem unverschämten Streben nach vollständiger Vorherrschaft der USA und ihrer westlichen Untertanen auf der Weltbühne ein Ende zu setzen“, erklärte Sergei Lawrow gegenüber russischen Medien. „Diese Vorherrschaft beruht auf groben Verstößen gegen das Völkerrecht und auf einigen Regeln, die sie so sehr aufbauschen und die sie von Fall zu Fall neu erfinden“, sagte der Außenminister.
Ukraine-Krieg: Seit Kriegsbeginn wechselnde russische Begründungen
Antonow sagte in einem Gespräch mit Politico über die Ukraine: „Wir wollen nicht, dass von diesem Gebiet irgendeine Bedrohung ausgeht. Wir wollen nicht, dass dieses Land Mitglied der Nato wird. Wir wollen nicht, dass die Vereinigten Staaten oder andere Nato-Länder dieses Gebiet gegen die Russische Föderation einsetzen.“

Russland hatte die Gründe für seine militärische Aggression seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine unterschiedlich dargestellt. Zu Beginn der Invasion Ende Februar erklärte Präsident Putin, er strebe die „Entnazifizierung“ des Landes an. Er stellte unbegründete Behauptungen auf, die Regierung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei von „Nazis“ beherrscht, die einen „Völkermord“ an den Russen propagierten. Selenskyj ist Jude und kam in einer russischsprachigen Familie zu Welt.
Selenskyj: Donbass-Übernahme könnte Kriegsverlauf beeinflussen
Laut Putin habe Russland militärisch gehandelt, weil das Streben der Ukraine nach einer Nato-Mitgliedschaft eine Bedrohung für die nationale Sicherheit seines Landes darstelle. Selenskyj hatte als Reaktion auf den Krieg jedoch im vergangenen Monat erklärt, dass die Ukraine nicht weiter um die Aufnahme in die Nato ersuchen werde.
Die russischen Streitkräfte konzentrieren sich in jüngster Zeit auf die ostukrainische Donbass-Region. Dies hat zum Ziel, die Gebiete zu „befreien“, in denen sich russische Separatisten aufhalten. Diese Schwerpunktverlagerung erfolgte, nachdem das russische Militär in den ersten Wochen der Invasion auf heftigen Widerstand der ukrainischen Truppen gestoßen war und keine einzige größere Stadt einnehmen konnte.
Der Übername des Donbass durch russische Streitkräfte könnte „den Verlauf des gesamten Krieges beeinflussen“ und eine neue Bedrohung für die Hauptstadt Kiew darstellen, sagte Selenskyj in einem am Sonntag (17.04.2022) veröffentlichten Interview. (lz)