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Frieden schaffen!

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„Die Friedens- und Entspannungspolitik ist nicht überholt“, schreiben die Autoren im Sinne des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt. Foto: Imago Images.
„Die Friedens- und Entspannungspolitik ist nicht überholt“, schreiben die Autoren im Sinne des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt. Foto: Imago Images. © Imago

Historiker Peter Brandt ruft mit Stimmen aus dem Umfeld seines Vaters Willy Brandt und dem sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Spektrum zu Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine auf. Der Aufruf „Frieden schaffen!“ im Wortlaut:

Mehr als ein Jahr dauert bereits der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Jeder weitere Tag Krieg bedeutet für die betroffenen Menschen mehr Leid und Zerstörung, mehr Verwundete und Tote. Mit jedem Tag wächst die Gefahr der Ausweitung der Kampfhandlungen. Der Schatten eines Atomkrieges liegt über Europa. Aber die Welt darf nicht in einen neuen großen Krieg hineinschlittern. Die Welt braucht Frieden. Das Wichtigste ist, alles für einen schnellen Waffenstillstand zu tun, den russischen Angriffskrieg zu stoppen und den Weg zu Verhandlungen zu finden.

Aus dem Krieg ist ein blutiger Stellungskrieg geworden, bei dem es nur Verlierer gibt. Ein großer Teil unserer Bürger und Bürgerinnen will nicht, dass es zu einer Gewaltspirale ohne Ende kommt. Statt der Dominanz des Militärs brauchen wir die Sprache der Diplomatie und des Friedens.

Die Friedens- und Entspannungspolitik, der wir die deutsche Einheit und die Überwindung der europäischen Spaltung verdanken, ist nicht überholt. Wir haben uns in der Vergangenheit für ihre Ziele eingesetzt und tun das auch heute. Um es mit Willy Brandt zu sagen: „Es gilt sich gegen den Strom zu stellen, wenn dieser wieder einmal ein falsches Bett zu graben versucht.“

Zur Serie

Seit einem Jahr sucht die Frankfurter Rundschau in ihrer Serie „Friedensfragen“ nach Ideen, wie der Krieg Russlands gegen die Ukraine beendet werden kann. Im April 2022 begann die FR diese Reihe, wenige Wochen nach dem Beginn des Kriegs.

Erstmals erscheint jetzt in dieser Serie ein Beitrag, dessen Überschrift nicht mit einem Fragezeichen endet, sondern mit einem Ausrufezeichen. Der vorliegende Text „Frieden schaffen!“ ist ein Aufruf, der von einer beeindruckenden Liste von Persönlichkeiten unterzeichnet wurde.

Inhaltlich wie mit Blick auf die rund 200 Namen auf der Unterschriftenliste steht er in der Tradition der sozialdemokratischen Entspannungspolitik von Egon Bahr und Willy Brandt – nicht nur, weil dessen Sohn Peter Brandt zu den Initiatoren zählt. Auch enge Mitarbeiter der beiden verstorbenen Sozialdemokraten haben unterschrieben, so Willy Brandts früherer Büroleiter Karl-Heinz Klär und Uwe Stehr, der ehemalige Abrüstungsreferent von Egon Bahr.

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Forschung, von Gewerkschaften und aus der Kulturbranche haben den Aufruf ebenfalls unterzeichnet.

Die Vereinten Nationen haben mit dem Konzept der gemeinsamen Sicherheit den Weg in eine friedliche Welt aufgezeigt. Es hat seine Wurzeln in der deutschen Friedens- und Entspannungspolitik. In diesem Geist kam es zur Schlussakte von Helsinki und zur Charta von Paris für ein neues Europa. Daran knüpfen wir an. Frieden kann nur auf der Grundlage des Völkerrechts und auch nur mit Russland geschaffen werden.

Unsere Welt ist auf Gegenseitigkeit angewiesen, nur so sind die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Entscheidend ist es, die Eskalation des Krieges zu stoppen. Wir ermutigen den Bundeskanzler, zusammen mit Frankreich insbesondere Brasilien, China, Indien und Indonesien für eine Vermittlung zu gewinnen, um schnell einen Waffenstillstand zu erreichen. Das wäre ein notwendiger Schritt, um das Töten zu beenden und Friedensmöglichkeiten auszuloten. Nur dann kann der Weg zu einer gemeinsamen Sicherheitsordnung in Europa geebnet werden.

Peter Brandt (Historiker), Reiner Braun (Internationales Friedensbüro), Reiner Hoffmann (ehemaliger DGB-Vorsitzender), Michael Müller (Bundesvorsitzender der Naturfreunde)

Link zum Aufruf

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