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Neuer Skandal für Boris Johnson: Abgeordneter muss wegen sexueller Belästigung zurücktreten

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Ein Abgeordneter der Tory-Partei tritt wegen sexueller Belästigung zurück. Die Opposition fordert einen „Kulturwandel“.

London - Großbritanniens konservativer Regierungschef Boris Johnson gerät durch einen neuen Skandal noch mehr unter Druck: Der stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführer der Tory-Partei, Christopher Pincher, musste nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung seinen Rücktritt einreichen. Laut britischen Medienberichten hatte der 52-Jährige in einem Londoner Privatclub zwei Männer sexuell belästigt, darunter einen Abgeordneten. Diese hätten sich anschließend bei der konservativen Parteiführung beschwert.

In seinem am Donnerstagabend (30. Juni) veröffentlichten Rücktrittsschreiben erklärte Pincher, er habe bei dem Vorfall am Vorabend „viel zu viel getrunken“. Er entschuldigte sich dafür, sich selbst und andere „in Verlegenheit gebracht“ zu haben. Ein Sprecher von Boris Johnson erklärte, der Regierungschef habe den Rücktritt akzeptiert und „denkt, es war richtig von ihm, zurückzutreten“. Solch ein Verhalten sei „inakzeptabel“.

Großbritannien: Tory-Abgeordneter tritt wegen sexueller Belästigung zurück

Während Pincher sein Amt als stellvertretender Parlamentarischer Geschäftsführer niederlegte, wollte er zunächst Tory-Abgeordneter bleiben. Die Opposition lehnt das ab: „Es kommt nicht infrage, dass die Konservativen potenziellen sexuellen Missbrauch unter den Teppich kehren“, schrieb die Vizechefin der Labour-Partei, Angela Rayner, auf Twitter. Die moralischen Standards seien unter Johnsons Regierung „komplett ausgehöhlt“ worden.

Auch aus den eigenen Reihen wurden Rufe an Johnson nach einem kompletten Rauswurf Pinchers laut. Am Freitagabend dann gaben die Konservativen zumindest in einem Punkt dem Druck nach: Pinchers Parteimitgliedschaft wurde ausgesetzt.

Wegen sexuellen Fehlverhaltens hatten sich bereits zwei konservative Abgeordnete aus dem Parlament verabschieden müssen - einer wurde wegen sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen zu einer Haftstrafe verurteilt, der andere hatte im Parlament auf seinem Handy einen Porno geschaut. Zudem steht ein namentlich nicht bekannter Abgeordneter unter Vergewaltigungsverdacht und bleibt derzeit dem Parlament fern.

Britischer Premierminister Johnson besucht Flughafen in Kent
Boris Johnson muss sich in der „Partygate“-Affäre neuen Vorwürfen stellen. Er soll Lockdown-Partys selbst initiiert haben. (Archivbild) © Matt Dunham/dpa

Nach „Partygate“-Skandal: Neue Vorwürfe gegen Tory-Partei von Boris Johnson

Auch bei den Wähler:innen lief es zuletzt nicht rund: Bei zwei Nachwahlen in Großbritannien mussten die Konservativen Niederlagen einstecken. Boris Johnson ist wegen Skandale um Partys und Alkoholkonsum am Regierungssitz mitten im strengen Corona-Lockdown unter Druck: Boris Johnson hatte ein parteiinternes Misstrauensvotum, die „Partygate“-Abstimmung, im vergangenen Monat nur knapp überstanden.

Nach den neuen Berichten fordert die Opposition einen „Kulturwandel“. „Das Parlament ist kein sicherer Arbeitsplatz, wie es sein sollte - besonders für so viele junge Menschen, die dort arbeiten“, sagte der Labour-Politiker Luke Pollard am Samstag dem Sender Sky News. „Wir müssen höhere Standards ansetzen“, so Pollard weiter. „Doch ich fürchte, die Kultur wird von der Spitze vorgelebt, und der Premierminister hat deutlich gemacht, dass Standards im öffentlichen Leben - Anstand, Integrität, Ehrlichkeit - nicht gelten.“ (afp/df)

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