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Inflation in der Türkei: Opposition spricht von Mangelernährung

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Auch auf den Wochenmärkten spürt man die Inflation in der Türkei
Auch auf den Wochenmärkten spürt man die Inflation in der Türkei © Sadat/dpa

Die Inflation in der Türkei ist bei Geringverdienern deutlich zu spüren. Die Opposition sieht erste Anzeichen für Mangelernährung bei Kindern.

Ankara - Seit Jahren geht es mit der Wirtschaft in der Türkei* bergab. Vor allem die Inflationszahlen und der Währungsverfall machen sich bei den Menschen bemerkbar. Einkaufen wird für viele Türkinnen und Türken zur Tortur. Inzwischen liegt die Inflation im Land bei über 60 Prozent und ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Fleisch- und Milchprodukte sind in dem Land zur Luxusware verkommen. Wer den Mindestlohn von 4.235 TL (263 Euro) bekommt, hat es besonders schwer.

Inflation in der Türkei: Fleisch und Milch mit Mindestlohn kaum zu bezahlen

Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (CHP) war deswegen heute vor der Zentrale der staatlichen „Fleisch und Milchgesellschaft“ (Et ve Süt Kurumu - ESK). Vor dem verschlossenen Gebäude kritisierte er die Preise für Lebensmittel. Hackfleisch koste inzwischen 100 TL und der Liter Milch 15 TL. Kaum jemand, der Mindestlohn bezieht, könne sich das mehr leisten, kritisierte Kilicdaroglu vor dem Gebäude der ESK.

HauptstadtAnkara
ISO-CodeTUR
Bevölkerung84,34 Millionen (2020)
WährungTürkische Lira (TL)
PräsidentRecep Tayyip Erdogan

Die Inflation in der Türkei wird zu einem Massenproblem. Die Menschen kämpften nicht mehr gegen die Armut, sondern gegen Mangelernährung, kritisiert Hacer Foggo, die das Büro für Solidarität bei Armut in der CHP ( CHP Yoksulluk Dayanışma Ofisi) leitet. Vor allem bei Kindern sei Mangelernährung zu beobachten.

Inflation in der Türkei: „Auf Wochenmärkten Teuerung von 200 %“

Auch die pro-kurdische HDP kritisiert die Inflation in der Türkei*. Auf den Wochenmärkten sei eine Inflation von 200 % zu sehen, sagt der Abgeordnete und Menschenrechtler Ömer Faruk Gergerlioglu (HDP). Auberginen kosteten 30 TL und Paprika 20 TL. „Wie können die Menschen bei den Preisen das Fasten brechen“, empört sich Gergerlioglu über Twitter. Auch die Preise für Energie sind explodiert. Die Preise für Strom und Erdgas haben sich in den vergangenen vier Jahren verdreifacht. Die gestiegenen Preise sind auch an den Tankstellen zu spüren.

Neben der allgemeinen Verteuerung von Rohstoffen, treibt auch der Verfall der Türkischen Lira die Preise in die Höhe. Der Euro ist in den letzten 12 Monaten um 65 Prozent (1 Euro – 16 TL) gestiegen. Der Dollar stieg in dieser Zeit sogar um 80 Prozent (1 US-Dollar – 14,75 TL).

Inflation in der Türkei: Erdogan und Bahceli beschwichtigen

Präsident Recep Tayyip Erdogan* versucht dagegen zu beschwichtigen. Die Inflation sei nicht nur ein Problem in der Türkei. Ziel seiner Regierung sei der Kampf gegen die hohen Preise. Man werde die Kaufkraft von früher zurückerlangen und sogar verstärken. „In vielen eruopäischen Staaten ist die Situation viel schlimmer,“ so Erdogan. Konkrete Zahlen oder Länder nannte das türkische Staatsoberhaupt aber nicht.

Auch Devlet Bahceli, der Vorsitzende der ultranationalistischen MHP und Unterstützer der AKP-Regierung versucht die Gemüter in zu beruhigen. Die Inflation in der Türkei sei vorübergehend. Die Inflation werde man gemeinsam runterziehen, sagte Bahceli in einer Gruppensitzung. Die Kritik der Opposition* sei ungerechtfertigt. (Erkan Pehlivan) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN-MEDIA

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