Hausdurchsuchung bei Martin Sellner wegen Spende von Christchurch-Attentäter

Die Wohnräume des Chefideologen der „Identitären Bewegung“ wurden einer Hausdurchsuchung unterzogen.
Die Wohnräume des Chefideologen der rechtsextremen „Identitären Bewegung“, Martin Sellner, wurden einer Hausdurchsuchung unterzogen. Dies verkündet Sellner in einem 15-minütigen Video auf Youtube, ein Sprecher des Innenministeriums in Wien hat die Durchsuchung aktuell bestätigt.
Aus dem Wohnzimmer seiner Eltern wendet er sich an seine Anhänger, um die Hintergründe aus seiner Perspektive zu erläutern. Sein Handy ebenso wie sämtliche Datenträger und Bankomatkarten seien vom österreichischen Staat beschlagnahmt worden – und zwar wegen des Verdachts auf „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“.
Spende von Christchurch-Attentäter
Hintergrund ist der terroristische Anschlag eines rechtsextremen Australiers im neuseeländischen Christchurch. 50 Menschen wurden in zwei Moscheen mit einer Schnellfeuerwaffe getötet, der 28-Jährige hatte vor seiner Tat ein rechtsextremes Manifest in den sozialen Medien veröffentlicht und die Tat live im Internet gezeigt. In dem Manifest hatte der Attentäter auf Österreich Bezug genommen und von einer Bewegung gesprochen, die in der Alpenrepublik und in Polen beginne.
„The Great Replacement“ hat er sein Pamphlet überschrieben, übersetzt „der große Austausch“. Dies ist eine verschwörungstheoretische Kernthese, wie sie von den „Identitären“ und auch Teilen der AfD immer wieder vertreten wird. Sie geht davon aus, dass durch den angeblich „großen Bevölkerungsaustausch in Europa“ („Identitäre“, Webseite) die „ethnokulturelle Identität“ zerstört werde. Entsprechend ist eine Forderung die „Remigration“.
Lesen Sie dazu auch: Österreichs Regierung erwägt Vereinsverbot für „Identitäre“
Migranten werden von den „Identitären“ analog als „Invasoren“ gezeichnet, das gleiche Bild verwendet auch der australische Attentäter, der sich von „Invasoren“ bedroht fühle. Neben den inhaltlichen Überschneidungen soll er Medienberichten zufolge auch mehrfach Österreich besucht haben und zuletzt im November 2018 in Wien gewesen sein, ebenso in Kärnten, Salzburg und Innsbruck auf den Spuren der „Retter des Abendlandes“, wie sich Mitglieder der neurechten Bewegungen gerne selbst definieren.
Martin Sellner ist Chef-Ideologe der „Identitären Bewegung“
Martin Sellner geriet nun ins Visier der Behörden, weil er nach eigenen Angaben eine „ungewöhnlich hohe Spende“ in Höhe von 1500 Euro erhalten hatte, die den Namen des Attentäters in der E-Mail-Adresse trug, wie er selbst und auch die Staatsanwaltschaft Graz bestätigten. Die Spende stamme zwar von „Anfang 2018“, sei ihm aber erst kürzlich aufgefallen. Er habe sich beim Spender bedankt und vorgehabt, sich mit seinem Anwalt zu besprechen, da im Zusammenhang mit dem Mörder von Christchurch in Österreich bereits ermittelt werde. Die Hausdurchsuchung sei ihm zuvor gekommen, gegen ihn laufe ein Ermittlungsverfahren, weil der 28-Jährige ihm laut Beamte „Anfang dieses Jahres etwas gespendet“ hätte.
Diesen Widerspruch löst er nicht auf, vielmehr geht Sellner in seinem Video in die Offensive. Der Attentäter sei ein Gegner „friedlicher Patrioten“ gewesen, die „politische Lösungen“ anstrebten, und entsprechend habe der Attentäter Sellner in die „Sache hineinziehen wollen“. Der Chef-„Identitäre“ sieht sich und seine Bewegung als die Opfer, gleichsam scheint er nicht nachvollziehen zu können, dass wegen der Spende eines Massenmörders eine Hausdurchsuchung stattfindet.

Mit einem Appell an die Medien schließt er seine Botschaft, nicht ohne noch einmal auf die Gefahr „des großen Austauschs“ zu verweisen. Weiter betont er erneut seine Friedfertigkeit, mit der es aber nicht allzu weit her zu sein scheint. Zumindest existiert ein Tweet vom Januar 2016, den der freie Journalist Michael Bonvalot auf seiner Seite Bonvalot.net als Screenshot abbildet. Darauf freut sich Martin Sellner angesichts „des Asylwahns“, „schon ne Waffe gekauft“ zu haben.
In einer älteren Version war der Name des rechtsextremen Attentäters genannt worden. Wir haben ihn nachträglich entfernt.
Lesen Sie dazu auch:
Rechtsterrorismus: Das FR-Interview zu rechtem Terror.
Schlag für Rechtsextreme: Twitter sperrt diverse Konten.