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Frei nach 15 Jahren Gefängnis

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Von: Pitt von Bebenburg

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Der Journalist Seyithan Akyüz (Privat)
Der Journalist Seyithan Akyüz. (Privat) © Privat

Die Türkei entlässt den Journalisten Seyithan Akyüz. Nach seiner Inhaftierung gab es eine große Solidaritätsaktion, an der sich auch die Frankfurter Rundschau beteiligt hatte

Der türkische Journalist Seyithan Akyüz ist auf freiem Fuß – nach 15 Jahren im Gefängnis. Der inzwischen 42-jährige Akyüz teilte der Frankfurter Rundschau mit, er sei im Januar freigelassen worden.

Die FR hatte den Journalisten im Rahmen einer Solidaritätsaktion der deutschen Journalistengewerkschaften DJV und DJU mit Briefen unterstützt. „Ich bin dankbar für die Solidarität, die Sie während meiner Haft gezeigt haben“, schrieb Akyüz.

„Die Freilassung von Seyithan Akyüz ist ein Sieg der Pressefreiheit und ein großes Glück für ihn persönlich“, kommentierte der Sprecher des DJV, Hendrik Zörner. Der Fall zeige, „wie wichtig und notwendig die Solidarität aus aller Welt für die verfolgten Journalistinnen und Journalisten in der Türkei ist“.

Seyithan Akyüz war zum Verhängnis geworden, dass er sich journalistisch für die Rechte der Kurdinnen und Kurden eingesetzt hat. Er arbeitete für die damals noch zugelassenen Zeitungen „Özgür Gündem“, die auf Türkisch erschien, und „Azadiya Welat“, die Texte in kurdischer Sprache veröffentlichte. Verurteilt wurde er für eine angebliche Mitgliedschaft in der KCK, die der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK nahesteht.

Akyüz bestreitet, der KCK angehört zu haben. Der einzige Grund für seine Verurteilung sei die Arbeit für die Zeitungen gewesen, versichert der Journalist. Er habe „niemals Gewalt und Terror unterstützt“. Vor Gericht habe er sich nicht verteidigen können, da man ihm eine Aussage auf Kurdisch verweigert habe.

In der Türkei sind seit einem gescheiterten Putschversuch im Jahr 2016 nicht nur Menschenrechtler:innen und Journalist:innen drangsaliert und teilweise inhaftiert worden, sondern auch Zehntausende von Staatsbediensteten. Die meisten Beamt:innen, die bei seiner Inhaftierung eine Rolle gespielt hätten, säßen selber wegen Terrorermittlungen im Gefängnis“, konstatierte Akyüz bereits im Jahr 2020.

Seine Kinder waren noch klein, als ihr Vater ins Gefängnis kam. Heute ist der Sohn 21 Jahre, die Tochter 19 Jahre alt. Er habe sie in den vergangenen Jahren nur einmal im halben Jahr für 30 Minuten sehen können, beklagte Akyüz. Auch wegen mehrfach wechselnder Gefängnisse und teilweise großer Entfernung zum Wohnort sei der Kontakt zur Familie schwierig gewesen. Seine Briefe an Unterstützer:innen seien von der Gefängnisverwaltung konfisziert worden mit der Begründung, sie würden die Sicherheit der Haftanstalt gefährden oder Bedienstete herabsetzen.

Akyüz lebt jetzt in Izmir und will seine journalistische Arbeit fortsetzen. Die Presse spiele eine entscheidende Rolle beim Aufbau einer gerechten, demokratischen und freien Welt, sagt er. „Ich freue mich, wenn ich einen kleinen Teil dazu beitragen kann.“

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