Niederlage für Boris Johnson: Tories verlieren wichtige Nachwahlen
Boris Johnsons Konservative müssen bei zwei Nachwahlen in Großbritannien herbe Niederlagen einstecken.
London – Wieder eine deftige Schlappe für den britischen Premierminister Boris Johnson. Seine Partei hat bei zwei Nachwahlen am Donnerstag (23. Juni) schwere Niederlagen erlitten. Die Tories unterlagen sowohl im Wahlkreis Tiverton and Honiton im Südwesten Englands als auch im Wahlkreis Wakefield in Nordengland für je einen Sitz im britischen Unterhaus.
Die Wahlen hatten als Stimmungstest für Johnson gegolten, der wegen der Affäre um Partys während des Corona-Lockdowns nach wie vor stark unter Druck steht.
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Besonders das Ergebnis von Tiverton und Honiton, wo Richard Foord, Kandidat der Liberaldemokaten, die Kandidatin der Tories, Helen Hurford, mit 6.144 Stimmen besiegte, dürfte den Tories besonders zu schaffen machen. Der Wahlkreis war zuvor seit weit über einem Jahrhundert ausschließlich konservativ geprägt.

Der Sieg der Labour-Partei in Wakefield, wo Simon Lightwood eine Mehrheit von 4.925 Stimmen gegen Nadeem Ahmed von den Konservativen errang, kam weniger überraschend. Dort war die Labour-Partei schon vor der letzten Wahl im Jahr 2019 meist in der Mehrheit gewesen. Die Tories hatten bereits im Dezember eine Nachwahl in dem als Konservativen-Hochburg geltenden Wahlkreis North Shropshire verloren.
Labour-Chef Keir Starmer deutete den Ausgang der Nachwahl in Wakefiled nun als Zeichen dafür, dass seine Partei auch die nächsten landesweiten Wahlen 2024 gewinnen könne. „Wakefield hat gezeigt, dass das Land das Vertrauen in die Tories verloren hat“, erklärte Starmer. „Das Ergebnis ist ein klares Urteil über eine konservative Partei, der die Energie und die Ideen ausgegangen sind.“
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Die Nachwahlen waren nötig geworden, nachdem die jeweiligen Abgeordneten von ihrem Posten im britischen Unterhaus zurückgetreten waren. Imran Ahmad Khan trat in Wakefield zurück, nachdem er wegen sexueller Belästigung eines Teenagers verurteilt worden war. Neil Parish musste für den Wahlkreis Tiverton und Honiton seine Abdankung einreichen, nachdem er sich im Unterhaus während einer Sitzung Videos mit pornografischem Inhalt angesehen hatte.
Boris Johnson befindet sich derzeit beim Gipfel der Commonwealth-Regierungschefs in Ruanda. Auch nächste Woche wird der Premier nicht in Großbritannien sein, da er am G7- und Nato-Gipfel in Deutschland und Spanien teilnimmt. Es wird darüber spekuliert, dass nach dem Verlust der zwei Wahlbezirke Tory-Hinterbänkler wieder damit beginnen könnten, die Bemühungen um die Absetzung Johnsons voranzutreiben. (Stefan Krieger)