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Amnesty alarmiert mit Bericht zu Hinrichtungen - Höchste Zahl seit fünf Jahren

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Die Zahl der öffentlich bekannten Hinrichtungen steigt im Jahr 2022 weiter an. Für die Zunahme sind wenige Staaten verantwortlich.

Berlin - Die Zahl der gerichtlichen Hinrichtungen hat 2022 laut Amnesty International den höchsten Wert seit fünf Jahren erreicht: Mindestens 883 Menschen seien in 20 Ländern hingerichtet worden. Zu den bekannten Hinrichtungen kämen Tausende Hinrichtungen in China, „die unter Verschluss gehalten werden“, wie Amnesty mitteilte. Die Menschenrechtsorganisation veröffentlichte am Dienstag (16. Mai) ihren Bericht zur weltweiten Anwendung der Todesstrafe.

Vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika seien mehr Menschen hingerichtet worden. So sei die Zahl der erfassten Hinrichtungen im Iran von 314 im Jahr 2021 auf 576 im Jahr 2022 enorm angestiegen. In Saudi-Arabien verdreifachte sich die Zahl von 65 (2021) auf 196. Das ist der höchste Wert seit 30 Jahren, den Amnesty für das Land verzeichnete.

Der Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd in einem Teheraner Revolutionsgericht.
Der Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd in einem Teheraner Revolutionsgericht. Die Zahl der gerichtlichen Hinrichtungen hat im vergangenen Jahr nach Angaben von Amnesty International den höchsten Wert seit fünf Jahren erreicht. © Koosha Falahi/Mizan/dpa

Drei Länder für 90 Prozent aller Hinrichtungen verantwortlich

Der Anstieg in diesen Regionen ist aus Sicht von Amnesty International besorgniserregend. „Die Islamische Republik Iran, Saudi-Arabien und Ägypten sind für 90 Prozent der weltweit dokumentierten Hinrichtungen verantwortlich“, so Julia Duchrow, stellvertretende Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland.

Zudem zeige der Bericht, dass knapp 40 Prozent der Hinrichtungen auf Drogendelikten basierten. Besonders oft würden Menschen im Iran, Saudi-Arabien oder Singapur wegen solcher Vergehen hingerichtet. Auch diese Zahl habe sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Besonders betroffen davon seien arme Menschen und Angehörige ethnischer Minderheiten.

In den USA wurden im vergangenen Jahr 18 Menschen hingerichtet - sieben mehr als im Jahr 2021, als es elf Fälle waren. Unter den weltweit bekannten 883 Fällen waren 13 hingerichtete Frauen, davon 12 im Iran und eine in Saudi-Arabien.

Amnesry hebt Exekution eines Deutsch-Iraners besonders hervor

Wegen der Zunahme von Hinrichtungen im Iran müsse die internationale Gemeinschaft den Druck auf die iranische Regierung spürbar erhöhen und sich vehement für das Recht auf Leben einsetzen, fordert Amnesty.

Die Organisation hob besonders den Fall des Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd hervor, der im Iran zum Tode verurteilt wurde. Er war vom iranischen Geheimdienst in Dubai festgenommen und in den Iran gebracht worden. Ein Revolutionsgericht hatte den Mann unter anderem für einen Terroranschlag verantwortlich gemacht. Amnesty fordert, die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock müsse sich für eine sofortige Freilassung Sharmahds einsetzen. Baerbock ist derzeit auf Antrittsbesuch in Saudi-Arabien.

China und Nordkorea halten Hinrichtungen geheim - Wohl tausende Exakutionen

In einigen Ländern wie China, Nordkorea und Vietnam, die für den häufigen Einsatz der Todesstrafe bekannt sind, seien die Hinrichtungszahlen geheim geblieben. Deshalb sei Ausmaß der weltweit durchgeführten Hinrichtungen weitaus größer sei, so Amnesty. Auch wenn die genaue Zahl der in China hingerichteten Menschen nicht bekannt sei, bestehe kein Zweifel daran, dass das Land nach wie vor jährlich tausende Exekutionen durchführe. Spekuliert wird auch, ob China sich bald zu einem Angriff auf Taiwan entschließt. Eine Expertin geht als Zeitpunkt von einer Vollmondnacht im Jahr 2025 aus.

Sechs Länder schafften 2022 die Todesstrafe vollständig oder zum Teil ab: Kasachstan, Papua-Neuguinea, Sierra Leone, der Zentralafrikanischen Republik, Äquatorialguinea und Sambia. Im vergangenen Jahr wurden in Afghanistan, Kuwait, Myanmar, im Gazastreifen und in Singapur nach Unterbrechungen wieder Todesurteile vollstreckt. (dpa)

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