Fox News: Rechter TV-Sender weiter uneins über Corona-Impfung

Uneinigkeit bei Fox News: Beim Leitmedium der konservativen USA herrschen unterschiedliche Ansichten zum Thema Corona-Impfung.
New York City – Bei Fox News herrscht weiter Verwirrung. Während der rechtskonservative TV-Sender gemäß offizieller Sendelinie die nationale Impfstrategie gegen Corona unterstützt, tun sich einige Moderatoren und Meinungsmacher noch immer schwer damit, ihrerseits zu einer Impfung zu raten.
Das führt zu zum Teil skurrilen Situationen. Da rufen Moderatoren im Vorabendprogramm zum Impfen auf, während Starmoderator Carlson Tucker kurz darauf vor einem Millionenpublikum den Impfkritiker gibt. Da laufen TV-Spots, die zur Impfung raten in Werbeblöcken von Sendungen, in denen Moderatoren weiter Zweifel säen. Inzwischen, so beschreibt es das Online-Nachrichtenmagazin The Daily Beast, wüsste ein Zielpublikum, das es gewohnt sei, seine Meinung direkt aus dem Fox News-Programm zu übernehmen, nicht mehr, was es denn nun denken solle.
Die Konfusion geht so weit, dass einige Meinungsmacher wie der Trump-nahe Moderator Sean Hannity erst zum Impfen aufrufen, kurz darauf aber unter der öffentlichen Entrüstung einer impfkritischen Klientel einknicken und zurückrudern. Inzwischen hat sich so etwas wie eine Kompromisslinie herausgebildet. Im Zweifel raten die Fox News-Leute zu einem Besuch beim Arzt. Der wird schon wissen, ob eine Impfung ratsam oder gar gefährlich sei.
Beim rechten TV-Sender Fox News herrscht Uneinigkeit über die Impfung gegen Corona
Doch auch dieser Konsens bröckelt. In der im rechten Spektrum der USA besonders beliebten Show „Fox and Friends“, einem äußerst meinungslastigen Format, in dem gewöhnlich in den Morgenstunden geschlossen Stimmung gegen Joe Biden, die Demokraten, das liberale Amerika und progressive Politikansätze gemacht wird, kam es zuletzt zur öffentlichen Uneinigkeit. Die Protagonisten: Steve Doocy und Brian Kilmeade. Beide gelten als prominente und beliebte Köpfe des Senders, als Barometer für konservative Befindlichkeiten.
Name | Brian Kilmeade | Stephen James „Steve“ Doocy |
Beruf | Fernsehmoderator | Fernsehmoderator |
TV-Sender | Fox News | Fox News |
Alter | 57 Jahre (7. Mai 1964) | 64 Jahre (19. Oktober 1956) |
Geburtsort | New York City, New York, USA | Algona, Iowa, USA |
Nicht allzu oft kommt es vor, dass sich die beiden „Fox and Friends“-Gastgeber öffentlich widersprechen. Anders an diesem Morgen. Ursächlich für den öffentlich zutage getretenen Dissens war ein eingespielter Bericht, wonach im Bundesstaat Arkansas rund 20 Prozent aller mit einer Corona-Infektion in Krankenhäuser Eingelieferten Kinder seien. „Wenn ihre Kinder älter als 12 Jahre sind, sollten sie wahrscheinlich eine Spritze bekommen“, hob Doocy in Richtung seines TV-Publikums an. „Richtig“, schien ihn Kilmeade zunächst zu unterstützen, schob aber dann nach: „Oder sie gehen zu einem Arzt und entscheiden selbst, was Sie tun möchten.“
Denn, so Kilmeade: „Das sind schließlich normalerweise die Leute, bei denen Sie ihren Rat einholen: Ärzte.“ Doocy erwiderte, dass er, wie „die meisten Amerikaner“, eine Impfung erhalten habe, ohne zunächst einen Arzt konsultiert zu haben. Kilmeade: „Das ist Ihre Entscheidung. Aber ich denke nicht, dass Moderatoren medizinische Ratschläge erteilen sollten.“
Fox News-Moderator Doocy: „Lassen Sie sich impfen“
Nun schaltete sich die Dritte im Bunde der „Fox and Friends“-Besetzung ein, Co-Moderatorin Ainsley Earhardt. „Da stimme ich zu“, gab sie Kilmeade recht. Earhardt selbst war nur einige Tage zuvor aufgefallen, dass sie sich überrascht über die Tatsache gezeigt hatte, dass sich Kinder überhaupt mit dem Coronavirus infizieren können. Erst eine öffentliche Aufklärung durch einen Notarzt aus Texas ließ in ihr Zweifel daran wachsen, dass Donald Trump mit seiner immer wieder öffentlich dargelegten Überzeugung, wonach Kinder grundsätzlich immun gegen Corona seien, den aktuellen Stand der Wissenschaft weiterträgt.
Doocy aber ließ sich weder von Kilmeades Zurückweisung noch von Earhardts Rückendeckung für seinen Kollegen von seiner Meinung abbringen und erklärte: „Die Leute schauen uns seit 25 Jahren zu, um zu erfahren, was wir über verschiedene Dinge denken. Und ich fühle mich absolut behaglich darin, ihnen zu sagen: Wenn Sie überzeugt von der Impfung sind, dann lassen Sie sich impfen.“
Hochburgen der Republikaner: Das Coronavirus wütet vor allem in ländlichen Gebieten der USA
Die öffentliche Kabbelei zwischen beiden Fox News-Moderatoren fällt in eine Zeit, in der in den USA die Neuinfektionen mit dem Coronavirus wieder ansteigen. Schien es zunächst so, als ob die Impfkampagne des demokratischen Präsidenten Joe Biden die Pandemie entscheidend zurückgedrängt haben könnte, meldeten vor allem traditionell von republikanisch gesinnten Menschen bevölkerte Bundesstaaten stark ansteigende Fallzahlen.
Präsident Biden rief daraufhin erneut dazu auf, die Impfanstrengungen zu forcieren und kritisierte Gouverneure und andere politische Würdenträger, welche in ihren Bundesstaaten nicht mitzögen. „Nur damit das klar ist: Die Pandemie, die wir jetzt sehen, ist eine Pandemie der Ungeimpften“, so Biden. Und selbst Donald Trump, das Idol eines Großteils der mehrheitlich republikanischen Bevölkerung der ländlich-konservativen Teile der USA, riet wiederholt zum Impfen. Die Impfstoffe, so Trump, seien „wirksam und großartig“. (Mirko Schmid)