„Sieg für Fox“: Ex-Moderatorin bezeichnet Rekord-Vergleichssumme als „Kleingeld“
Die US-Moderatorin Alisyn Camerota arbeitete bei Fox News, bevor sie zu CNN wechselte. Ihrer Ansicht nach ist die außergerichtliche Einigung für Fox äußerst vorteilhaft.
USA – Der ultrarechte US-TV-Sender Fox News ist einem Verleumdungsprozess des Wahlmaschinenherstellers Dominion Voting Systems entgangen. Die Parteien einigten sich außergerichtlich, noch vor dem ersten Gerichtstermin, auf eine Zahlung von 787,5 Millionen Dollar (knapp 720 Millionen Euro) – eine Rekordsumme in einem derartigen Prozess gegen ein Medienunternehmen. Alisyn Camerota ist seit neun Jahren Moderatorin beim US-TV-Sender CNN, davor arbeitete sie 16 Jahre bei Fox News. Von dem Ergebnis des Vergleichs ist sie nicht angetan.

Vergleichssumme nur „Kleingeld“: Ex-Moderatorin äußert sich
„Ich habe bereits vorausgesagt, dass es eine Einigung geben würde, weil Fox seine schmutzige Wäsche nicht in einem Gerichtsverfahren waschen will“, sagte Camerota in einer CNN-Sendung. Laut der Moderatorin sei die Vergleichssumme nur „Kleingeld“. Allein Fox’ Nachrichtensparte verdiene mehr als 1 Milliarde Dollar pro Jahr. Der Mutterkonzern Fox Corporation, der dem australisch-amerikanischen Medienmogul Rupert Murdoch (92) gehört, erzielte 2022 mit allen Geschäftsbereichen einen Jahresgesamtumsatz von fast 14 Milliarden US-Dollar.
„Ich denke, das ist ein Sieg für Fox. Ihre großen Stars mussten nicht aussagen und sie mussten sich nicht einmal öffentlich entschuldigen“, so Camerota. Während des Beweisaufnahmeverfahrens waren Belege dafür veröffentlicht worden, die zeigen, dass Moderator:innen und Führungskräfte von Fox News den Lügen von Ex-US-Präsident Donald Trump und seinem Gefolge nicht glaubten. Sie sendeten sie dennoch, weil sie um die sinkenden Quoten und Aktienkurse besorgt waren.
Fox News: „Einsatz für höchste journalistische Standards“
Camerota wies auch darauf hin, dass sich Fox News, entgegen der Behauptung ihrer CNN-Kolleg:innen, nicht für seine falsche Berichterstattung entschuldigt habe. „Sie sagen, dass wir die Feststellungen des Gerichts anerkennen, dass bestimmte Behauptungen über Dominion … falsch sind“, sagte Camerota. Das bedeute nicht, dass Fox News Lügen einräumt, sondern nur, dass „bestimmte Behauptungen“ falsch seien. Weiter sagte die Moderatorin: „Sie sagen nicht einmal, dass sie diese Behauptungen aufgestellt haben. Sie sagen nicht einmal, welche ihrer Moderatoren diese Behauptungen aufgestellt haben. Ich denke, dass dies das beste Ergebnis ist, auf das Fox hätte hoffen können, sobald sie sich in diesen Schlamassel hineinmanövriert haben.“
Camerotas CNN-Kollege Jake Tapper konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als er einen Satz in der Erklärung von Fox News zu dem außergerichtlichen Vergleich vorlas. „Diese Einigung spiegelt den anhaltenden Einsatz von Fox für die höchsten journalistischen Standards wider“, heißt es darin. „Es tut mir leid, es wird schwierig sein, das mit ernster Miene zu sagen“, so Tapper, als er kurz innehielt und gluckste, bevor er den Satz vorlas.

Ursprünglich hatte Dominion gegen Fox News auf 1,6 Milliarden Dollar geklagt – und das ist nicht die einzige Verleumdungsklage eines Wahlmaschinenherstellers gegen den Republikaner-nahen Sender. Smartmatic klagt im Bundesstaat New York auf 2,7 Milliarden Dollar. In der Klage heißt es, Fox News habe dem Unternehmen durch seine Berichterstattung irreparablen Schaden zugefügt. (Johanna Soll)