Putins Tod: US-Leaks bringen erste Details ans Licht
VonStephanie Munk
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Unter den Ukraine-Leaks findet sich offenbar ein Dokument, das mehrere „Wild Card“-Szenarien beschreibt. Es geht um Extremereignisse wie den Tod Putins oder Selenskyjs.
Washington, D.C. – Wie geht es weiter im Ukraine-Krieg? Wie könnte er enden, was geschieht langfristig mit der Ukraine und Russland? Diese Fragen beschäftigten laut einem angeblich geleakten Dokument auch den militärischen Geheimdienst der USA. In dem Papier werden vier verschiedene sogenannte „Wild Card“-Szenarien für den Fortgang des Ukraine-Kriegs durchgespielt, bis hin zum Tod des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
US-Leaks im Ukraine-Krieg: Geheimpapier des US-Militärgeheimdienstes offenbar darunter
Das Dokument trat im Rahmen des Geheimpapier-Skandals zutage, das derzeit die USA erschüttert: Brisante Dokumente des Pentagon zum Ukraine-Krieg wurden im Netz veröffentlicht, zunächst offenbar auf einer unbekannten Gaming-Plattform, bevor sie ihren Weg auch in bekanntere soziale Medien wie Twitter und Telegram fanden.
Zu diesen durchgesickerten Dokumenten soll nun auch das Strategiepapier des US-Militärgeheimdienstes „Defense Intelligence Agengy“ gehören. Die New York Times, die Washington Post und andere internationale Medien berichten übereinstimmend darüber und beziehen sich dabei teils auf die US-Nachrichtenagentur AP.
US-Geheimpapier: Vier Szenarien zu Extrem-Ereignissen im Ukraine-Krieg
Demnach spielt der US-Geheimdienst in dem Dokument vier Extremfall-Szenarien für den Ukraine-Krieg durch und beschreibt Folgen, die sich daraus ergeben könnten. Die Wahrscheinlichkeit des Eintretens der Szenarien wird dabei nicht bewertet. Das Papier sein „ein ziemlich typisches Produkt“ von Geheimdiensten, heißt es im Bericht der New York Times. Es diene dazu, Entscheidungsträgern in Militär und Politik die möglichen Folgen großer Ereignisse vor Augen zu führen.
Vier Szenarien tauchen offenbar in dem Geheimdokument auf:
Szenario 1: Tod von Russlands Präsident Wladimir Putin
Szenario 2: Tod des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj
Szenario 3: Absetzung der Führung der russischen Armee durch Putin
Szenario 4: Ukrainischer Anschlag auf Putins Regierungssitz in Moskau
Geheimes Dokument aus den USA: Folgen der Szenarien können sehr unterschiedlich sein
Zu jedem der vier Szenarien wird laut der Medienberichte skizziert, welche unterschiedlichen Folgen sich aus ihnen ergeben könnten: Von einer Eskalation des Ukraine-Kriegs über keinen signifikanten Einfluss auf den Kriegsverlauf bis hin zu einer Lösung des Konflikts durch Verhandlungen.
Beispielhaft führt die New York Times, die als Erstes über das Papier berichtete, dies an Szenario 4 aus: Die Ukraine greift den Kreml in Moskau an. Dies sei ein besonders gefürchtetes Szenario der Regierung von US-Präsident Joe Biden, heißt es, weil es zu einer massiven Eskalation des Konflikts führen könne.
Wolodymyr Selenskyj – Vom Komödianten zum Symbol des Widerstands
Putin könnte sich demnach bei einem Angriff auf Moskau zu einer kompletten Mobilmachung und dem Einsatz taktischer Atomwaffen entschließen. Im geleakten Dokument befindet sich nach diesen Angaben aber auch das Gedankenspiel, dass Russland in einem solchen Fall erwägt, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Szenario 3 - die Absetzung der russischen Armee-Führung - hält der Geheimdienst laut Washington Post für denkbar, falls russische Eliten Entscheidungen im Ukraine-Krieg massiv infrage stellen würden und Personal- und Ausrüstungsprobleme nicht überwunden werden könnten. Möglicherweise würde Putin dann „seine besten Militärberater entlassen“, was wiederum eine Eskalation des Krieges nach sich ziehen könnte.
US-Leak beschreibt Folgen bei Selenskyjs Tod
Was würde beim Tod des ukrainischen Präsidenten Selenskyj geschehen? Der Geheimdienst hält es für denkbar, dass Europa in diesem Fall keine Waffen mehr an die Ukraine liefern würde. Genauso gut sei aber möglich, dass ein „anderer hochkarätiger ukrainischer Führer“ dieselbe Unterstützung erfahre, schreibt die Washington Post unter Verfügung auf AP.
US-Leak zum Ukraine-Krieg offenbar zum Jahrestag erstellt
Der Geheimbericht stammt laut New York Times offenbar vom 24. Februar 2023, wurde also ein Jahr nach Beginn des Ukraine-Kriegs erstellt. Die Analyse soll als „geheim“ gekennzeichnet sein, das sei eine Stufe geringer als die strengste Geheimhaltungsstufe des US-Geheimdienstes. Die Echtheit des Dokuments sei von US-Beamten nicht bestätigt, aber auch nicht bestritten worden, heißt es.
Die geleakten Geheimdienst-Dokumente ziehen indes insgesamt weiter Kreise: Gezweifelt wird, ob die Ukraine bei einer Gegenoffensive im Frühjahr viel ausrichten könnte. Russland baut derweil offenbar gigantische Verteidigungsanlagen im Kriegsgebiet, die sogar aus dem All zu sehen sind. (smu)