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Geldwäsche im Fußball: So wollen die EU und zwei Bundesländer die Regeln verschärfen

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Von: Andreas Schmid

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Geldwäsche im Fußball
Sowohl auf EU- als auch auf Bundesländer-Ebene soll das Problem der Geldwäsche im Fußball angegangen werden. (Symbolfoto) © MIS/Imago Images

Kommen bald strengere Geldwäsche-Gesetze für Profiklubs? Das fordern zwei EU-Abgeordnete und zwei Bundesländer. Der FR erklären sie die Pläne.

Brüssel – 2009 hieß es in einem Bericht der Financial Action Task Force (FATF), einer Institution gegen Geldwäsche: „Der Profifußball hat aufgrund eines Kommerzialisierungsprozesses ein starkes Wachstum erfahren.“

Konkret: astronomische Ablösesummen, beträchtliche Beraterzuwendungen, gewinnfixierte Geldgeber, steigende Spielergehälter, teure TV-Einnahmen. Ein Einfallstor für Geldwäsche? „Die damit verbundenen grenzüberschreitenden Geldströme können sich weitgehend der Kontrolle entziehen, was Möglichkeiten zum Geldwaschen und -verschieben bietet“, erklärte die FATF. Nun könnte die Europäische Union (EU) eingreifen.

Geldwäsche im Fußball ist „aktueller denn je“

Die EU-Kommission plant stärkere Beschränkungen in diesem Bereich. Das geht aus einem Bericht der EU-Abgeordneten Eero Heinäluoma (Sozialdemokraten Finnland) und Damien Carême (Grüne Frankreich) hervor, welcher der FR vorliegt. Der Antrag richtet sich an das EU-Parlament.

Die Politiker:innen kritisieren darin fehlende Transparenz im Fußball – und stellen fest: „Fragwürdige Geldsummen ohne erklärbaren Gewinn werden in den Sport investiert.“ Deshalb will die EU alle Profiteams Europas stärker reglementieren. Künftig sollen sie in den sogenannten Verpflichtetenkreis der Geldwäschegesetze aufgenommen werden. Damit würden strengere Maßnahmen auf die Klubs zukommen. Dasselbe soll für Spielerberater gelten, deren Geldströme noch undurchsichtiger als die der Klubs sind. „Die Reform des EU-Rahmens für die Bekämpfung der Geldwäsche ist aktueller denn je.“

Geldwäsche im Fußball: „Eindeutig kein neues Phänomen“ 

Im Jahr 2021 stufte die EU-Polizeibehörde Europol den Profifußball als besonders anfällig für kriminelle Geldwäschetransaktionen ein. Ein längst überfälliger Schritt, meint der EU-Abgeordnete Heinäluoma gegenüber der Frankfurter Rundschau: „Geldwäsche im Fußball ist eindeutig kein neues Phänomen.“ 

Eero Heinäluoma
Eero Heinäluoma sitzt seit 2019 im EU-Parlament. Zuvor war er Parteivorsitzender der finnischen Sozialdemokraten. © Juha Roininen/EUP-IMAGES

Laut Europol ist die damit einhergehende Korruption „eine Herausforderung für den europäischen Fußball, insbesondere in unteren Ligen und kleineren Ländern“. Heinäluoma sieht auch andere, finanziell stabilere Profiligen gefährdet. „Überall dort, wo potenziell große Finanzströme mit unklarer Herkunft fließen, besteht ein Risiko für die Geldwäschebekämpfung. Unabhängig vom Mitgliedstaat.“ Dennoch ist Geldwäsche in einigen EU-Staaten wie Ungarn stärker zu beobachten. Dort profitieren vor allem Vertraute von Ministerpräsident Viktor Orban.

Geldwäsche in Deutschland: „Reale Konsequenzen“ – Was bedeutet ein neues Gesetz?

Würde der EU-Antrag angenommen werden, müssten die EU-Mitgliedsländer den Beschluss in nationale Gesetze überführen, erklärt Christian Tsambikakis, Geschäftsführer beim Anti-Geldwäsche-Start-Up Kerberos-Compliance. Heißt für Deutschland: „Dann gilt das Geldwäschegesetz auch für den Fußball. Die zuständigen Behörden würden die Einhaltung überprüfen.“ Anschließend würden für den Profifußball dieselben Pflichten wie für beispielsweise Banken gelten.

„Das klingt erstmal ziemlich abstrakt“, sagt Tsambikakis der FR, „hat aber ganz reale Konsequenzen“ – etwa für Geld von Investoren oder Sponsoren: „So müssten die Akteure eine Geldwäsche-Risikoanalyse ihres Unternehmens vornehmen, die Vertragspartner bei Geschäften zweifelsfrei identifizieren und eine verantwortliche Person im Unternehmen zur Umsetzung der notwendigen Geldwäschepräventionsmaßnahmen bestimmen. Die Vereine dürften keine Gelder von Firmen mit Sitz in Steueroasen mehr per se annehmen. Auch müssten sie strikt darauf achten, keine Geschäfte mit sanktionierten Personen durchzuführen.“

Geldwäsche in Deutschland: Bremen arbeitet an neuem Gesetz

Unabhängig vom EU-Antrag plant die Hansestadt Bremen ein neues Gesetz. Justizsenatorin Claudia Schilling (SPD) will Profiklubs zur Einhaltung des Geldwäschegesetzes (GWG) verpflichten. „Die Folge wären unter anderem Kontroll- und Meldepflichten, wie sie auch für die übrigen Verpflichteten nach dem GWG gelte“, sagt die SPD-Senatorin unserer Redaktion. Aktuell läuft die gemeinsam mit dem Bundesland Berlin eingebrachte Gesetzesinitiative.

Die Bremer Senatorin für die Ressorts Wissenschaft und Häfen sowie Justiz und Verfassung, Claudia Schilling (SPD)
Claudia Schilling ist seit 2019 Bremer Senatorin für Justiz und Verfassung sowie Senatorin für Wissenschaft und Häfen. © Eckhard Stengel/Imago Images

Nun muss der Bundesrat entscheiden, der zuständige Wirtschaftsausschuss hat das Thema aber vorerst vertagt. Der Finanzausschuss stehe aber hinter den Bremer Plänen, sagt Schilling. Auch die SPD-Fraktion sowie der Fußballklub St. Pauli würden sie unterstützen. „Durch Geldwäsche gehen die eigentlichen Werte von Fairness und Teamgeist und damit die Vorbildfunktion des Profisports verloren“, betont die Senatorin. „Es muss daher eigentlich das ureigene Interesse der Bundesligavereine selbst sein, dass sie nicht nur ihr eigenes Tor, sondern auch den eigenen Laden sauber halten. Denn am Ende steht ansonsten die Integrität des Sports auf dem Spiel.“ (as)

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