Greta Thunberg legt bei Selfie-Schelte für Angela Merkel nach: Tagebuch-Auszüge verraten Details des Treffens
Greta Thunberg hat in einem Radio-Interview die Erlebnisse ihrer Weltreise geschildert - und dabei auch über Angela Merkel geschimpft. Nun sind Auszüge ihres Tagebuchs aufgetaucht, in denen die Bundeskanzlerin ebenfalls nicht gut wegkommt.
- Mit einer Reise um die Welt in Sachen Klima hatte Greta Thunberg* 2019 Schlagzeilen gemacht.
- Dem schwedischen Radio gab die Aktivistin nun Einblicke hinter die Kulissen der Weltpolitik. Dabei bekam Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Selfie-Schelte von der 17-Jährigen (siehe Erstmeldung vom 29. Juni 2020).
- Und damit nicht genug: Wenige Wochen werden Tagebuch-Einträge von Thunberg veröffentlicht, in denen Merkel ebenfalls nicht gut wegkommt (siehe Update vom 16. Juli, 10.31 Uhr).
Update vom 16. Juli, 10.31 Uhr: Nun legt Umwelt-Aktivistin Greta Thunberg in Sachen Selfie-Schelte für Bundeskanzlerin Angela Merkel nach: Jüngst veröffentlichte das Time-Magazin Auszüge aus einem Tagebuch, das die 17-jährige während ihrer Reise im Segelboot quer über den Atlantik zum UN-Klimagipfel in New York im vergangenen Jahr geführt hat. In einer Textpassage lässt sich Thunberg wie schon Ende Juni während eines Radiointerviews über eine Begegnung mit Merkel aus, bei der die Bundeskanzlerin um ein Selfie mit der jungen Aktivistin gebeten hatte.
Greta Thunberg ist für Politiker eine beliebte Selfie-Partnerin - Ihr selbst gefällt das nicht
Gerade als sie versucht habe, im Vorfeld des Klimagipfels ihre Rede durchzugehen, die sie wenige Minuten später vor hochrangigen Vertretern der Vereinten Nationen halten sollte, seien plötzlich Politiker, Könige und Prinzessinnen auf sie zugekommen, um sich mit ihr zu unterhalten. „Die Leute erkennen mich und sehen plötzlich ihre Chance, ein Selfie zu bekommen, das sie später auf ihrem Instagram posten können — mit der Überschrift #savetheplanet“, kritisiert Thunberg in ihrem Tagebuch.
Den Anfang machte UN-Generalsekretär Antonio Gueterres. „Dann ist Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Reihe, sie kommt, gratuliert, macht ein Selfie mit mir und fragt, ob sie es in den sozialen Medien veröffentlichen darf.“ Was Thunberg davon hält, machte sie bereits mehrmals deutlich. Zuletzt während eines Radiointerviews Ende Juni: „Vielleicht lässt sie das die Scham darüber vergessen, dass ihre Generation alle künftigen Generationen im Stich lässt. Ich nehme an, dass ihnen das vielleicht hilft, nachts Schlaf zu finden“, lautete vor gut zwei Wochen ihr Kommentar zu den Selfie-Anfragen zahlreicher Politiker (siehe Erstmeldung vom 29. Juni 2020).
Greta Thunberg und Angela Merkel: Pikante Erzählung - Aktivistin gibt Einblick hinter die Kulissen
Erstmeldung vom 29. Juni 2020:
Stockholm/München - Von Mitte Juni bis Mitte August liegt Schweden in einer Art Dauerurlaub, auch ganz ohne Corona - die Schulen pausieren satte zwei Monate. Während des skandinavischen Sommers pflegt auch das staatliche Radio SR eine besondere Tradition: Im Sender P1 bekommen Prominente eine gute Stunde Sendezeit übereignet. Vor kurzem war Greta Thunberg an der Reihe.
Die Klimaaktivistin* hat dabei mitnichten eine kleine Sommerfrische am Mikrofon eingelegt - sondern nun, kurz vor ihrer Rückkehr an die Schule, ein ernüchtertes Urteil über die Politik in aller Welt gefällt. Einen expliziten Seitenhieb bekam dabei auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ab.
Greta Thunberg beschwert sich über große Politik - Angela Merkel spielt eine Hauptrolle
Anlass der Kritik ist Thunbergs weithin bekannter Auftritt vor den Vereinten Nationen in New York (Merkur.de* berichtete). Im „grünen Raum“ der Vereinten Nationen habe sie eigentlich ihre Rede durchgehen wollen, erinnert sich die Klimaaktivistin in der auf Englisch verfügbaren Sendung. Dazu sei sie allerdings nicht gekommen, weil Politiker und Staatsoberhäupter reihenweise „Smalltalk und Selfies“ wollen.
Erst habe UN-Generalsekretär António Guterres sie angesprochen. „Dann ist es an Kanzlerin Angela Merkel*, mir zu gratulieren, ein Foto zu machen und mich zu fragen, ob es okay ist, es auf Instagram zu posten.“ In der Folge habe sich eine Schlange vor ihrem Sitzplatz gebildet - Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern etwa sei gar nicht mehr vor Start der Debatte an die Reihe gekommen.
Angela Merkel und Greta Thunberg: „Smalltalk und Selfies“ bei den Vereinten Nationen
Eine offenbar auch von Merkel mit losgetretene Situation, die Thunberg mit gewisser Empörung schildert. „Sie haben mich gesehen und damit die Chance, ein Foto mit mir für ihren Instagram-Account zu schießen“, erklärte sie. „Vielleicht lässt sie das die Scham darüber vergessen, dass ihre Generation alle künftigen Generationen im Stich lässt. Ich nehme an, dass ihnen das vielleicht hilft, nachts Schlaf zu finden.“

Allerdings, auch das betont Thunberg, habe es sich nicht um Merkel allein gehandelt: „Präsidenten, Ministerpräsidenten, Könige und Prinzessinnen kamen alle zu mir und wollten mit mir sprechen.“ Das Fazit der Aktivistin fällt bitter aus: Für Gratulationen und Feierlichkeiten habe es keinen Anlass gegeben - „ein weiteres Treffen ist vorüber und alles was bleibt, sind leere Worte.“
Greta Thunberg: Kritik an Trumps USA, aber auch an Kanada
Auf ihre viel beachtete Klima-Reise durch die halbe Welt blickt die Teenagerin mit gewisser Ernüchterung. Alles, was von ihrer Rede bei den UN hängengeblieben sei, seien die Worte „how dare you“, konstatiert sie.
Auch die klimapolitische Lage in den nordamerikanischen Ländern rügte Thunberg - und dabei explizit nicht nur Donald Trumps* USA, sondern auch das als progressiver geltende Kanada von Premier Justin Trudeau.
Greta Thunberg irritiert über US-Abgeordnete - Appell an Menschen in aller Welt
So gebe es zwar in den Vereinigten Staaten, dem „reichsten Land der Welt“, „abgesehen von ein paar Windrädern und Solar-Paneelen keinerlei Zeichen einer nachhaltigen Veränderung“. In der von der Öl-Industrie geprägten kanadischen Provinz Alberta habe sie allerdings sogar mehrfach Polizeischutz benötigt, „wenn der Level von Bedrohungen und schieren Schikanen zu ernst wurde“.
Offenen Spott hatte die junge Schwedin für das US-Repräsentantenhaus übrig. „Fast-Food-Ketten, Hamburger, Süßigkeiten und Eiscreme-Läden“ - „hier findet man die mächtigsten Entscheider der Welt, wie sie in ihren Anzügen dasitzen und pinke Milkshakes trinken, Junkfood und Süßkram essen“, beschreibt sie die Szenerie im „Food Court“ des Parlaments in Washington.
Thunberg erneuerte zugleich ihren dringlichen Appell an Menschen in aller Welt: Solle es noch eine kleine Chance, die von den Staatenlenkern vereinbarten Ziele zu erreichen, müsse die Emissionskurve 2020 drastisch nach unten gehen. „Wir müssen jetzt das scheinbar Unmögliche tun. Und das ist deine und meine Aufgabe. Denn niemand anders wird es für uns tun.“
Die 17-Jährige hatte sich zuletzt auch mit harscher Kritik an der deutschen Klimapolitik zu Wort gemeldet - und sich zum Umgang mit der Corona-Pandemie geäußert. US-Präsident Donald Trump gerät in seiner Heimat weiter unter Druck. Ein Bericht wirft ihm nun „wahnhaften“ Umgang mit anderen Staatschefs vor. Angela Merkel soll Trump massiv beleidigt haben.
Aktivistinnen rund um Greta Thunberg haben sich in einem offenen Brieg an die Oberhäupter der EU-Staaten gewandt. Diese müssten die Umweltkrise endlich als solche behandeln.
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fn
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