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Zu hohe Verluste: Ukraine ignorierte US-Warnung vor Schlacht in Bachmut

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Von: Astrid Theil

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Ukraine-Krieg - Bachmut
Die Hölle von Bachmut: Ukrainische Soldaten feuern auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe der Kleinstadt Bachmut. © Roman Chop/AP/dpa

Im verlustreichen Kampf um die ukrainische Kleinstadt Bachmut rücken russische Truppen immer weiter vor. Öffentlich gewordene US-Geheimdienstunterlagen zeigen nun, dass Warnungen der USA ignoriert wurden.

Bachmut - Seit Monaten halten die Ukrainer dem russischen Vormarsch in der Kleinstadt Bachmut stand. Der Preis dafür ist allerdings hoch. Zahlreiche ukrainische Soldaten sind bei den bisherigen Kämpfen verletzt oder getötet worden. Von verschiedenen Seiten wird die Frage gestellt, ob es das wert ist. Zuletzt gab es Berichte, denen zufolge besonders Präsident Wolodymyr Selenskyj auf die Verteidigung Bachmuts beharre. Die Militärspitze hätte hingegen schon vor Monaten den Rückzug der ukrainischen Truppen bevorzugt.

Laut einem Bericht der Washington Post sollen auch die USA zum Abzug der Truppen aus Bachmut geraten haben. Dem Bericht zufolge haben die USA bereits im Januar der Ukraine mitgeteilt, dass Bachmut aufgegeben werden sollte, um eigene Verluste zu minimieren. Die US-amerikanische Zeitung beruft sich in dem Bericht auf die jüngst öffentlich gewordenen US-Geheimdienstdokumenten. In einer als streng geheim gekennzeichneten Einschätzung werde davor gewarnt, dass die vorrückenden russischen Truppen seit November die Fähigkeit der Ukraine, die Stadt zu halten, gefährden. Die Soldaten seien daher „ der Gefahr einer Einkreisung ausgesetzt, wenn sie sich nicht innerhalb eines Monats zurückziehen.

Kämpfe um Bachmut: russische Truppen gewinnen weitere Stadtgebiete

Diese Warnung blieben allerdings weitgehend unbeachtet. Die ukrainischen Soldaten halten nach wie vor in Bachmut die Stellung. Allerdings verlieren sie jeden Tag neue Straßenzüge und Häuserblöcke an die russischen Truppen. Dass sich die ukrainischen Truppen so lange halten konnten, ist nicht selbstverständlich. In einem Gespräch mit der Washington Post haben ukrainische Kommandeure bei und in der Stadt den bisher weitgehend erfolgreichen Widerstand auf zwei Taktiken zurückgeführt: Die Soldaten verschanzen sich in Häusern und gegnerische Stellungen werden mit Drohnen ausgespäht und dann beschossen. Wenn die Nachschubwege in die Stadt hinein bedroht waren, seien außerdem Eliteeinheiten eingesetzt worden, um diese zu sichern.

Die Entscheidung, Bachmut weiter zu verteidigen, wird immer wieder mit folgenden Argumenten begründet: Auf diese Weise könne ein weiterer Vormarsch Russlands in Richtung der größeren Städte in der Oblast Donezk verhindert werden. Außerdem füge sie dem Gegner hohe Verluste zu - besonders der Wagner-Söldnergruppe. Darüber hinaus binde das Halten von Bachmut viele russischen Truppen, die deswegen anderswo nicht kämpfen können. Außerdem sei das Halten von Bachmut wichtig, um die nationale Moral aufrechtzuerhalten und zu verhindern, dass sich Russland mit territorialen Gewinnen rühmt. (at)

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