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„Panzerjäger“ gegen „Leos“: Putins Armee setzt jetzt auf eine Taktik aus dem Zweiten Weltkrieg

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Von: Patrick Mayer

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Ein russischer Soldat mit einer reaktiven Panzerbüchse RPG-7. (Symbolfoto)
Ein russischer Soldat mit einer reaktiven Panzerbüchse RPG-7. (Symbolfoto) © IMAGO/Konstantin Mihalchevskiy

Leopard 2 und Abrams als Ziel: Russland bildet offenbar Soldaten zur Jagd auf deutsche, amerikanische und britische Panzer der ukrainischen Armee aus.

München/Moskau - 18 Leopard-2A6-Kampfpanzer aus Deutschland, acht „Leos“ aus Kanada, sechs „Leos“ aus Finnland, 14 Challenger aus Großbritannien - macht 46 moderne Kampfpanzer aus dem Westen. Alle Exemplare sollen bereits in Händen der ukrainischen Streitkräfte sein, für eine geplante Gegenoffensive gegen die russische Invasion, die angeblich kurz bevorsteht.

Ukraine-Krieg: Russische Armee bildet offenbar „Panzerjäger“ gegen „Leos“ aus

Bis Herbst sollen 31 Abrams-M1-Kampfpanzer aus den USA hinzukommen. Lieferungen, die den militärischen Verlauf im Ukraine-Krieg wenden könnten. Russischen Staatsmedien zufolge bereitet die Armee des Kreml-Machthabers Wladimir Putin jetzt sogenannte „Panzerjäger“ vor, die die westlichen Panzer ausschalten sollen.

Dem US-amerikanischen Nachrichtenmagazin Newsweek zufolge sagte ein gewisser Jewgeni Arifulin, der demnach ein militärisches Ausbildungszentrum in Russland leitet, dem kremltreuen Fernsehsender Swesda TV, dass der stellvertretende russische Verteidigungsminister Yunus-Bek Jewkurow die Bildung von „Panzerjäger“- und „Panzerkiller“-Einheiten angeordnet habe.

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Newsweek verweist in seinem Bericht weiter auf Swesda TV. Russischen Staatsmedien zufolge werden die „Panzerjäger“ demnach derzeit von erfahrenen Ausbildern trainiert – eine Angabe, die sich nicht unabhängig überprüfen lässt. Die Panzerabwehreinheiten sollen mit schultergestützten Lenkflugkörper-Panzerfäusten und Aufklärungsdrohnen ausgestattet werden. Jede Einheit soll angeblich „aus einer kleinen Anzahl“ von Soldaten bestehen und sich demnach zu Fuß auf die Jagd nach den „Leos“, Abrams und Challenger 2 machen.

„Panzerjäger“ der russischen Armee? Gegen „Leos“ und Abrams der Ukraine

Panzerjäger? Es ist eine Taktik, die schon im Zweiten Weltkrieg bemüht wurde. Spätestens als sich 1943 und 1944 die großen Panzerschlachten, etwa in Kursk im äußersten Westen Russlands, oder in der heutigen Ukraine abspielten, setzten deutsche Wehrmacht und „Rote Armee“ auf „Panzerjäger“, auch „Jagdpanzer“ genannt. Auf deutscher Seite waren dies Abwandlungen der Kampfpanzer IV, „Tiger“ und „Panther“ („Hetzer“, „Jagdtiger“ oder „Jagdpanther“ genannt). Auf sowjetischer Seite kam vor allem der „SU-76“ zum Einsatz.

Gegenwärtig sollen sich, so offenbar die Vorstellungen des Kreml, kleine Infanterie-Truppen mit Panzerabwehrwaffen den modernen westlichen Panzern entgegenstellen. Mit dieser Strategie hatten umgekehrt die ukrainische Armee und die territorialen Verteidigungskräfte der Ukraine russische Panzertruppen vor Kiew aufgehalten, zum Beispiel in Butscha oder in Irpin. Jetzt wird die Herangehensweise wohl kopiert.

Das alles bedeutet ein großes Risiko für die ukrainischen Soldaten in den Panzern. Wie Arifulin laut Swesda TV erklärte, „kennen wir alle Stärken und Schwächen“ (der westlichen Panzer, d. Red.). Auch ein Militärexperte warnt. Guy McCardle, Chefredakteur des Special Operations Forces Report (SOFREP), erklärte Newsweek, dass die westlichen Panzer, die in die Ukraine geschickt wurden, zwar mit einer Verbundpanzerung ausgestattet seien, „aber kein Panzer ist unsterblich“.

Verbundpanzerung bedeutet, vereinfacht gesagt, zum Beispiel beim Leopard 2 eine Art Sandwich-System aus verschiedenen Stahlschichten mit Gummi dazwischen. Ziel ist, dass Hohlladungsgeschosse oder Wuchtgeschosse vor Eindringen in den Innenraum schon an der Karosserie explodieren, steckenbleiben oder abprallen. „Leos“ und Abrams können zudem um die drehbaren Türme herum mit Stahl-Käfigen nachgerüstet werden. So taten es die Amerikaner beispielsweise in Afghanistan. Bestenfalls wird damit sichergestellt, dass Granaten beim Aufprall auf die Käfige noch an der Außenhülle explodieren.

„Leos“, Abrams und Challenger für die Ukraine: Gefahr durch russische „Kornets“

Vorsicht ist geboten. Denn: Die russische Armee verfügt wohl über eine Waffe, die den Kampfpanzern aus Deutschland, den USA und aus Großbritannien wirklich gefährlich werden kann. Laut McCardle handelt es sich dabei um 9M133 Kornet-Panzerabwehrsysteme.

Die Kornets betrachte er als „ungefähr gleichwertig mit unseren Javelins“, aber mit „mehr als der doppelten effektiven Reichweite, was eine größere Distanz beim Schießen auf den Feind ermöglicht“, sagte er Newsweek. Die Javelins waren just jene Panzerabwehrlenkwaffen, die russischen Panzerfahrern in den ersten Monaten des Ukraine-Kriegs zum Verhängnis wurden. (pm)

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