Frankreich: Schwere Ausschreitungen am 1. Mai bei Protesten gegen Rentenreform
In Frankreich demonstrieren Hunderttausende am 1. Mai gegen die umstrittene Rentenreform Macrons. Es kommt zu Ausschreitungen und Festnahmen.
Paris (Frankreich) – Bei Protesten zum 1. Mai ist es in Frankreich zu schweren Ausschreitungen gekommen: Die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron treibt zehnmal mehr Menschen auf die Straßen als im vergangenen Jahr. In Paris wurde ein Polizist durch einen Molotowcocktail verletzt. Unter den 12.000 Einsatzkräften der Polizei habe es nach Angaben der Behörden 108 Verletzte gegeben, in ganz Frankreich wurden 291 Menschen festgenommen. Laut Innenminister Gérald Darmanin sei die Bilanz aber noch nicht abschließend.
782.000 Teilnehmende an den Demonstrationen zählte das französische Innenministerium – und damit deutlich mehr Menschen als im Jahr 2022. Die Veranstalter sprechen sogar von 2,3 Millionen Protestierenden in ganz Frankreich.
Paris: Demonstrationen beginnen friedlich - dann setzen Demonstranten Autos in Brand
Laut Angaben des britischen Guardian begannen die Proteste in Paris mit friedlich demonstrierenden Familien, die Banner für soziale Gerechtigkeit in die Höhe hielten. Doch im Verlauf des Marsches Richtung Endpunkt am Place de la Nation gerieten Demonstrierende aus dem sogenannten Schwarzen Block mit der Polizei aneinander. Demonstranten setzten Autos und Mülltonnen in Brand und warfen Scheiben von Banken und Geschäften ein. Die Gewerkschaften hatten in Großstädten und kleineren Orten zu über 300 Kundgebungen aufgerufen.

Die überwiegende Mehrheit der Demonstrierenden sei natürlich friedlich geblieben, sagte der Innenminister. Aber vor allem in Paris, Lyon und Nantes seien die Ordnungskräfte extrem gewalttätigen Randalierern gegenübergestanden, „die mit einem Ziel gekommen seien: Polizisten zu töten und das Eigentum anderer anzugreifen“. In Paris sei ein Polizist schwer verletzt worden, er habe Verbrennungen durch einen Molotowcocktail erlitten. „Diese Gewalt ist vorbehaltlos zu verurteilen.“ Es sei absolut nicht normal, wenn Beamte mit Brandsätzen und Pflastersteinen beworfen würden.
Frankreich: Massive Beschädigungen in Paris nach Demonstrationen zum 1. Mai
Videobilder aus verschiedenen Städten zeigten massive Sachbeschädigungen. In der Hauptstadt und weiteren Großstädten setzte die Polizei erstmals Drohnen zur Überwachung der Lage ein. Premierministerin Élisabeth Borne veruteilte die Gewalt, diese sei inakzeptabel. Den Ordnungskräften sprach sie Unterstützung aus.
Macrons Mitte-Regierung würde die inzwischen beschlossene Rentenreform am liebsten als abgehakt betrachten, die Gewerkschaften und Teile der Opposition protestieren aber weiter, um deren Umsetzung ab 1. September zu verhindern. Die Frage ist nun, ob die Demonstrationen am 1. Mai die letzten großen Kundgebungen gegen die Rentenreform sein werden. Zuvor bereits waren die Teilnehmerzahlen rückläufig. (dpa/kat)