US-Geheimdienst: Russischer Agent steckt hinter Farb-Anschlag auf „Novaya Gazeta“-Chefredakteur

Der Chefredakteur der kremlkritischen „Novaya Gezata“ wird Opfer eines Farbanschlages. Der US-Geheimdienst vermutet, dass ein russischer Agent dahinter steckt.
Washington D.C. – Der Anschlag auf den Journalisten Dmitri Muratow ist vom russischen Geheimdienst verübt worden. Zu diesem Schluss ist der US-Geheimdienst gekommen, wie die New York Times berichtet.
Die Attacke sei das Werk des russischen Geheimdienstes, so ein US-Beamter, der aufgrund der von der Regierung Joe Bidens festgelegten Regeln anonym bleiben wollte. Wie genau der US-Geheimdienst zu dieser Einschätzung gekommen ist, ist nicht klar.
Kritik am Ukraine-Krieg: „Nimm‘ das für unsere Jungs“
Am 7. April fuhr Muratow mit dem Nachtzug von Moskau in seine über 1000 Kilometer entfernte Geburtsstadt Samara. In seinem Abteil attackierte ihn ein Angreifer mit einem giftigen Cocktail aus roter Farbe und Aceton. Ein zweiter Mann filmte die Tat und veröffentlichte das Video auf Telegram. Muratows Augen wurden durch den Farbanschlag verätzt. „Die Augen brennen ganz fürchterlich“, schrieb er auf Twitter. Er zeigte auch sein mit Farbe vollgespritztes Schlafwagenabteil und berichtete noch aus dem Zug über einen der Angreifer. „Er schrie: ‚Muratow, nimm‘ das für unsere Jungs.‘“ Eine Anspielung auf Muratows kritische Haltung zum Ukraine-Konflikt.
Muratow ist Chefredakteur der „Nowaya Gazeta“, einer Zeitung, die als letztes regierungskritisches Medium in Russland gilt. Im Jahr 2021 erhielt er den Friedensnobelpreis. Ende März schloss die Zeitung schließlich ihre Redaktion in Moskau. Mittlerweile arbeitet das Medium aus Lettland.
Der 60-jährige Chefredakteur rief kurz vor der Schließung der Redaktion in Russland zu einer breiten Antikriegsbewegung auf, erklärte, die Ukrainer seien keine Feinde Russlands und veröffentlichte die nächste Ausgabe der „Nowaya Gazeta“ sowohl auf Russisch als auch auf Ukrainisch. Eine riesige Schlagzeile auf der Titelseite lautete: „Russland bombardiert die Ukraine.“
Muratow schießt Foto des mutmaßlichen Angreifers
Am 12. April veröffentlichte die Zeitung unter anderem Informationen zur Untersuchung des Angriffs auf Muratow. Dem Nobelpreisträger gelang es demnach, seinen Angreifer zu fotografieren, bevor der mutmaßliche Täter in den Moskauer Kazansky-Bahnhof flüchtete, wo der Zug zum Zeitpunkt des Vorfalls auf die Abfahrt wartete.
Recherchen der Zeitung legten nahe, dass Nikolai Trifonov der Angreifer ist, ein 41 Jahre alter Russe, der sich in nationalistischen und Veteranenkreisen bewegt, unter anderem an der angesehenen Moskauer Staatsuniversität. Er habe in der Vergangenheit auch andere Namen verwendet, hieß es weiter. (mm)