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Wie ein kranker Hund George Santos zu Fall bringen könnte

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Von: Nadja Austel

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George Santos verliert zunehmend die Unterstützung der eigenen Partei.
George Santos verliert zunehmend die Unterstützung der eigenen Partei. © Mandel Ngan/afp

George Santos scheint ein notorischer Lügner zu sein. Sein Lebenslauf zumindest ist aus Fantasien gestrickt – und mit bizarren Details bestückt.

Washington – Er sei ein erfolgreicher Geschäftsmann an der Wall Street, Tierschützer und Sohn brasilianischer Einwanderer, die vor dem Holocaust geflohen sind. So präsentierte sich der Republikaner George Santos in den USA noch bei der Wahl im Bundesstaat New York im November und überzeugte mit seiner Performance. 

Bei der Abstimmung wurde der 34-Jährige ins Repräsentantenhaus gewählt. Doch kurz darauf entpuppte sich Santos Biografie als erstunken und erlogen. Nach der gewonnenen Wahl veröffentlichte die New York Times im Dezember eine Recherche mit dem Ergebnis: Der Universitätsabschluss, die Karriere bei großen Banken, der familiäre Hintergrund – alles erfunden

Repräsentantenhaus der USA: George Santos ist kein Volley-Ass der Uni, an der er nie war

Von einem freiwilligen Rücktritt will Santos jedoch nichts hören. Und zumindest die republikanische Führung im Repräsentantenhaus fordert das nicht, aus Angst um ihre Macht. Doch immer mehr irrwitzige Details seiner Lügengeschichten kommen ans Tageslicht: Santos hat nicht nur eine Karriere erlogen, sondern sich auch bizarre Einzelheiten ausgedacht. So hat er behauptet, er sei während seiner Zeit an der Uni – an der er nie war – ein Volleyballstar gewesen. 

Bei der Attacke auf den Nachtclub Pulse im US-Bundesstaat Florida mit 49 Toten will er vier Mitarbeiter verloren haben. Über seine Mutter erzählte er, sie habe die Terroranschläge am 11. September 2001 im World Trade Center erlebt. Unterlagen der Einwanderungsbehörde zeigen allerdings, dass sie zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht in den USA war. Auch für die Fluchtgeschichte seiner Großeltern vor den Nazis gibt es keine Belege.

George Santos: Justizministerium nimmt Finanzen unter die Lupe

Santos hat mittlerweile eingeräumt, seinen Lebenslauf „beschönigt“ zu haben. „Ich bin kein Betrüger. Ich bin kein Schwindler“, beharrte er aber in einem TV-Interview. Erklären kann er aber all die erfundenen Geschichten nicht. Zwar ist es in den USA durchaus üblich, ein bisschen dicker aufzutragen. Doch Santos tut mehr als das und dem 34-Jährigen drohen nun rechtliche Konsequenzen.

Ermittler untersuchen bereits mehrere Ungereimtheiten. So kann Santos nicht erklären, wo 700.000 US-Dollar herkamen, mit denen er seinen Wahlkampf finanziert hat. Angeblich soll das Geld aus seinem privaten Vermögen kommen. Das deckt sich aber nicht mit den Summen, die er als sein Einkommen angegeben hat. Medienberichten zufolge haben Santos‘ Finanzen mittlerweile das Justizministerium auf den Plan gerufen.

George Santos: Warum ein kranker Hund ihn zu Fall bringen könnte

Die komplexen finanzrechtlichen Ermittlungen könnten sich in die Länge ziehen. Auch deswegen dürfte sich die Justiz nun auch eine viel banalere Geschichte genauer anschauen: Santos könnte ein kranker Hund zum Verhängnis werden. Ermittler gehen Berichten zufolge Vorwürfen nach, wonach Santos Geld veruntreut haben soll, das er für den kranken Hund eines Marine-Veteranen im Internet gesammelt hatte.

Mittlerweile soll sich gar das FBI eingeschaltet haben. Konkret geht es um rund 3000 US-Dollar, die Santos 2016 für den obdachlosen Veteranen online zusammengetragen haben soll, um eine lebensrettende Operation für dessen todkrankes Tier zu bezahlen. Der Vorwurf lautet, dass Santos sich mit dem Geld aus dem Staub gemacht habe.

Dass die Republikaner noch zu Santos halten, dürfte einen einfachen Grund haben: ihre hauchdünne Mehrheit im Repräsentantenhaus. Santos‘ Sitz im Repräsentantenhaus hatte zuvor ein Vertreter der Demokraten inne. Sollte Santos zurücktreten, würde das zu einer Neuwahl führen. Und bei der wäre keinesfalls sicher, dass der Sitz wieder an einen Republikaner geht. (na/dpa)

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