Heimlicher Verbündeter Putins? Ägypten wollte laut „Ukraine-Leaks“ Raketen nach Russland schmuggeln
Ägypten gilt als wichtiger Partner der USA im Nahen Osten. Laut einem Bericht belegen die durchgesickerten Geheimdokumente nun aber Pläne, die US-Präsident Biden nicht gefallen dürften.
Kairo/Frankfurt – Es ist schwer zu entscheiden, ob man den Fall „Geheimdokumente-Leaks“, „US-Leaks“ oder „Ukraine-Leaks“ nennen soll. Denn bislang ist nicht öffentlich bekannt, wer die Militärpapiere verbreitet hat – und ob sie in Gänze echt oder nachträglich manipuliert sind. Das Pentagon hatte den Leak am Montag (10. April) als „sehr ernstes“ nationales Sicherheitsrisiko beschrieben. Wie die Washington Post nun berichtet, geht aus dem Leak hervor, dass Ägypten Russland wohl Waffen liefern wollte – wahrscheinlich für den Ukraine-Krieg.
Teile der brisanten Dokumente und Fotografien zirkulierten seit Wochen im Internet. Nach Angaben der New York Times – die zuerst berichtete – enthielten die Unterlagen unter anderem Informationen zu Plänen von USA und Nato zur Unterstützung einer ukrainischen Militäroffensive im Frühjahr gegen den Überfall unter Kremlchef Wladimir Putin.
Al-Sisi wollte laut Leak Putin Waffen liefern – aber keine „Probleme“ mit dem Westen
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi plante im Februar die Produktion von 40.000 Raketen für Russland. Er wies Beamte dabei an, dies und ihren Versand geheim zu halten, „um Probleme mit dem Westen zu vermeiden“, schreibt die Washington Post und beruft sich dabei auf eines der geleakten Dokumente vom 17. Februar. Aus dem Papier gehe aber nicht ausdrücklich hervor, warum Moskau am Erwerb der Raketen interessiert ist. Die US-Zeitung unterstrich auch, dass die Echtheit des Dokuments zunächst nicht verifiziert werden konnte.
Die Redaktion konfrontierte den Sprecher des ägyptischen Außenministeriums mit ihren Erkenntnissen: Ahmed Abu Zeid betonte jedoch, dass „Ägyptens Position von Anfang an darauf beruht, sich nicht an dieser Krise zu beteiligen“, heißt es in dem Bericht.

Zeitung sieht „explosiven Schachzug“ Ägyptens in „Ukraine-Leaks“-Infos
Moskau Waffen für die Invasion in die Ukraine zu liefern, wäre für Kairo ein „explosiver Schachzug“, ist sich die Washington Post sicher: Zwar habe das Land seine Beziehungen zu Russland zuletzt vertieft, sei aber auch auf gute Beziehungen zu den USA angewiesen, die ihm seit Jahrzehnten Militärhilfen gewähren.
„Unerhört“: US-Reaktionen auf mutmaßliche Waffenlieferungen Ägyptens an Russland
Die amerikanische Politikberaterin Sarah Margon zeigte sich empört. „Ein vorsätzlicher Verkauf an die russische Regierung, die klare Kriegs- und andere Gräueltaten begeht, ist geradezu unerhört – insbesondere für einen angeblich engen Verbündeten der USA“, sagte sie der Washington Post. Margon ist ehemalige Kandidatin der Regierung von US-Präsident Joe Biden für den obersten Menschenrechtsposten des Außenministeriums.
Ein US-Regierungsbeamter, der anonym bleiben wollte, äußerte sich zu einer möglichen Verstrickung Ägyptens vorsichtiger. „Uns ist keine Ausführung dieses Plans bekannt“, sagte er der Washington Post und fügte hinzu: „Das haben wir noch nicht erlebt.“
Südkorea spricht bei den durchgesickerten Geheimdokumenten von „sinnlosen Lügen“
Einige der geleakten Dokumente sollen auch nahelegen, dass die USA ihre engen Verbündeten wie Südkorea und Israel bespitzelte. Südkorea aber wies inzwischen Gerüchte über Sicherheitslücken, die ein Abhören möglich machen könnten, als „sinnlose Lügen“ zurück. Nach einem Telefongespräch zwischen den Verteidigungsministern der beiden Länder seien beide Seiten zu dem Schluss gekommen, „dass eine beträchtliche Anzahl der fraglichen Dokumente konstruiert sind“, teilte Südkoreas Präsidentschaftsbüro am Dienstag (11. April) mit. (frs mit Material der AFP)