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Putin von eigenen Soldaten wohl scharf kritisiert – „Wissen, dass wir nicht die Einzigen sind“

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Von: Victoria Krumbeck

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Die Reservisten an der russischen Front wenden sich offenbar an Putin. Sie beklagen mehrere gravierende Missstände.

Moskau – Im Ukraine-Krieg ist die Stimmung an der russischen Front angespannt. Die Soldaten wenden sich in Videoansprachen nun offenbar an den russischen Präsidenten Wladimir Putin und an die Öffentlichkeit, um von den Missständen an der Front zu berichten.

Die Männer sind unterversorgt, ihnen fehlt es an Nahrung, Munition und anderen Ausrüstungen. Manche von ihnen drohen sogar, sich gegen ihren Kommandeur zur Wehr zu setzten. Die Verzweiflung ist groß und wieder kursiert ein neues Video, in dem die Truppen Putin um Hilfe bitten.

Russische Soldaten, die auf einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Straße nahe der Grenze zwischen Russland und der Ukraine mitfahren.
Russische Soldaten, die auf einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Straße nahe der Grenze zwischen Russland und der Ukraine mitfahren. (Archivfoto) © Anton Vergun/dpa

Russische Reservisten beklagen Situation im Ukraine-Krieg: „Wissen, dass wir nicht die Einzigen sind“

„Wir wissen, dass wir nicht die Einzigen sind, die mit einer solchen Bitte auftreten“, sagte ein vermummter Sprecher in der am Samstag (11. März) aufgenommenen und auf Telegram verbreiteten Videobotschaft, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Im Video sind ein Dutzend uniformierte und ebenfalls vermummte Männer zu sehen, die sich im Gebiet Donezk befinden sollen. Als Oberkommandierender der Streitkräfte solle sich Putin darum kümmern, dass die Kommandeure ihre Arbeit machten, verlangte Sprecher.

Der russische Präsident solle sich nicht auf dem Papier, sondern vor Ort um die Lage kümmern, verlangte er. Anders als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der vereinzelte Frontbesuche absolvierte, hat Putin bisher die Truppen im Kampfgebiet nicht besucht. Der russische Sprecher beklagt, es fehle an Ausrüstung, darunter etwa an Nachtsichtgeräten, um die Gefechtsaufgaben zu erfüllen.

Russische Soldaten über Missstände an der Front: Reservisten sterben sinnlos

Die Kommandeure würden einfach das Dekret des Präsidenten ignorieren und unvorbereitete Einheiten in den Sturmtrupps einsetzen, beklagte der Mann. Sie würden vorgeschickt, während die Soldaten hinten blieben. „Die Führung unseres Regiments führt keinen Dialog mit uns, schüchtert uns ein und droht uns mit Inhaftierung, wenn wir uns den Kampfhandlungen verweigern und nicht an die erste Frontlinie vorrücken.“ Wegen fehlender Unterstützung durch eine Aufklärung und mangelnde Kommunikation mit anderen Einheiten würden sinnlos Reservisten sterben und verletzt.

Der Mann weist darauf hin, dass das Durchschnittsalter der Einheit bei 40 Jahren liege, viele seien gesundheitlich eingeschränkt. Es habe schon zu Beginn keine medizinische Tauglichkeitsuntersuchung gegeben. „Wir weigern uns nicht, die Aufgaben der Gebietsverteidigung zu erfüllen. Wir lehnen es ab, ein ungerechtfertigtes Risiko einzugehen – mit Maschinengewehren gegen Panzer, gegen Mörser und Scharfschützen“, sagte er. Seinen Angaben nach waren die Männer in den Gebieten Swerdlowsk und Perm eingezogen worden. (vk/dpa)

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