Experte macht düstere Prognose: Russlands Untergang „bis Ende des Jahres“

Russland erleidet im Ukraine-Krieg zahlreiche Rückschläge. Glaubt man einem Militärexperten, wird es aber noch schlimmer kommen.
Moskau/Kiew – Den Ukraine-Krieg haben sich Waldimir Putin und sein Machtapparat ganz anders vorgestellt. Binnen weniger Tage sollte Kiew eingenommen, die Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyj abgesetzt und ein Nachfolger ganz nach Kreml-Vorstellungen installiert werden. Ein schneller Eroberungsfeldzug eben. Was auch die deutlich verfrühte Erfolgsmeldung Russlands nur wenige Tage nach Beginn der Invasion unterstrich.
Stattdessen mussten sich die russischen Truppen im Ukraine-Krieg in den vergangenen Monaten immer weiter zurückziehen, teilweise bis an die eigene Staatsgrenze. Obendrein sehen sie sich immer durchschlagskräftigeren und moderneren Waffensystemen ausgesetzt, die die vorrückenden Verteidiger aus den Händen der westlichen Unterstützer entgegennehmen. Womöglich auch bald Kampfpanzer des Modells Leopard 2, von denen Deutschland schon einige an Verbündete weitergab.
Ex-Geheimdienstler spricht vom Untergang Russlands und der Schuld Putins
Da kann es schonmal vorbei sein mit der allgemeinen Siegesgewissheit im Kreml. Auch wenn Putin, sein Außenminister Sergej Lawrow oder Dmitri Medwedew, einst selbst Präsident, diese selbstredend nach wie vor ausstrahlen. Aber was bleibt ihnen trotz der Rückschläge auch anderes übrig?

Bei den Einheiten an der Front gab es dagegen schon anderslautende Stimmen. Und auch ein ehemaliger russischer Geheimdienstoffizier, der im Ukraine-Konflikt einst eine entscheidende Rolle spielte, hegt Zweifel an einem Erfolg Putins. Igor Girkin, auch unter dem Pseudonym Igor Iwanowitsch Strelkow bekannt, schrieb am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal, auf dem er täglich mehrmals seine Einschätzungen zum Krieg teilt: „Ich habe den Eindruck, dass wir bis zum Ende des Jahres ‚untergehen‘ werden. Was denken Sie?“
Video: Ehemaliger russischer Separatistenführer für Absetzung Putins
Russland im Ukraine-Krieg: Ex-Separatistenführer macht Vorschläge für Vormarsch
Girkin, der eine Schlüsselrolle bei der Annexion der Krim im Jahr 2014 spielte, später die Separatisten im Krieg im Donbass anführte und von der Ukraine mit der Versprechung eines Kopfgeldes gejagt wird, äußerte sich schon häufig kritisch über Russlands Taktik in der Ukraine. So monierte er auch, dass Russland mehr Offensivwaffen brauche, „Gas- und Öllieferungen in/aus der sogenannten ‚Ukraine‘“ einstellen und etwa „die strategische Kommunikation des Feindes“ angreifen müsse.
Würden seinen schon seit Monaten geäußerten Vorschlägen nicht bis Ende des Frühjahrs Taten folgen, „kann die Niederlage im Krieg fast unvermeidlich werden“. Ebenso kritisiert er das „dreimonatige ‚Einfrieren‘ der Mobilisierungsaktivitäten“, wodurch „eine weitere Niederlage auf operativer Ebene unvermeidlich“ werde.

Girkin contra Putin: Ex-Unterstützer im Ukraine-Konflikt offenbar für Amtsenthebung
Besonders kritisch sieht Girkin dabei die Arbeit von Verteidigungsminister Sergej Schoigu, einem der engsten Vertrauten Putins, sowie Waleri Gerassimow, seit wenigen Tagen Oberbefehlshaber der russischen Truppen im Ukraine-Krieg. So schreibt er auch: „Meiner Meinung nach sind die russischen Streitkräfte in ihrem derzeitigen Zustand, mit dem derzeitigen Munitionsbestand und den verfügbaren Kräften nur in begrenztem Maß zu Einsätzen fähig.“
Doch auch Putin bietet der einstige Separatistenführer die Stirn. So berichtete die US-Denkfabrik Institute for the Study of War vor einigen Tagen, Girkin habe angedeutet, dass er eine Amtsenthebung des Kreml-Chefs unterstützen würde. Aber eben nicht, weil der den Angriff auf die Ukraine befohlen hat. Sondern weil er daran zu scheitern scheint, den Krieg aus russischer Sicht zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Girkin jedenfalls zweifelt daran mehr und mehr. (mg)