Frankreich-Wahl: Zwei Durchgänge, keine Briefwahl – die Unterschiede zu Deutschland
Am Sonntag wählt Frankreich das Staatsoberhaupt, dabei geht es voraussichtlich in die Stichwahl. Die Unterschiede zum deutschen Wahlsystem.
Paris – Am Sonntag (10. April) blickt Europa gespannt in Richtung Frankreich, wo die Élection présidentielle, die Präsidentschaftswahl, auf dem Programm steht. Die Wahl ist wichtig für Frankreich, Deutschland und die EU. Bleibt Emmanuel Macron Präsident? Oder triumphiert Frankreichs Rechte um Marine Le Pen?
Klarheit in dieser Frage herrscht wohl erst Ende April. Das hängt mit Frankreichs speziellem Wahlsystem zusammen. Anders als etwa in Deutschland gibt es in der Regel zwei Wahlgänge, ehe eine Entscheidung über das höchste Amt im Staat steht.
Frankreich-Wahl: Zwei Wahlgänge bis zur Entscheidung
Frankreich setzt auf ein absolutes Mehrheitswahlrecht. Am 10. April findet der erste Wahlgang statt. Erreicht ein:e Kandidat:in keine absolute Mehrheit – also mehr als 50 Prozent der Stimmen – geht es für die Wahlberechtigten zwei Wochen später erneut an die Wahlurne. Dann können sie in einer Stichwahl zwischen den beiden Kandidat:innen mit den meisten Stimmen im ersten Wahlgang entscheiden. Wer mehr Stimmen erreicht, gewinnt die Wahl. Bisher ging jede Präsidentschaftswahl in eine Stichwahl.

Macron setzte sich bei der letzten Wahl 2017 in der Stichwahl gegen die Rechtspopulistin Le Pen durch. Dieses Duell könnte auch Ende April entscheiden. In aktuellen Umfragen ist Macron zwar klar vorne, die absolute Mehrheit erreicht er aber nicht. In einer Stichwahl kann Le Pen wohl auf Wähler:innen des noch radikaleren Èric Zemmour hoffen. Auch Teile der Linken könnten sich für Le Pen und gegen den früheren Sozialisten Macron entscheiden. Laut einer Umfrage zu Wochenbeginn liegt Macron drei Prozentpunkte vor Le Pen, sollte es am 24. April in dieser Konstellation zur Stichwahl kommen.
Frankreich: Die letzten fünf Präsidenten
seit 2017 | Emmanuel Macron |
2012 bis 2017 | François Hollande |
2007 bis 2012 | Nicolas Sarkozy |
1995 bis 2007 | Jacques Chirac |
1981 bis 1995 | François Mitterrand |
Frankreich-Wahl: Keine Briefwahl – diese Regeln gelten
Frankreichs Präsident:in wird direkt gewählt, anders als in Deutschland, wo das Parlament den Regierungschef bestimmt. Die Amtszeit in Frankreich beträgt fünf Jahre – in Deutschland sind es vier. Wie hierzulande gibt es keine Altersbeschränkungen. Jede:r Erwachsene ab 18 Jahren kann Präsident:in werden. Voraussetzung sind in Frankreich allerdings 500 Unterstützer-Unterschriften von Mandatsträger:innen (Abgeordnete, Bürgermeister:innen). Der linksextreme Kandidat Anasse Kazib scheiterte an dieser Hürde.
In Deutschland war ihr Anteil noch nie so hoch, in Frankreich sind sie unerwünscht: Briefwähler:innen. Aus Sorge vor Manipulation gibt es im Nachbarland keine Stimmabgabe per Post. Am Wahltag verhinderte Wähler:innen können sich aber durch eine Vertrauensperson vertreten lassen – und so Frankreichs künftiges Staatsoberhaupt bestimmen. (as)