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Video zeigt Franco A. bei seiner Festnahme in Offenbach: „Ich kriege keine Luft mehr“

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Von: Hanning Voigts

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Der Terrorverdächtige Franco A. wurde von einem Spezialkommando festgenommen.
Der Terrorverdächtige Franco A. wurde von einem Spezialkommando festgenommen. © Sebastian Gollnow/dpa

Gegen den wegen Terrorverdachts angeklagten Bundeswehrsoldaten Franco A. wird erneut Haftbefehl erlassen.

Frankfurt am Main/Offenbach - Der unter Terrorverdacht stehende Bundeswehroffizier Franco A. befindet sich wieder in Haft. Er sei am Sonntagvormittag von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei festgenommen worden, teilte das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt am Montag mit. Eine Sprecherin des Gerichts bestätigte der Frankfurter Rundschau, dass der Soldat noch im Laufe des Montagvormittags einem Haftrichter vorgeführt werden sollte, um eine erneute Untersuchungshaft zu prüfen.

Hintergrund der Festnahme ist ein Haftbefehl, den das OLG am Samstagabend erlassen hatte, weil es Hinweise auf Flucht- und Verdunkelungsgefahr bei A. sieht. Der Soldat, der sich seit Mai vor dem OLG verantworten muss, weil er sich als syrischer Flüchtling ausgegeben und Terroranschläge geplant haben soll, war am Freitagabend in Offenbach von der Polizei kontrolliert und dann vorübergehend in Gewahrsam genommen worden.

Haftbefehl gegen Franco A.: Handyvideos von der Festnahme in Offenbach

Dabei habe er Gegenstände bei sich geführt, „die als Beweismittel in Betracht kommen“, teilte das OLG mit. Aufgrund dieser Tatsache und weiterer Erkenntnisse habe der Vorsitzende Richter einen Haftbefehl erlassen. In dringenden Fällen ist ein solcher Alleingang möglich. A. hatte wegen der gegen ihn erhobenen Terrorvorwürfe bereits von April bis November 2017 in Untersuchungshaft gesessen.

Zu den bei Franco A. gefundenen Gegenständen und zu den Hintergründen der Festnahme am Freitagabend wollten am Montag weder die Sprecherin des OLG noch ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Offenbach weitere Details nennen. Dabei wurde auf offene Ermittlungen und das laufende Gerichtsverfahren am OLG verwiesen.

Franco A. ohne Mund-Nasen-Maske: „Warum kontrollieren Sie mich?“

Der FR liegen mehrere Handyvideos von der Festnahme am Freitagabend vor, die darauf hindeuten, dass die Kontrolle von A. zunächst rein zufällig geschehen sein könnte. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie A. in der S-Bahn-Station „Ledermuseum“ in Offenbach von zwei Streifenpolizist:innen angehalten wird. Der Soldat, der keine Mund-Nasen-Bedeckung trägt, fragt: „Warum kontrollieren Sie mich?“ Anschließend ist zu sehen, wie ein Polizist einen Taser auf A. richtet und immer wieder „Hinlegen“ schreit.

Der Offizier verweigert das und ruft, er habe nichts verbrochen. „Ich werde mich nicht an die Wand legen, weil es keinen Grund dafür gibt, mich hier mit Gewalt zu behandeln“, sagt er laut. „Ich bin ein freier Bürger dieses Landes und ein freier Bürger dieser Welt.“ Danach sagt er, er werde den Anordnungen, „die rechtswidrig sind“, nicht folgen. Außerdem wischt A. sich immer wieder mit den Händen über die Augen, offenbar, weil er Pfefferspray abbekommen hat.

Während nach und nach immer mehr Polizeikräfte dazukommen, sagt A. zu den Beamt:innen, sie hätten „kein Recht, mir irgendwas wegzunehmen“. In einem zweiten Video ist zu sehen, wie mehrere Polizeibeamt:innen versuchen, dem bereits am Boden liegenden Soldaten Handfesseln anzulegen. A., der sich offenbar dagegen wehrt, schreit immer wieder „Hören Sie auf“ und „Ich bin friedlich“, aber auch „Ich ersticke“ und „Ich kriege keine Luft mehr“.

Franco A. schreit bei der Festnahme in Offenbach: „Ich kriege keine Luft mehr“

Franco A. werden unter anderem die Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat, Betrug, Diebstahl und ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen. Er war im Februar 2017 am Wiener Flughafen festgenommen worden, als er dort eine Pistole aus einem Versteck in einer Toilette holte. Weil er sich zudem als syrischer Flüchtling ausgegeben hatte, geht die Bundesanwaltschaft davon aus, dass er aus einem völkisch-nationalistischen Motiv heraus Anschläge begehen und den Verdacht auf geflüchtete Menschen lenken wollte. Weil A. während seines Studiums eine völkisch-rassistische Masterarbeit vorgelegt hatte, diese aber von keinem Vorgesetzten beanstandet worden war, hatte der Fall auch einen Bundeswehrskandal ausgelöst. Aktuell soll Franco A. an der Uni Frankfurt für Jura eingeschrieben sein.

Der Prozess gegen den Soldaten wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt. Acht weitere Verhandlungstage hat das Oberlandesgericht bereits bis Ende März angesetzt. (Hanning Voigts)

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