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Nach Brexit: Zehntausende warten auf Aufenthaltsrecht

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Von: Katja Thorwarth

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Proteste gegen den final vollzogenen Brexit: Nicht alle Briten sind mit der Umsetzung zufrieden.
Proteste gegen den final vollzogenen Brexit: Nicht alle Briten sind mit der Umsetzung zufrieden. © Pietro Recchia/dpa

Großbritannien ist raus aus der EU, der Brexit ist vollendet. Doch für etliche Menschen aus der EU sind noch immer entscheidende Fragen offen.

London – Seit einem Jahr ist der finale Brexit vollzogen, dennoch warten immer noch Zehntausende in Großbritannien lebende EU-Bürger:innen auf ihr Aufenthaltsrecht. „Es ist nicht ohne, sein Leben weiter zu organisieren und zu leben, wenn man in dem Rückstau steckt“, sagt Luke Piper von der Bürgerrechtsorganisation The3Million im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Wie die Organisation analysiert hat, gibt es einen Rückstau von mehreren Hunderttausend bislang nicht abgefertigten Anträgen auf das sogenannte Settlement-Programm. Das Programm sichert EU-Bürger:innen, die bereits vor dem 31. Dezember 2020 im Land gelebt haben, das Recht auf Wohnen, Arbeiten und gesundheitliche Versorgung zu. Insgesamt haben sich mehr als 6,3 Millionen Menschen auf den Status beworben.

Rückstau nach Brexit in Großbritannien: Viele Aufenthaltsanträge noch offen

Gehe die Bearbeitung im aktuellen Tempo weiter, werde es bis ins Jahr 2023 dauern, bis der Rückstau abgearbeitet sei, befürchtet The3Million. Das britische Innenministerium sagte auf Anfrage, es gebe keine Frist, bis zu der die Anträge abgearbeitet sein sollten. Bei den noch ausstehenden Anträgen gehe es um solche, die komplizierter zu bearbeiten seien – etwa wegen Vorstrafen.

Jedoch habe sich The3Million zufolge der Bearbeitungs-Prozess in den vergangenen Monaten weiter verlangsamt. Die Organisation fordert eine Aufstockung der Kapazitäten im Innenministerium, damit die Anträge schneller abgearbeitet werden und sich Betroffene auch auf Beratung und Hilfsleistungen verlassen können, solange sie auf ihr Aufenthaltsrecht warten.

Klage gegen britische Regierung: EU-Bürger:innen könnten Rechte verlieren

Derzeit sieht sich die britische Regierung auch einer Klage gegenüber, welche die britische Aufsichtsbehörde für die Rechte von EU-Bürger:innen eingereicht hat. Wie die Independent Monitoring Authority for Citizens' Rights Agreements (IMA) mitteilte, laufen nach geltenden Regelungen etwa 2,4 Millionen EU-Bürger in Großbritannien Gefahr, ihre im Brexit-Abkommen garantierten Rechte automatisch zu verlieren.

Der Hintergrund: Wer erst weniger als fünf Jahre im Land ist, kann sich zunächst nur auf einen vorläufigen Aufenthaltsstatus bewerben, der spätestens nach Ablauf von weiteren fünf Jahren auf Antrag in einen dauerhaften Status umgewandelt werden kann. Dafür muss man sich aber erneut bewerben. Wird diese Frist jedoch verpasst, erlöschen die Ansprüche zum Leben, Arbeiten und auf staatliche Unterstützung nach derzeitigen Regelungen automatisch.

Der Brexit-Vertrag garantiert EU-Bürger:innen, die bereits vor dem endgültigen Austritt Großbritanniens aus der Staatengemeinschaft im Land waren, die gleichen Rechte, die sie vor dem Brexit hatten. (ktho/dpa)

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