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Grünen-„Sabotage“? Fachleute entsetzt über Merz-Söder-Attacken auf Habeck

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Von: Hannah Köllen

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Die Kritik aus der Opposition an der Bundesregierung sorgt jetzt für Unmut. Selbst ein CDU-Mitglied spricht von Populismus in der eigenen Partei. Was ist da los?

Frankfurt – Die Ampel-Koalition schwächelt in den Wahlumfragen – anhand Querschnittsanalyse der verschiedenen Institute sah der Spiegel die Kanzlerpartei SPD am Donnerstag satte zehn Prozentpunkte hinter der Union. Womöglich auch wegen der Vetternwirtschafts-Vorwürfe rund um Robert Habecks Wirtschaftsministerium, die seit Tagen die Schlagzeilen bestimmen.

Das negative Bild der Regierung in der Bevölkerung greift die Opposition gerne auf. So sprach CSU-Chef Markus Söder mit Blick auf die Trauzeugen-Affäre in Habecks Wirtschaftsministerium von „grüner Korruption“. Alexander Dobrindt bezeichnete den Grünen-Politiker Habeck sogar als den „Paten des Graichen-Clans“. Und nicht nur CDU-Chef Friedrich Merz forderte die Entlassung von Habecks Staatssekretär Patrick Graichen. Doch die teils harsche Kritik an der Bundesregierung findet nicht nur Zustimmung.

Staatssekretär Patrick Graichen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.
Die Aufregung um die Trauzeugen-Affäre in Robert Habecks Wirtschaftsministerium lässt nicht nach. Die Causa Graichen wird vor allem von der Opposition immer wieder aufgegriffen. © IMAGO/Nico Lepartz/photothek.net

Habeck und Grüne im Kreuzfeuer: Kritiker werfen Opposition „Populismus“ vor

Der Unmut reicht bis in die Unions-Reihen. Auf Twitter äußerte sich am Donnerstag (11. Mai) Ruprecht Polenz, ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter. Polenz, selbst CDU-Mitglied und bekannt für liberalere Standpunkte, rügte Populismus. Ihm geht offenbar vor allem Dobrindts „Pate“-Vorhaltung zu weit. „Die Fehler im Wirtschaftsministerium sind zu kritisieren. Ich habe das auch getan. Aber sie zu kriminalisieren und mit Mafia-Strukturen zu vergleichen, geht viel zu weit und vergiftet das politische Klima“, warnte er.

Polenz teilte auch einen Tweet des früheren Ethikrat-Vorsitzenden Peter Dabrock. Der Theologe und Ethiker nahm Merz und Söder persönlich ins Visier. Die beiden Unions-Parteichefs ließen „üble Auswüchse des Populismus“ zu und beförderten sie sogar, lautete Dabrocks Vorwurf.

Es ist nicht die einzige scharfe Schelte für die Äußerungen aus Unions-Reihen. Der Politikwissenschaftler Nils Gerster schrieb auf Twitter gar von gezielter Sabotage der Grünen-Politik – durch „ein Netzwerk aus fossilen und den anthropogenen Klimawandel leugnenden Akteuren“. Dafür spreche „sehr viel sozialwissenschaftliche Analyse“. In seinem Tweet verwies er auf „Klimarassismus“; allerdings nicht als konkreten Vorwurf an CDU und CSU, sondern als Verweis auf ein Buch von Autoren um den Jenaer Soziologen Matthias Quent.

Kampagne gegen Habeck? Grünen-Wirtschaftsminister beschwert sich in den „Tagesthemen“

Am Mittwochabend (10. Mai) hatte auch Habeck selbst in einem „Tagesthemen“-Interview eine gezielte Kampagne gegen eine klimagerechte Heizungspolitik hinter der Aufregung um die „Trauzeugen-Affäre“ vermutet, wie Merkur.de berichtete.

In einem weiteren Tweet ging Polenz indes auch auf den CDU-Politiker Tilman Kuban ein. Kuban hatte auf Twitter eine Kita kritisiert, die sich gegen das Basteln von Mutter- und Vatertagsgeschenken mit den Kindern entschieden hatte. Polenz attestierte Kuban und der Hessen-CDU einen „kulturkämpferischen Irrweg“. Im Herbst findet die Hessen-Wahl statt. (hkö/fn)

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