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Präsidentschaftswahl in Frankreich: Ein Dutzend will die Macht in Paris

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Von: Stefan Brändle

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In Frankreich steht am 10. April die erste Runde der Präsidentschaftswahl an. Ein Feld aus zwölf Personen geht an das Renne.

Paris – Die Präsidentschaftswahl in Frankreich ist alle fünf Jahre der Höhepunkt des politischen Lebens – sozusagen die Königswahl. Auch weil der Präsident – auf die erste Präsidentin wartet das Land bis heute – eine enorme Machtfülle hat. Er ist oberster Armeechef, er leitet die Regierung und er legt über Umwege sogar die Traktandenliste der Nationalversammlung fest. Diese präsidiale Allmacht ist der prägende Kern der Verfassung, die sich der Widerstandsheld des Zweiten Weltkrieges, Charles de Gaulle, 1958 selbst auf den Leib schneiderte.

Aber die Politik bleibt auch in Frankreich nicht mehr länger Männersache. In der Ausgabe 2022 – der erste Wahlgang fällt auf den 10. April, die Stichwahl auf den 24. – treten immerhin ein Drittel Frauen an. Drei haben nominell Wahlchancen: Le Pen, die Konservative Valérie Pécresse und die sozialistische Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo. Letztere kommt aber nicht einmal auf fünf Prozent Umfragestimmen, Pécresse vermag sich auch nicht recht in Szene zu setzen. Und Marine Le Pen könnte zwar wie schon 2017 in den zweiten Wahlgang vorstoßen, scheint aber nicht in der Lage zu sein, gegen den geborenen Wahlkämpfer Emmanuel Macron eine Stimmenmehrheit zu erhalten. Wobei zu sagen ist, dass kaum eine Feministin über die Niederlage der blonden Rechten traurig wäre.

Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022: Die zwölf Kandidaten für das Amt.
Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022: Die zwölf Kandidaten für das Amt. © Joel Saget Eric Feferberg/AFP

Präsidentschaftswahl in Frankreich: Macron ist Favorit – massive Enthaltung befürchtet

Auch deshalb ist Macron der klare Favorit. Aber gewonnen hat er noch nicht. Wahlen gehen in Frankreich selten ohne Überraschung aus – schon deshalb, weil es die Französinnen und Franzosen gar nicht mögen, wenn die Umfrageinstitute schon vor dem Urnengang wissen wollen, wer ins Elysée einziehen wird. Außerdem wünscht die Wählerschaft laut anderen Umfragen alles – nur kein zweites Duell Macron-Le Pen. Wird dafür der „Unbeugsame“ Jean-Luc Mélenchon – der französische Oskar Lafontaine – in die Stichwahl einziehen? Oder doch Pécresse? Nicht unbedingt zu erwarten ist, dass die rechte Giftspritze Éric Zemmour wider Erwarten zuschlägt, oder der Grüne Yannick Jadot.

Die große Befürchtung ist eine massive Enthaltung. Wenn das aufmüpfigste Volk der Welt resigniert zu Hause bleibt, weil Macron „sowieso“ gewählt wird, dann muss er später mit argen Sozialprotesten rechnen. Und dann wird sich die andere Perspektive des Wahlmonarchen zeigen – die von unterhalb der Guillotine, wo ihn dann viele Citoyens hinwünschen. Aber zuerst müssen es zwei Hoffnungsvolle durch das demokratische Nadelöhr des ersten Wahlgangs schaffen. Bloß, welche? (Stefan Brändle)

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