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Ukraine-Stoßtrupps am Fluss Dnepr – Startet hier die Gegenoffensive?

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Von: Nail Akkoyun

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Noch ist unklar, wann und wo die Gegenoffensive der Ukraine startet. Am Fluss Dnepr erregen ukrainische Streitkräfte aber die Aufmerksamkeit Russlands.

Cherson – Seit Wochen erwarten Expertinnen und Experte die Gegenoffensive der ukrainischen Armee. Den Anfang könnte jetzt ein Stoßtrupp machen, der sich aktuell offenbar am Fluss Dnepr östlich von Cherson aufhält. Erst am Wochenende (22./23. April) berichteten russische Militärbloggerinnen und Militärblogger, ukrainische Streitkräfte hätten Stellungen am Flussufer errichtet.

Bei dem Dnepr handelt es sich um den drittgrößten Fluss Europas. Der Strom zieht durch einen Teil Russlands, durch Belarus sowie durch die gesamte Ukraine. In den sozialen Netzwerken kursieren unter anderem Aufnahmen, die amphibische Einheiten am Flussufer nördlich der Kleinstadt Oleschky zeigen.

Dem Institute for the Study of War (ISW) zufolge deuten die Aufnahmen darauf hin, dass ukrainische Streitkräfte nicht nur Stellungen am Ufer des Dnepr bezogen haben, sondern auch in die nahegelegenen Ortschaften vorgedrungen seien. Weiter gebe es Hinweise darauf, dass die russische Armee keine Kontrolle über die Inseln in den nahe gelegenen Flüssen Kinska und Tschaika habe.

Januar 2023: Ukrainische Soldaten während einer Patrouille entlang des Flusses Ingulez, einem Nebenfluss des Dnepr.
Januar 2023: Ukrainische Soldaten während einer Patrouille entlang des Flusses Ingulez, einem Nebenfluss des Dnepr. © Florian Bachmeier/Imago

Ukraine-Krieg: Operation am Dnepr könnte auch zur Ablenkung dienen

„Der Dnepr wurde schon oft von ukrainischen Aufklärungs- und Spezialeinheiten überquert“, sagte der frühere britische Geheimdienstler Philip Ingram der Portal Newsweek. Der ukrainischen Armee komme die Aufmerksamkeit am Flussufer gelegen, „denn das bereitet den Russen Kopfzerbrechen bei der Planung und lenkt sie möglicherweise ab“, sagte Ingram weiter.

Der von Russland eingesetzte Gouverneur der südukrainischen Region Cherson, Wladimir Saldo, dementierte indes die Berichte, wonach ukrainische Streitkräfte am Ostufer des Dnjepr Stellung bezogen hätten. Moskau tappt womöglich noch immer im Dunkeln, was die ukrainische „Frühjahrsoffensive“ angeht. Denn selbst wenn sich anhand der Bewegungen am Dnepr die Anzeichen für einen Angriff im Süden verdichten, könnte Kiew auch an anderer Stelle zum Gegenschlag ausholen.

Ukraine-Offensive am Fluss Dnepr? Pro-russischer Gouverneur tut Gerüchte als „Selfie“-Fälle ab

„Unser Militär hat die volle Kontrolle über das Gebiet“, schrieb Saldo am Sonntag (23. April) auf Telegram. Er fügte hinzu, dass es höchstens Fälle geben könnte, in denen es ukrainischen Truppen gelungen sei, „ein Selfie am linken Ufer zu machen, bevor sie von unserer Artillerie gedeckt und zerstört oder von unseren Kämpfern ins Wasser geworfen wurden.“ Bei anderen Behauptungen handle es sich schlicht um „Lügen und Desinformationen“.

Seit dem Rückzug der russischen Truppen aus der Stadt Cherson im Oktober dient der Fluss Dnepr als Frontlinie. Ein Durchbruch der ukrainischen Streitkräfte durch den Fluss wäre ein schwerer Rückschlag für Wladimir Putin. Russland hatte erklärt, der Rückzug seiner Truppen erlaube es, den Fluss als Teil der Verteidigung zu nutzen.

Was die Ukraine tatsächlich am Dnepr plant, werden die kommenden Wochen zeigen. Doch Experte Ingram ist sich sicher, dass die Offensive nicht an dem Fluss beginnen wird – dies wäre schließlich „extrem schwierig und äußerst riskant“. Für einen Gegenangriff gebe es „viel bessere Orte“, sagte der ehemalige Geheimdienstler, ohne dabei jedoch konkret zu werden. (nak)

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